Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Land, Sie haben den Begriff des "Digitalen Darwinismus" geprägt. Was genau verstehen Sie darunter und welche Lehren gilt es für die Digitalisierung zu ziehen, wenn wir das Resultat der biologischen Darwinismus heute betrachten?
Karl-Heinz Land: So wie Charles Darwin die Evolutionslehre beschrieben hat, so gibt es auch eine digitale Evolution. Die Regeln sind die gleichen - "adapt or die" und "survival of the fittest!" Allerdings gibt es in der "Digitalen Evolution" weniger Zeit.
Mit der Digitalisierung geht eine Dematerialisierung einher und die Wirtschaft versucht vermehrt, physische Güter in einem Zirkulärkreislauf einer möglichst häufigen Wiederverwertung zuzuführen. Was bedeutet das für ein Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell, dessen Erfolg primär von Wachstum und Mehrverbrauch abhängig ist?
Das ist eine noch ungeklärte Frage: Ökologisch hat die Dematerialisierung einen sehr positiven Einfluss auf die Ressourcenverbräuche. Ökonomisch könnte dies unser aktuelles Wirtschaftssystem schon massiv unter Druck setzten. Die sogenannte "Share Economy" - die "Ökonomie des Teilens" verändert auch die Spielregeln der Wirtschaft und der Gesellschaft. Die Bedeutung von Besitz nimmt ab. Die Generation Y machte dies gerade bei den Präsidentschaftswahlen in den USA mit der Unterstützung von Bernie Sanders sehr deutlich - die Mehrheit (knappe 51%) lehnt den Kapitalismus und immer mehr Konsum und Wachstum ab. Hier wird sich noch einiges tun..
Der Mittelstand konnte in den letzten 60 Jahren und bis vor Kurzem mit einem planbaren Wachstum bei intensiveren Anstrengungen rechnen. Die Digitalisierung hat das Potential, auch hoch qualifizierte Jobs und ganze Industriezweige von der "Fehlerquelle Mensch" zu befreien. Was bedeutet das für den Mittelstand?
Dies wird sich vermutlich dramatisch ändern. Die Zyklen verkürzen sich enorm. Ja, wir werden mit "arbeitsfreien" Menschen zu tun haben.. Der Mittelstand muss die Chancen und Risiken, die sich aus den digitalen Potentialen ergeben, besser verstehen lernen und entsprechend handeln. Die Wertschöpfung geht immer mehr Richtung Plattform, Dienstleistung und Service und weniger in Richtung Produkte wie Maschinen, Anlagen, Autos, etc..
Ein spezieller Bereich der Digitalisierung ist derjenige des Geldes. Wie wünschenswert ist es aus Sicht der Konsumenten überhaupt, Geld nur noch als digitale Information zu Verfügung zu haben und somit für Banken und Behörden vollständig gläsern zu sein?
Nein, ich glaube nicht, das das wünschenswert ist oder eintrifft. Die Frage ist vielmehr, ob beim Erfolg der digitalen Währungen (Bsp.: Bitcoin), Banken und Börsen überhaupt noch eine Rolle spielen werden. Schauen Sie sich einmal an, was Apple gerade mit Apple Pay macht, oder Number26 in Verbindung mit Siri.
Eines der vielversprechendsten aktuellen Konzepte der Digitalisierung ist dasjenige der Blockchain, einer verteilten ...
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