Das Jahr 2018 war ein konjunkturelles Ausnahmejahr für die Schweiz. Es war schliesslich schon wieder ein Weilchen her, dass die hiesige Wirtschaft gut 2.5% zugelegt hatte. Die Schweizer Wirtschaft profitierte im vergangenen Jahr vor allem von der globalen Konjunkturdynamik, insbesondere natürlich dem Aufschwung in Europa. 2018 war zudem das Jahr, in welchem die ärgsten Folgen des Frankenschocks überwunden werden konnten. Es herrschte Vollbeschäftigung, und es wurden beachtlich viele neue Stellen geschaffen. Die Arbeitslosenquote lag im Jahresdurchschnitt bei ausserordentlich tiefen 2.6%. Dass die Inflationsrate in diesem Umfeld gerade mal 0.9% betrug, hätte man vor einigen Jahren kaum für möglich gehalten.
Von einer Lohn-Preis-Spirale ist trotz guter Makrolage also noch keine Spur zu sehen. Im Gegenteil: im konjunkturellen Ausnahmejahr 2018 resultierte ein Reallohnrückgang (!) um 0.4%, da die nominellen Löhne nur um bescheidene 0.5% stiegen. Nun muss man berücksichtigen, dass die (nominellen) Jahreslöhne nicht am Ende des laufenden, sondern in der Regel gegen Ende des vorhergehenden Jahres festgelegt werden. Die Aussichten waren Ende 2017 aber auch schon recht rosig, weshalb der Reallohnrückgang nicht etwa konjunktureller Unsicherheit geschuldet ist, sondern höchst wahrscheinlich auch der Tatsache, dass sich die Margen gerade in der Industrie damals noch gehörig unter Druck befanden. Und einmal mehr sagt der Durchschnitt wenig aus. Es gab zwar auch detailliert betrachtet keine grossen Sprünge, aber durchaus einige bemerkenswerte Entwicklungen.
Matthäus-Effekt
In 8 von 26 ausgewiesenen Branchen wurde 2018 ein Reallohnplus verzeichnet. Einmal mehr fällt auf, dass sich darunter fast alle Branchen befinden, in denen ohnehin bereits vergleichsweise hohe Löhne bezahlt werden, namentlich die Pharmaindustrie, Finanz- und ...