St. Gallen - Am nächsten Mittwoch wird die Fed ihren geldpolitischen Entscheid bekanntgeben. Am Donnerstag folgt die SNB. Beide werden ihre Zinsen unverändert belassen und die gestiegenen Risiken in für die Weltwirtschaft betonen. Damit sind die Gemeinsamkeiten aber schon vorbei. Die Fed hat sich mit höheren Zinsen etwas Spielraum verschafft und wird von der Politik wegen zu hohen Zinsen kritisiert. Die SNB auf der anderen Seite hängt an den Entscheiden der EZB und kommt wegen ihrer Negativzinsen immer mehr unter Druck.
Von Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank
Die Fed hat in den letzten zwei Jahren den Leitzins in regelmässigen Schritten um 2% angehoben. Das ist im historischen Vergleich wenig. Zudem befindet sich der Fed-Zins mit 2.375% nach wie vor unterhalb der neutralen Rate von 2.75% bis 3.00%, welche als Grenze zu einem wirtschaftsbremsenden Zinsumfeld gilt. Gleichzeitig mit den Zinserhöhungen hat die Fed vor einem Jahr begonnen, ihre Bilanz zu verkleinern und der Wirtschaft damit die nach der Finanzkrise zusätzlich zugefügte Liquidität zu entziehen.
Pause oder Wendepunkt?
Dass die Fed angesichts der schwächeren Wirtschaft in Europa und China sowie der politischen Unsicherheiten rund um den Handelsstreit und den Brexit nun eine Pause einlegt, ist nachvollziehbar. Zudem wirken Zinserhöhungen erst mit einer zeitlichen Verzögerung von bis zu einem Jahr auf die Konjunktur. Die Schritte des letzten Jahres haben ihre Wirkung deshalb noch nicht voll entfaltet. Es macht daher Sinn, dass die Fed zuerst abwartet, wie die US-Wirtschaft auf die höheren Zinsen und die tiefere Liquidität reagiert. ...