Die Notenbanken haben zumindest eines ihrer Ziele erreicht: Das von Keynes prophezeite Ende des Sparers ist tatsächlich Realität geworden. In den Industrieländern findet sich kein Anlagewert ohne Risiko mehr, der Schutz vor Kapitalerosion bietet. So liegen die realen Renditen zehnjähriger Staatsanleihen selbst in den USA bei Null. Im letzten Jahrzehnt war dies bereits zweimal der Fall (Juli 2012 und Juli 2016). Laurent Denize, Global co-CIO & Global Head of Fixed Income bei ODDO BHF Asset Management kommentiert.
"Wir sehen die weltweiten Wachstumsperspektiven nach wie vor verhalten optimistisch, da eine ungebrochene Konsumdynamik Schub gibt. Zwar haben die Notenbanken auf die zunehmende Unsicherheit reagiert und dabei der Sicherheit den Vorzug gegeben vor der Rationalität, sprich die Geldpolitik abermals gelockert. Die Anleger haben diese Kurswende jedoch bereits eingepreist und erwarten nun gar eine Ausweitung dieser Maßnahmen.
Diese Erwartung erscheint uns riskant (vor allem in den USA). Dementsprechend betrachten wir ein Engagement in Staatsanleihen mit gewisser Vorsicht. Wir möchten unsere Anleger nicht dazu ermutigen, in Anlagen mit negativen Realzinsen investiert zu bleiben. In 10 oder mehr Jahren wird die nächste Generation vermutlich das mangelnde Urteilsvermögen solcher Anleger belächeln: "Warum nur haben sie in Anlagewerte investiert, bei denen ein Verlust bei Fälligkeit und eine solche Kapitalerosion (Inflation eingerechnet) so gut wie vorprogrammiert war?u201d
Die von Gordon Gekko gepriesene Gier ist es eher nicht. Bei vielen wohl einfach ein Mangel an Alternativen aufgrund enger regulatorischer Vorgaben. Den Anlegern jedoch, die eine Wahl haben, empfehlen wir eine Reduzierung des Engagements in Staatsanleihen aus den Kernländern und eher eine Positionierung in Anleihen aus Peripherieländern und bonitätsstarken Emittenten.
Ein Versicherungsunternehmen nach dem anderen streicht auf Euro lautende Verträge aus ihrem Angebot. Dieser Trend verdeutlicht (wenn es diesen Beleg noch brauchte), dass es ihnen nicht möglich ist, gleichzeitig Kapitalgarantien zu geben und Rendite zu liefern, ohne ihr Geschäftsmodell zu gefährden. Wir werden uns dem Abgrund nicht weiter nähern, selbst wenn dies heißt, in unseren Allokationsstrategien zwischenzeitlich eine unterdurchschnittliche Entwicklung in Kauf nehmen zu müssen."
Lesen Sie hier den kompletten Monthly Investment Brief "Der Punkt, bis dem man zu weit gehen darf" von Laurent Denize (ODDO BHF Asset Management).
Finden Sie hier Informationen zu den Vermögensverwaltenden Fonds und Produkten von ODDO BHF.