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Kristina Hooper (Invesco): Könnten die Zentralbanken den Aktienmärkten in der zweiten Jahreshälfte Auftrieb geben?

Nach ihrer Zinssitzung in der vergangenen Woche hat die Fed ganz klar kommuniziert, dass sie nicht mehr "geduldig" sein wird und zu einer Lockerung ihrer Geldpolitik tendiert. Warum? Wie der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erklärte, hat die Notenbank vor allem die Entwicklungen an der Handelsfront und die globalen Wachstumssorgen im Blick. Beides sind auch Schlüsselfaktoren für meinen Ausblick für das zweite Halbjahr - und ich glaube, dass die klare Bereitschaft der Zentralbanken zu einer akkommodierenderen Geldpolitik an den Aktienmärkten für Unterstützung sorgen könnte.

Wird die Fed bereits im Juli die Zinsen senken?

Die Fed-Sitzung in der vergangenen Woche hat die abrupte Kehrtwende der Fed, die erstmals im Januar deutlich wurde, nochmals untermauert. Erst im Oktober hatte Powell signalisiert, dass die Zinsen noch "weit entfernt" von einem neutralen Niveau seien. Und im Dezember betonte er, dass die Bilanznormalisierung im "Autopilot"-Modus fortgeführt werden würde. Im Januar änderte die Fed dann abrupt den Kurs. Sie kündigte an, die Bilanznormalisierung bis September 2019 beenden zu wollen, und signalisierte, dass sie mit Blick auf den nächsten Zinsschritt geduldig sein würde - und dass es sich um eine Zinserhöhung oder eine Zinssenkung handeln könnte.

Seither hat sich an den Märkten aber zunehmend die Erwartung durchgesetzt, dass die Fed die Zinsen senken wird. Bei der Sitzung in der letzten Woche wurde die weichere Haltung der Fed nochmals sehr deutlich.

  • "… inzwischen spricht mehr für eine etwas akkommodierendere Geldpolitik", sagte Powell bei der Fed-Pressekonferenz am 19. Juni.1
  • Und Fed-Vize Richard Clarida äußerte sich in einem Interview wie folgt: "Ich denke, in der Runde herrschte weitgehende Einigkeit darüber, dass sich die Faktoren, die für eine akkommodierendere Ausrichtung sprechen, seit Mai verstärkt haben."2
  • In einem Kommentar am 21. Juni schrieb Neel Kashkari, Präsident der Minneapolis Fed und nicht stimmberechtigtes Mitglied des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC), dass die Fed die Zinsen um einen halben Prozentpunkt senken sollte. "Ich bin überzeugt, dass aggressive geldpolitische Maßnahmen...erforderlich sind, um die Inflationserwartungen wieder an unserem Zielwert zu verankern."3

Damit scheint der Weg für eine Zinssenkung bei der nächsten Fed-Sitzung im Juli vorgezeichnet.

Aber warum? Was steckt hinter dieser sukzessiv weicheren Haltung? Mitglieder des FOMC haben bereits signalisiert, dass das Inflationsziel angehoben werden müsste. Das würde eine Zinssenkung auch dann rechtfertigen, wenn sich das Wirtschaftsumfeld nicht verschlechtert - genau darauf wollte auch Kashkari mit seinem Kommentar in der letzten Woche hinaus.

Aus der FOMC-Erklärung lässt sich aber herauslesen, dass die Fed über die Konjunkturabkühlung besorgt ist. Nach dem Wortlaut der offiziellen Fed-Stellungnahme wächst die US-Wirtschaft mit "moderatem" Tempo. Das ist eine Herabstufung gegenüber der letzten Stellungnahme, als die Fed die Konjunktur noch als "solide" bezeichnete. Daher wird der Offenmarktausschuss "die Implikationen der eingehenden Informationen für den Wachstumsausblick genau im Auge behalten und angemessene Schritte einleiten, um das Wachstum zu stützen", so die Fed in ihrer offiziellen Erklärung. Bei der Pressekonferenz erklärte Powell dann: "Was uns beschäftigt, sind die Entwicklungen im Handel und die globalen Wachstumssorgen. .u2009.u2009. Die Risiken scheinen zugenommen zu haben."4

Wir warnen bereits seit mehreren Jahren vor dem Risiko von Handelskriegen. Powell hat darauf verwiesen, dass die Ungewissheiten zugenommen haben und die Unternehmensinvestitionen zuletzt schwächer ausgefallen sind. Wie ich mehrfach gewarnt habe, war es bereits in der Vergangenheit so, dass wirtschaftspolitische Unsicherheiten bei den Unternehmen zu Investitionszurückhaltung führen. Das scheint auch diesmal nicht anders zu sein.

Auch andere globale Notenbanken könnten auf eine expansivere Geldpolitik umstellen

Mit ihrer Haltung ist die Fed nicht alleine. In der vergangenen Woche signalisierte die Europäische Zentralbank (EZB), dass sie eine Lockerung ihrer Geldpolitik erwägt. Genauso die Bank of Japan, die nach weiteren Instrumenten Ausschau hält, um noch akkommodierender zu werden. Die Bank of England hat bislang zwar eine harte Haltung betont. Die Tatsache, dass sie die Wachstumsprognose für die britische Wirtschaft im zweiten Quartal auf null reduziert hat, unterstreicht aber die Risiken für die britische Wirtschaft durch die globalen Handelsspannungen und die zunehmenden Sorgen über einen harten Brexit.

Vor diesem Hintergrund ist das Universum der negativ verzinsten Staatsanleihen nach Angaben von Bloomberg in der letzten Woche auf rund 13 Billionen US-Dollar angewachsen.5 Dieses Phänomen ist aber nicht auf Staatsanleihen beschränkt. Laut Bloomberg rentiert jetzt auch fast ein Viertel der Investment-Grade-Anleihen im Minus. 5

Mein Ausblick für die zweite Jahreshälfte 2019

Für meinen Ausblick für das zweite Halbjahr 2019 ist die weichere Haltung der Zentralbanken ein entscheidender Faktor. Ich rechne mit einem langsameren Wachstum, da ein Ende der Handelskriege meiner Ansicht nach nicht in Sicht ist. In der letzten Woche haben die Aktienmärkte mit Kursgewinnen auf die Nachricht reagiert, dass US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsident Xi Jinping am Rande des G-20-Gipfels in dieser Woche über Handelsfragen sprechen werden. Anleger sollten aber nicht zu viel von diesem Treffen erwarten. Es hat sich nichts getan, was dafür spräche, dass China und die USA jetzt zu einer Einigung finden. Ganz im Gegenteil: Beide Seiten haben sich zuletzt sehr unnachgiebig gezeigt. Auch wenn sich einer oder beide Verhandlungspartner im Nachgang der Gespräche vielleicht positiv äußern, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass es in diesem Handelsstreit in absehbarer Zeit - oder überhaupt in der Amtszeit von Präsident Trump - zu einer Einigung kommt. Allerdings glaube ich, dass bedeutende akkommodierende Maßnahmen der Zentralbanken nicht nur eine Rezession in den USA und anderen bedeutenden Volkswirtschaften verhindern werden, sondern auch dazu führen werden, dass Risikoanlagen weltweit besser laufen als risikoarme Anlagen.

Aus Anlegersicht gilt es weiter, diversifizierte Ertragsquellen zu erschließen, da traditionelle Zinsanlagen wie Staatsanleihen im Niedrigzinsumfeld für eine angemessene Altersversorgung nicht mehr ausreichen könnten.

Im Folgenden erläutere ich die wichtigsten Aspekte meines Ausblicks für das zweite Halbjahr 2019, den ich gemeinsam mit dem Team des Global Market Strategy Office von Invesco erarbeitet habe:

Global:

  • Aufgrund der Verschärfung der Handelskonflikte und der allgemeinen Wachstumsverlangsamung nehmen die Risiken weltweit zu. Wir rechnen aber mit einer akkommodierenderen Geldpolitik wichtiger Notenbanken wie der Fed und der chinesischen Zentralbank. Diese könnte maßgeblich dazu beitragen, die Märkte und das Wachstum zu stützen.
  • Daher prognostizieren wir für das zweite Halbjahr auch nur eine leichte Abschwächung des globalen Wachstums.
  • In diesem Umfeld dürften Risikoanlagen insgesamt Mehrerträge generieren. Für den Anlageerfolg wird aber die Nutzung diversifizierter Ertragsquellen weiterhin wichtig sein.

USA:

  • Wir glauben, dass die US-Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte etwas an Schwung verlieren wird.
  • Die Fed dürfte angemessene akkommodierende Schritte einleiten und damit helfen, den Konjunkturzyklus zu verlängern.
  • Seit Powells Äußerungen zu den Risiken durch Handelskriege am 4. Juni sind die Finanzierungsbedingungen lockerer geworden. Außerdem gehen die Inflationserwartungen zurück. Das macht eine Zinssenkung der Fed zunehmend wahrscheinlich. Risikoanlagen - und vor allem Aktien - dürften von diesem geldpolitischen Umfeld profitieren. Angesichts der zunehmenden geopolitischen Risiken, die der US-Aktienmarkt auch noch nicht voll eingepreist hat, rechnen wir aber mit einer höheren Volatilität.
  • Da die Zinsen noch länger sehr niedrig bleiben dürften, könnten die Investoren zudem mehr Ertragsquellen in Betracht ziehen, zum Beispiel Investment-Grade-Anleihen, Kommunalanleihen und andere hochverzinsliche Schuldinstrumente sowie Dividendenaktien.
  • Wir verfolgen die Rezessionsindikatoren genau. Unseres Erachtens sollten die Investoren bereit sein, ihre Portfolios bei echten Rezessionshinweisen taktisch anzupassen.

Großbritannien:

  • Die Wahrscheinlichkeit eines "No Deal"-Brexits ohne Anschlussabkommen hat sich deutlich erhöht. Unserer Ansicht nach wäre ein solches Szenario besser für britische Staatsanleihen als für britische Aktien - mit dem Vorbehalt, dass ein schwächeres Pfund gut für Large-Cap-Aktien wäre (vor allem international tätige britische Unternehmen).
  • Wir sind verhalten, was den Ausblick für die britische Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten angeht, rechnen aber längerfristig mit einer Aufhellung.
  • Die für uns wichtigste Frage: Wann wird die Bank of England die Zinsen senken, um die Wirtschaft zu stützen?

Eurozone:

  • In der Eurozone dürfte sich die moderate Abschwächung in den nächsten Monaten fortsetzen.
  • Einige Marktteilnehmer fürchten, dass der nächste EZB-Präsident - der sein Amt im November antreten wird - eine restriktivere Geldpolitik vertreten und dadurch einen stärkeren Abschwung in der Eurozone befördern könnte.
  • Da die EZB möglicherweise nicht ausreichend akkommodierend sein wird, sind wir mit Blick auf Aktien der Eurozone in den nächsten sechs Monaten vorsichtig.
  • Wir halten ein Engagement in Investment-Grade- und Hochzinsanleihen aus der Eurozone für sinnvoll.
  • Die Immobilienmärkte der Eurozone betrachten wir ebenfalls als attraktiv.

Asien-Pazifik:

  • In Japan hellt sich die Situation auf. Wir glauben, dass der Yen mehr oder weniger stabil sein wird.
  • Japanische Aktien sind unserer Ansicht nach attraktiv bewertet.

Emerging Markets (EM):

  • Die EM dürften von einer akkommodierenderen Fed-Politik potenziell profitieren.
  • Eine Eskalation des Handelskonfliktes und ein stärkerer Konjunkturabschwung könnten dagegen negative Auswirkungen auf die EM haben.
  • Unseres Erachtens sollten Investoren bei ihren EM-Anlagen selektiv sein - da es sowohl Gewinner als auch Verlierer geben wird.
  • In China rechnen wir weiter mit Wachstumsraten von 6% bis 6,5%. Damit scheinen sich die Stimulusmaßnahmen der chinesischen Regierung auszuzahlen. Obwohl diese das Geldmengenwachstum bislang nicht nennenswert gesteigert haben, zeigen andere Kennzahlen wie das Kreditwachstum und der Schienengüterverkehr, dass das Wachstum robust ist.
  • Nachdem China in mehrere MSCI-Indizes aufgenommen worden ist, sehen wir auch mehr Zuflüsse in chinesische Aktien.
Fazit

Wir werden wachsam für Hinweise bleiben, die darauf hindeuten, dass aus der Abschwung in eine Rezession übergeht. Zum aktuellen Zeitpunkt rechnen wir aber mit einer Fortsetzung der wirtschaftlichen Expansion - wenn auch mit weniger Tempo.

Quellen

1 Quelle: Bloomberg, L.P., "Fed scraps patient approach and opens door to potential rate cut", 19. Juni 2019.

2 Quelle: Bloomberg Fernsehinterview, zitiert in The Wall Street Journal, "Fedu2019s Richard Clarida: u201aWeu2019ll act as appropriate to sustain expansion,u2018" 21. Juni 2019.

3 Quelle: Federal Reserve Bank of Minneapolis, "A strategy to re-anchor inflation expectations", Neel Kashkari, 21. Juni 2019.

4 Quelle: Washington Post, "US markets mixed amid Iran tensions, G-20 anticipation", 21. Juni 2019.

5 Quelle: Bloomberg, L.P., "The world now has $13 trillion of debt with below-zero yields", 20. Juni 2019.


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