Zürich - Das Credit Suisse Research Institute (CSRI) hat heute eine umfassende Studie veröffentlicht, in der die potenziellen Risiken in Verbindung mit dem Anstieg der globalen Verschuldung in den letzten Jahren bewertet werden. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer systemischen Krise wie jene im Jahr 2008 in Grenzen hält. Hingegen bestehen diverse punktuelle Risiken, die einer genauen Beobachtung bedürfen.
Lässt der historisch hohe Schuldenstand im Verhältnis zum BIP darauf schliessen, dass wir auf eine erneute disruptive Krise in wichtigen Ländern oder gar weltweit zusteuern? Der Bericht des Credit Suisse Research Institute versucht, diese Risiken mittels einer Analyse der Schuldendynamik aus diversen Blickwinkeln und einer Untersuchung der Verschuldung in den wichtigsten Volkswirtschaften, Regionen und Sektoren zu beurteilen. Allgemein liessen sich signifikante Unterschiede in der Schuldenentwicklung feststellen: Der stärkste Schuldenanstieg ist dabei auf eine relativ geringe Anzahl von Ländern und Sektoren konzentriert.
Ausgewählte Ergebnisse:
Die hohe Staats- oder Quasi-Staatsverschuldung in Industrieländern sowie in China ist besorgniserregend, da sie die politische Flexibilität einschränkt. Allerdings führen die derzeit niedrigen Realzinsen zu einer erhöhten Schuldentragfähigkeit. Sollten die Zinsen aufgrund eines stärkeren Wachstums steigen, wäre dies nicht problematisch. Ein Anstieg infolge geringerer globaler Ersparnisse hingegen würde weltweit die schuldenbezogenen Risiken erhöhen. In der Eurozone sind die Finanzkennzahlen besser als bisweilen dargestellt. Die Tragbarkeit der Schulden ist jedoch aufgrund der noch lückenhaften Währungsunion und vor allem aufgrund des politischen «Tail-Risikos» gefährdet. China hat seit 2008 entscheidend zum Schuldenwachstum beigetragen. Der Schuldenstand in China dürfte angesichts des nach wie vor beträchtlichen Wachstumspotenzials zwar tragbar bleiben, jedoch nur um den Preis einer fortgesetzten «Finanzrepression». Zahlungsausfälle dürften in den Segmenten der Unternehmensanleihemärkte steigen, sobald das Wirtschaftswachstum stärker abflacht oder wenn eine noch straffere Geldpolitik verfolgt wird. Unter diesen Umständen könnte eine Auflösung von Positionen starke Marktspannungen infolge von Illiquidität auslösen. Der Verschuldungsgrad in den Randbereichen des Bankensystems ist in den letzten Jahren erneut gestiegen. Während die chinesischen Behörden in jüngster Zeit intensiv gegen Kredite von «Schattenbanken» vorgegangen sind, könnten Immobilienkredite kaum beaufsichtigter Unternehmen am US-Markt Risiken darstellen. Mit dem wachsenden Marktanteil nicht fremdfinanzierter Unternehmen wie Versicherungsgesellschaften und Vorsorgeeinrichtungen scheinen kaum systemischen Risiken verbunden zu sein. Das Risiko schuldenbedingter Spannungen ist in den meisten Schwellenländern im Vergleich zu den späten 1990er Jahren deutlich gesunken, nicht zuletzt dank einer flexibleren Geld- und Währungspolitik. Länder mit einer schwachen Haushaltsdisziplin oder erheblichen auf Fremdwährung lautenden Unternehmensanleihen müssen jedoch genau beobachtet werden. In den Jahren nach der Finanzkrise haben einige Immobilienmärkte (u. a. in der Schweiz) aufgrund sehr niedriger Zinssätze eine Überhitzung erfahren. Im Falle eines Konjunktureinbruchs müsste mit Rückschlägen gerechnet werden. Hingegen geben Immobilienkredite heute aufgrund stabilerer Finanzprodukte weniger Anlass zur Sorge. Der Hauptgrund für eine optimistischere Einschätzung der systemischen Stabilität ist die geringere Verschuldung des globalen Bankensystems.Michael O'Sullivan, Regional Chief Investment Officer EMEA, Credit Suisse: «Die zentrale Schlussfolgerung des Berichts lautet, dass zwar einige spezifische punktuelle Risiken bestehen, eine akute ‹systemische› Instabilität aber weniger wahrscheinlich erscheint als häufig angenommen. Einer der Hauptgründe liegt darin, dass die Verschuldung des internationalen Bankenwesens seit der Krise deutlich zurückgegangen ist, wenngleich in einigen neuen ...
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