St. Gallen - Einigermassen übersichtlich zusammenzufassen, was sich in den letzten etwa zehn Tagen so alles zugetragen hat, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Heute halten dies - Digitalisierung sei Dank - viele für kein Problem mehr. Man schreibt die Worte in Text-Kurzmitteilungen nicht mal mehr aus, die eigene Stimmung lässt sich mittels Emojis kurz und bündig umschreiben und das Ganze lässt sich dann mittels Daumen oder Zeigefinger rasant übermitteln und ebenso schnell abrufen. Bekanntlich benutzen auch Politiker heute diese Technik, um wichtige Erkenntnisse oder sogar Weichenstellungen zu kommunizieren. Und ich meine damit nicht (nur) Donald Trump.
Am Montag dieser Woche etwa meldete sich Emmanuel Macron nach langem Schweigen zur Revolte im eigenen Land via Twitter zu Wort und kündigte unter anderem die Erhöhung des Mindestlohnes um 100 Euro an. Ausserdem möchte er in Zukunft Überstunden nicht mehr mit Steuern oder Sozialabgaben belasten. Und er entschuldigte sich für die falsche Einschätzung der Lage in seinem Land. Doch nicht allein Frankreich beschäftigte uns die letzten Tage, es gab auch etliche andere Events, über die zu berichten, Seiten füllen würde. Deshalb werde ich mich dem Gebot der Zeit folgend kurz fassen - aber doch im Rahmen des vorliegenden Gefässes - und nicht auch noch anfangen zu zwitschern.
G20
Das Beste am G20-Gipfel in Buenos Aires war, dass er überhaupt stattfinden konnte. Ganz im Gegenteil zum Finalrückspiel der Copa Libertadores - dem Pendant zur europäischen Champions League - das nach zwei Versuchen, die beide wegen massiver Ausschreitungen scheiterten, schliesslich von Buenos Aires nach Madrid verlegt werden musste. Der 3:1 Sieg von River Plate Buenos Aires über den Stadtrivalen Boca Juniors in der Verlängerung ist nach so einem Vorlauf eigentlich nur noch Randnotiz. Das Zweitbeste am oben erwähnten G20 Gipfel war, dass sich die teilnehmenden Staats- und Regierungschefs zumindest auf eine gemeinsame Abschlusserklärung verständigt haben, was Donald Trump zuletzt verunmöglicht hatte. Der am Rande ausgehandelte Waffenstillstand im Handelsstreit zwischen den USA und China wurde indes bereits wenige Tage darauf wieder relativiert, indem die Finanzchefin des chinesischen Technologiekonzerns Huawei, Weng Wanzhou, auf Geheiss der USA in Kanada verhaftet wurde (mittlerweile ist sie auf Kaution wieder frei). Das Beste aus Sicht der Schweiz: auch FIFA-Präsident Gianni Infantino war am G20-Gipfel zugegen. Was hat der da eigentlich verloren?
Klimakonferenz…
In Kattowitz (Polen) ist der Klimagipfel noch im Gang. Die grösste Erkenntnis bisher ist, dass die Erderwärmung Tatsache ist und nicht etwa Fake. Darauf folgt die Erkenntnis, dass zwar bereits einiges unternommen wird, der Erderwärmung Einhalt zu gebieten, aber weitaus mehr gemacht werden muss. Und dann noch, dass die Zeit drängt, denn schon jetzt nehmen die Wetterextreme zu. Am Ende wird es wieder um Formalitäten gehen, etwa darum, ob und vor allem wie der Bericht des IPPC (Intergovernmental Panel on Climate Change, zu Deutsch Weltklimarat) in das Abschlussdokument aufgenommen werden soll. Das bringt uns den Zielen des Pariser Klimaabkommens (maximal 2 Grad Erwärmung) nicht gerade näher. Das Beste aus der Sicht der mit Klimafragen weniger Bewanderten: Arnold Schwarzenegger mischte den Klimagipfel auf (so die "Welt") und Trump sei ein "meschuggener Anführer". Was hat Arnie da eigentlich ...