Zwar stiegdie Inflationsrate im Mai überraschend auf 1,9 Prozent gegenüber Vorjahr(Kernrate 1,3 Prozent), dies war jedoch hauptsächlich auf einen starken Anstiegder Energiepreise zurückzuführen, die gegenüber Vorjahr um 6,1 Prozentzulegten. Letzteres dürfte den Teuerungsanstieg aus Sicht der Bankrelativieren, deren Glaubwürdigkeit aufgrund strukturell niedriger Inflation inden letzten Jahren gelitten hat.
Vor diesemHintergrund dürfte die EZB feststellen, dass die Abwärtsrisiken für ihreökonomische Prognosen zugenommen haben. Dies gilt vor allem auch unterBerücksichtigung der protektionistischen Tendenzen in den USA und wiederaufflammender politischer Risiken in Italien.
Der EU stehthinsichtlich der Fiskaldisziplin und einer Einhaltung von EU-Regeln eine ernsteKonfrontation mit der neuen italienischen Koalitionsregierung bevor. Zwardürfte sich die EZB derzeit noch eines Kommentars enthalten. Gleichwohl werdendie Finanzmärkte genau auf die Reaktion der Zentralbank auf Marktbewegungenbeobachten, die die Finanzmarktstabilität gefährden könnten. Bislang ist diesjedoch noch nicht geschehen.
Angesichtsall dieser Unsicherheiten ist es voraussichtlich aus Sicht der EZB noch zufrüh, sich detaillierter zu ihrem Vorgehen bei einem Ausstieg aus derultra-lockeren Geldpolitik zu äußern - auch wenn das Anleihenkaufprogramm imSeptember dieses Jahres planmäßig ausläuft. In unserem Basisszenario erwartenwir, dass das QE-Programm langsamer - erst im Dezember 2018 - auslaufen wird.Zu einer ersten Zinserhöhung dürfte es im zweiten Halbjahr 2019 kommen.