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Stephan Rieke (Oddo BHF): Drohendes Sommergewitter an den Finanzmärkten?

In den letzten Tagen sind überwunden geglaubte oder in den Hintergrund gedrängte Konflikte wieder ausgebrochen. So droht US-Präsident Trump Mexiko trotz des neu abgeschlossenen Handelsabkommens angesichts eines anhaltenden grenzüberschreitenden Stroms an Migranten mit Strafzöllen. Die italienische Lega, beflügelt von ihrem jüngsten Wahlerfolg, fordert u.a., die EZB solle die Staatsschulden garantieren(!) und der Europäischen Investitionsbank 1.000 Mrd. Euro für die Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen zur Verfügung stellen.

Während diese Forderungen derzeit nur als Drohkulissen im Raum stehen wird bei der Tragödie namens Brexit schon am nächsten Kapitel geschrieben.

Beim Brexit wird bereits am nächsten Kapitel geschrieben

Wie alles anfing

1957 gründeten Deutschland, Frankreich, Italien und die Benelux-Staaten die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, den Vorläufer der heutigen Europäischen Union. 1961 beantragt Großbritannien erstmals die Mitgliedschaft in der EWG, die der französische Staatspräsident de Gaulle aber durch sein Veto verhindert. Sechs Jahre später startet das United Kingdom den nächsten Anlauf und tritt 1973 schließlich auch bei, bestätigt durch eine zwei Jahre später stattfindende Volksabstimmung. Obwohl Großbritannien in den Folgejahren wichtige, die eigene Souveränität einschränkende Schritte (u.a. Schengener Abkommen, Einführung des Euro) nicht mitvollzieht, nehmen viele Briten eine ablehnende Haltung gegenüber dem wachsenden Einfluss der EU-Kommission und der Brüsseler Bürokratie ein.

Dammbruch unter Premierminister Cameron

Der zunehmend von der EU-kritischen UKIP-Partei und dem eigenen EU-skeptischen Parteiflügel unter Druck geratende konservative britische Premierminister Cameron plant einen taktischen Befreiungsschlag und verspricht 2013, (bis spätestens 2017) ein Referendum über den Verbleib in der EU abzuhalten. Was angesichts der EU-freundlichen Umfrageergebnisse zunächst als kluger politischer Schachzug erscheint entwickelt sich zum Dammbruch. Unter dem Eindruck der sich teilweise chaotisch entwickelnden europäischen Flüchtlingskrise schwenkt die Mehrheit ins Ausstiegslager. Nach einer über vierzigjährigen EU-Mitgliedschaft stimmen am 23. Juni 2016 bei einer hohen Wahlbeteiligung (72,2 %) 51,9% der Wähler für den Brexit. David Cameron wird sein erstes politisches Opfer und tritt zurück.

Nachfolgerin Theresa May und ihre Fehlkalkulation

Theresa May, die Nachfolgerin Camerons, reicht am 29. März 2017 in Brüssel die offizielle Austrittserklärung ein, damit beginnt die Zweijahresfrist bis zum Vollzug des Austritts. May will die Gunst der Stunde nutzen und schreibt Neuwahlen zum 8. Juni 2017 aus. Angesichts der augenscheinlichen Schwäche der oppositionellen Labour Party hofft sie auf ein starkes Mandat für ihre Verhandlungen mit der EU und zudem weniger abhängig von den innerparteilichen Ausstiegsbefürworter zu werden. Zwar können die Konservativen Stimmengewinne verbuchen, die größten Zuwächse fährt aber die Labour Party ein; die Tories verlieren ihre Mehrheit im Unterhaus und sind seitdem auf die Stimmen der nordirischen DUP angewiesen, was die Situation weiter verkompliziert. In den sich anschließenden Verhandlungen über den Ausstieg und die angestrebte Übergangslösung fährt die EU einen harten Kurs, sicherlich auch gedacht als Warnsignal für potenzielle weitere Exit-Kandidaten. Im Verlauf des langwierigen und zähen Prozesses treten mehrere Mitglieder von Mays Kabinett zurück. Premierministerin May findet für ihr Verhandlungsergebnis trotz kleinerer Nachbesserungen des Vertragswerks und einer zweimaligen Verlängerung der Austrittsfrist (zuletzt bis 31. Oktober 2019) letztlich keine Mehrheit im Parlament. Theresa May wird das zweite Opfer des Ausstiegs und wird heute (7. Juni) den Parteivorsitz niederlegen; sie bleibt aber Regierungschefin bis sich die Konservativen auf einen Nachfolger/-in geeinigt haben. Die Wahlen zum EU-Parlament, eine Teilnahme der Briten war ursprünglich gar nicht vorgesehen, werden für die Tories zum Desaster; die traditionsreiche Partei fällt mit 8,9% auf den fünften Platz zurück, die neu gegründete Brexit-Party erzielt aus dem Stand 30,8%, die EU-freundlichen Liberaldemokraten 19,8%.

Was bedeutet das für die Finanzmärkte?

Aus dem Blickwinkel der Finanzmärkte wäre ein "harter Brexit" natürlich eine belastende Nachricht. U.E. muss bei einer Einschätzung des drohenden Schadens aber auch die zu erwartende Reaktion der britischen Notenbank berücksichtigt werden und dass die Anleger genügend Zeit hatten, sich auf das zunehmend wahrscheinlicher werdende Risikoszenario einzustellen. Wir rechnen damit, dass bei einem Austritt ohne Vertrag die Bank of England umgehend mit einer geldpolitischen Lockerung reagiert. Eine Zinssenkung, möglicherweise sogar eine Wiederaufnahme des QE-Programms, würde zu fallenden Renditen bei britischen Staatsanleihen führen. Das britische Pfund, das 2016, in den Wochen nach dem Referendum, fast 15% seines Werts gegenüber dem Euro verlor, dürfte einen weiteren Schwächeanfall erleiden. Aus Sicht des britischen Aktienmarktes wäre eine im Gefolge eines "harten Ausstiegs" unvermeidliche Abschwächung des heimischen Wirtschaftswachstums natürlich Gift, dem stünden aber niedrigere Renditen bei UK-Staatsanleihen und die positiven Effekte eines schwächeren Pfunds auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne gegenüber; immerhin generieren die im FTSE 100 versammelten Londoner Leitwerte etwa 75% ihrer Umsätze außerhalb Großbritanniens. Die Erfahrung zeigt dann auch, dass Phasen einer deutlichen Abwertung des Pfund gegenüber dem Euro zu einer Outperformance des FTSE 100 gegenüber dem Euro STOXX 50, dem Leitindex der Eurozone, führen und umgekehrt.

Also entspannt zurücklehnen?

Auch wenn die unmittelbaren negativen Folgen eines zum 31. Oktober drohenden "harten Brexit" keinen harten Stress-Test für die Finanzmärkte darstellen dürften, so besteht leider auch kein Grund sich entspannt zurückzulehnen und die (oftmals durchaus richtige) Börsianerweisheit von den "kurzen Beinen politischer Börsen" zu zitieren. Die schmerzliche "Ehescheidung" zwischen UK und EU zeigt nämlich leider auch, wie leicht ein scheinbar gut kalkulierbares, innenpolitisch motiviertes Manöver fehlschlägt und den Akteuren der einmal angestoßene Prozess entgleitet. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Skript in dem möglicherweise schon in Bälde anstehenden Powerplay der EU mit der derzeitigen oder neuen italienischen Regierung (italienische Presseorgane spekulieren über einen Wahltermin im September 2019) nicht wiederholt. Dabei stünde sehr viel mehr auf dem Spiel. Mehr dazu erfahren Sie in unserer nächsten Ausgabe des ODDO BHF Marktausblicks.

Finden Sie hier Informationen zu den Vermögensverwaltenden Fonds und Produkten von ODDO BHF.


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