Die Aktion von Greenpeace war künstlerisch wertvoll. In verschiedenen Schweizer Städten präsentierten Umweltaktivisten Müllmonster, gefertigt aus Nestlé-Produktverpackungen. Sogar eine riesige schwimmende Plastikmüllkrabbe schleppte Greenpeace - diesmal durch den Genfersee - zum Nestlé-Sitz in Vevey. Anschliessend machte man mit Plakaten "Nestlé, this is yours" und "Nestlé, stop single use" auf Verpackungsmüll aufmerksam. Die Umwelt-PR-Aktion trifft aber das falsche Ziel. Zum einen ist es zu billig. Nestlé hat über 2000 eigene Marken und entsprechend noch einmal ein Vielfaches an Verpackungen. Dass achtlos weggeworfener Verpackungsmüll des grössten Nahrungsmittelkonzernes der Welt an allen Stränden der Erde angespült werden kann, ist klar. Und dass man daraus eher ein Plastikmonster bauen kann als aus Prix Garantie-Joghurtbechern, ist rein statistisch der wahrscheinlichste aller Fälle. Zum anderen tragen aber in erster Linie jene Leute Schuld an der problematischen Vermüllung der Meere, die den Abfall nicht richtig entsorgen. Klar macht es Sinn, keine überflüssigen oder gar verdummenden Verpackungen in den Handeln zu bringen; doch der Reihe nach:
Glücklicherweise trat seit dem 2. Weltkrieg die Verpackungsindustrie ihren Siegeszug an. Davor gab es bis zu einem Viertel Verlust beim Papiertransport infolge Mangel an Packbrettern. Ein Zehntel allen Zements ging vor dieser Zeit durch den losen Transport verloren. Heute tütet man ihn ein, und die Umweltbelastung für die Produktion der Papiersäcke macht nur ein Bruchteil der Umweltbelastung für die Produktion der Fehlmengen aus. Glasbruch beim Transport führte zu gewaltiger Ersatzproduktion (bis rund 10 Prozent), welche teurer wurde als die Transportkosten. Der Siegeszug der Flaschen aus Kunststoff in den 60er Jahren hat die Schwundverluste gesenkt und gleichzeitig wegen des geringeren Gesamtgewichts und der Flexibilität die Transportlogistik vereinfacht. Das kommt in der Gesamtbilanz der Umwelt zu Gute kommt (allerdings macht es generell wenig Sinn Mineralwasser von einem Alpenstaat in den anderen zu karren, egal ob in Glas- oder Plastikflasche).
In den ehemaligen Ostblock-Staaten, gingen einst rund 10 Prozent der Waren kaputt, weil sie schlecht verpackt waren. Das betraf selbst Fernseher ...
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