Moneycab.com: Herr Iller, die EBITDA-Marge verbesserte sich im dritten Quartal 2017 auf 6,2% von zuvor 6,0%. Das wird von vielen Analysten für zu wenig gehalten…
Clemens Iller: Speziell dann, wenn man diese Zahl dem Wert des Vorquartals von 9,9% gegenüberstellt. Allerdings ist das 3. Quartal bei uns durch die Ferienzeit in den Sommermonaten immer von einer starken Saisonalität geprägt. Diese betrifft insbesondere unsere Geschäfte mit unseren Kunden in Südeuropa. Der damit einhergehende Effekt geringer Verkaufsvolumen, aber auch die in diesem Jahr höheren Instandhaltungskosten durch die stärkere Auslastung unserer Anlagen wurden von den Analysten unterschätzt. Richten wir nun aber den Blick nach vorne und nehmen den Rechenstift in die Hand: Wir haben für das Geschäftsjahr 2017 die Guidance am oberen Ende bei 210-220 Millionen Euro bestätigt. Man kann sich einfach ausrechnen, dass wir zwar in Q3 saisonal bedingt schwächere Zahlen im Vergleich zu Q1 und Q2 geliefert haben, für Q4 und das Gesamtjahr aber durchaus positiv gestimmt sind.
Netto blieb Schmolz + Bickenbach mit 7 Millionen Euro noch in den roten Zahlen. Haben sie sich die ersehnte Wende im Jahr, in welchem Ihre Tochtergesellschaft Swiss Steel in Emmenbrücke den 175-jährigen Geburtstag feiert, also für das 4. Quartal aufgehoben?
Die üblichen Instandhaltungsphasen sowie die reduzierten Geschäftsaktivitäten im Sommer führen dazu, dass wir im 3. Quartal selbst in starken Jahren bestenfalls ein leicht positives Nettoergebnis erreichen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres haben wir jedoch bereits einen Reingewinn von fast 20 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Geschäftsjahr 2017 werden wir auf jeden Fall mit einem deutlichen Konzerngewinn abschliessen.
"Einen grossen Hebel haben aber vor allem die konzerninternen Kosten, wenn wir zum Beispiel Rohstahl von der Produktionsstätte zur Weiterverarbeitung transportieren."
Clemens Iller, CEO Schmolz + Bickenbach Group
Stahl ist schwer: Welche Rolle spielen in Ihrer Bilanz die Transportkosten?
Die externen Fracht- und Verpackungskosten machen rund 20 Millionen Euro pro Quartal aus. Diese entwickeln sich gleichläufig mit den Absatzmengen und werden dann jeweils an unsere Kunden weiterverrechnet. Einen grossen Hebel haben aber vor allem die konzerninternen Kosten, wenn wir zum Beispiel Rohstahl von der Produktionsstätte zur Weiterverarbeitung transportieren. Hier können wir durch gruppenweite Zusammenarbeit noch einige weitere Synergiepotenziale ausschöpfen. In der Schweiz haben wir mit der Panlog am Standort Emmenbrücke bereits eine konzerneigene Logistikgesellschaft, die die Transporte vor Ort optimal umsetzt sowie die externe Logistik für unsere Schweizer Gesellschaften realisiert.
Und welche Rolle spielen die Stahlzusatzstoffe Nickel, Chrom und Molybdän in Ihrem Produktemix?
Wir stellen im Konzern Produkte in drei grossen Kategorien mit unterschiedlichen Eigenschaften und für verschiedenste Anwendungsbereiche her: Edelbau-/Qualitätsstahl, Werkzeugstahl und rost-, säure, hitzefesten Stahl (RSH-Stahl). Bei Letzterem werden die höchsten Mengen an Legierungszusätzen benötigt, um die besondere Widerstandsfähigkeit zu erreichen. Im groben Durchschnitt über alle Sorten enthalten unsere Stähle etwa 4% Ferrochrom, 1% Nickel sowie weniger als 0.5% Molybdän. Diese Zusatzstoffe machen zwar mengenmässig nicht viel aus, haben aber massive Auswirkungen auf die Eigenschaften der Stahlgüten und sind auch teuer. So macht Nickel etwa 20% unserer Materialkosten aus, Ferrochrom etwa 15% und Molybdän etwa 8%.
"Zukünftig werden wir auch auf Konzernebene verstärkt über unsere nichtfinanziellen Kennzahlen wie zum Beispiel Energieverbrauch oder Emissionen berichten."
Der Werkstoff Stahl ist einer der wenigen zu 100% recycelbaren Werkstoffe überhaupt. Dennoch hat die Stahlindustrie in den Köpfen der Leute den Ruf einer Dreckschleuder. Wie gehen Sie diesen Zwiespalt an?
Wir nehmen den Umweltschutz sehr ...
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