Bei der Abwehr von Wirtschaftsspionage hat Deutschland nach Ansicht des Sicherheitsexperten Christian Schaaf das Niveau eines Entwicklungslandes. Angesichts der bekannt gewordenen NSA-Aktivitäten in Deutschland sagte Schaaf, der unter anderem die regelmäßige Studie zum Stand der Industriespionage von Corporate Trust verantwortet, der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabendausgabe), bei der Schadensabwehr unternehme die deutsche Wirtschaft "eindeutig zu wenig".
Selbst bei konservativer Schätzung müsse man von einem volkswirtschaftlichen Schaden durch Wirtschaftsspionage für Deutschland "rund 50 Milliarden Euro pro Jahr ausgehen, mit deutlich steigender Tendenz". Schaaf beklagte, dass es insbesondere auch bei den kleinen und mittleren deutschen Unternehmen die Mentalität gebe, man könne gegen die großen Lausch-Staaten doch sowieso nichts machen. "Diese Vogel-Strauß-Politik ist aber grundfalsch." Die Wirtschaft sei "zu blauäugig", scheue die Abwehrkosten und Politik übe zu wenig Druck auf die Wirtschaft aus, sich besser zu schützen.
Leider hätten auch die Wikileaks-Erkenntnisse und die Aussagen von Edward Snowden die deutsche Wirtschaft noch nicht aufgeweckt. Deshalb müsste die Politik mit Auflagen deutlich mehr Druck machen. "Beim Brandschutz in den Gebäuden oder beim Sicherheitsgurt in den Autos hat es ja auch funktioniert, auch wenn Investitionen in einen besseren Schutz immer die Kosten für ein Produkt erhöhen. Nur beim Daten- und IT-Sicherheitsschutz gilt bei den notwendigen Schutzvorschriften eher das Schneckentempo."