Moneycab.com: Wie erleben Sie die aktuelle Stimmung der Unternehmungen und Investoren?
Prof. Dr. Maurice Pedergnana: Bei den Investoren ist die Stimmung negativer als bei Unternehmern. Es kommt allerdings stark auf die Branche und die Region an. Ich war kürzlich in Indien. Da ist die Stimmung überaus positiv. Der Aktienmarkt hat auch im schwierigen Jahr 2018 um 5 Prozent zugelegt. Für die kommenden Jahre werden zweistellige Gewinnzuwachsraten prognostiziert. Ist man dagegen Luxusgüterverkäufer in China, ist die Euphorie einer neuen Nüchternheit gewichen.
Wie investmentfreudig sind die Unternehmungen zurzeit?
«Freudig» ist ein Unternehmen nie. Es braucht jedoch, um im Wettbewerb bestehen zu können, die Produktivität zu erhöhen, neue Modelle zu generieren usw. Der stete Druck führt dazu, dass man alle Möglichkeiten der Produktivitätssteigerungen in Betracht zieht. Selbst in China sind die Lohnstückkosten mittlerweile derart hoch, dass ganze Roboterkolonnen die Fabrikhallen prägen. Ein Auto zum Beispiel von Dacia in Rumänien zu produzieren ist günstiger als eines in China zu fertigen. Aber da ist nun mal der grösste Automobilmarkt der Welt, und die Unternehmen müssen näher zur Kundschaft. Die sogenannte «Time to Market» wird immer geringer und die Zeit von der Automobilausstellung bis zur ersten Strassenfahrt immer kürzer. Man muss rasch und nah agieren, auch als Automobilzulieferer jüngste Trends aufgreifen und kostengünstig die Lösungen über die gesamte Lieferkette zum Kunden bringen.
Wird dieser Trend anhalten?
Ja, und er wird sich sogar noch verstärken. Amazon gibt sich nicht nur mit «Amazon Prime» - Liefergarantie innert 24 Stunden - zufrieden, immer mehr wollen «Amazon Prime Now», d.h. die ultraschnelle Auslieferung innert zweier Stunden. Das erfordert enorme Anpassungen an den gesamten logistischen Prozess vom Einkauf des Rohmaterials bis zur Endlieferung. Allein für Amazon fliegen derzeit schon 30 Boeing 767-300 Frachtflugzeuge rund um den Globus. In die Logistik und Digitalisierung, Automatisierung und Robotik werden derzeit enorme Summen investiert, damit man nicht im Wettbewerb zurückfällt.
Investieren die Unternehmungen Ihrer Ansicht nach strategisch richtig?
Ich bin beispielsweise gerne in Kühne+Nagel investiert. Solche Unternehmen, mit einer hervorragenden Marktstellung in der Luft- und Seefracht können Tür-zu-Tür-Lösungen anbieten, die immer mehr zunehmen werden - mit dem Onlinemarkt ohnehin. Auch Lonza, ein herausragender Serviceprovider in der Biotech- und Pharmaindustrie, hat ausgezeichnete Investitionsschritte unternommen, um das Unternehmen noch besser zu positionieren. Das gilt auch für die «kleine Lonza» Siegfried.
Wie können Unternehmungen noch besser investieren?
Die beste Investition ist jene in die relative Qualität. Egal, in welchem Markt man sich bewegt, die Gewinner sind stets jene, denen es mit ihren Investitionen gelingt, die Kundschaft besser zu bedienen - relativ besser gemessen am Wettbewerbsdurchschnitt. Vielen Banken gelingt das beispielsweise nicht. Deren IT-Investitionen generieren seit vielen Jahren keinen Mehrwert, verschlingen aber Milliarden.
Welche Fragen soll sich ein Unternehmen bzgl. seiner Investmentstrategie stellen?
Im B2C-Geschäft spielt die Optimierung zwischen ...
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