Ich war irgendwie schon immer ein Industriefan. Da wird schliesslich noch etwas produziert, das man nicht nur sehen sondern auch anfassen kann. Etwas, das einem nach dem Erwerb direkten und unmittelbaren Nutzen stiftet, nicht selten sogar Emotionen freisetzt. Manche (Männer) sind bekanntlich völlig aus dem Häuschen, wenn sie sich ihr neues Auto vorstellen. Eine Armbanduhr kann Euphorie hervorrufen, genauso wie Designerunterwäsche, modische Klamotten oder meinetwegen auch ein Handy. Nicht zu vergessen ein gutes Mahl, von Hand und mit Liebe gezaubert. Und wenn man einen Nagel mit dem Hammer in die Wand schlägt, sonst wie rumwerkelt oder den Rasen mäht, dann sieht man danach eins zu eins, was man getan hat. Ein solches Gefühl vermittelt mir keine Beratung.
Ich arbeite dennoch seit Jahrzehnten im Dienstleistungssektor, so wie die Mehrheit der Bevölkerung hierzulande auch. Zweimal jobbte ich u.a. während der Semesterferien in der Industrie. Ich war für einen Studenten damals sensationell hoch bezahlt, erspare Ihnen aber lieber die Details meiner Tätigkeiten, die wohl auch der Grund für die tolle Bezahlung waren. Nur so viel: sie waren das Gegenteil von sauber und ruhig. Die Vorstellung, eine solche Arbeit ein ganzes Leben lang zu verrichten, war Grund genug, mich für einen Job im Büro zu entscheiden. Der versprach doch etwas mehr "Convenience" und erst noch etwas Abwechslung im Vergleich zu einer Werkbank.
Banking lag da natürlich besonders nahe. Das war damals extrem en vogue. Fast schon unverschämt gut bezahlt, imageträchtige Kulisse, hohes gesellschaftliches Ansehen und diverse Jobbereicherungen jeder Art, all dies machte die Banken einst zu unschlagbaren Konkurrenten im sogenannten Krieg um Talente. "Director" auf seiner Visitenkarte einer Bank und vermeintlich war man ein gemachter Mann so die Devise damals. Nur die Unternehmensberatungen standen zum Beginn meiner Berufslaufbahn noch höher im Kurs der Diskussionen über seine Zukunft in der Mensa. Klar musste
man folglich Wirtschaft studieren oder Jura. Da winkte einem schliesslich das grosse Geld, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
Industrieland Schweiz
Geld gegen Ware, das gibt es heute bekanntlich immer weniger. Heute konsumieren wir viel mehr Dienstleistungen als ...