London / Strassburg - Bei der Abstimmung über das Brexit-Abkommen am Dienstagabend im britischen Parlament droht Premierministerin Theresa May eine Niederlage. Zahlreiche Parlamentarier ihrer Konservativen Partei, aber auch die nordirische DUP, auf deren Stimmen ihre Minderheitsregierung angewiesen ist, wollten den mit Brüssel nachgebesserten Deal nicht unterstützen. Der notwendige Fortschritt sei noch nicht erreicht worden, teilte die DUP mit.
"Wenn dieser Deal nicht angenommen wird, kann es sein, dass der Brexit verloren geht", warnte die Regierungschefin am Dienstagnachmittag die Abgeordneten. "Ich bin sicher, dass wir die bestmöglichen Änderungen erreicht haben." May, die tags zuvor kurzfristig zu Last-Minute-Gesprächen nach Strassburg gereist war, konnte im Unterhaus vor Heiserkeit kaum sprechen. Die Abgeordneten sollten gegen 20 Uhr (MEZ) über das Vertragswerk abstimmen.
May hatte am Montag mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bei einem abendlichen Treffen in Strassburg Änderungen an dem Deal vereinbart. Die Bundesregierung begrüsste die Zugeständnisse an London. "Wir unterstützen diesen Schritt ausdrücklich", sagte Kanzlerin Angela Merkel in Berlin. "Wir haben uns Mühe gegeben, auf die britischen Befindlichkeiten und auf die britischen Wünsche und auf die britischen Sorgen einzugehen."
Zerstrittenes Parlament
Grossbritannien will die Europäische Union am 29. März verlassen. Bereits bei einer ersten Abstimmung über das Brexit-Abkommen Mitte Januar war May krachend gescheitert. Das Parlament ist total zerstritten, wie es beim EU-Austritt weitergehen soll. Beobachter schlossen nicht aus, dass mit einer erneuten Schlappe auch Mays Zeit als britische Premierministerin sehr schnell ...