Freitag, 06. Dezember 2019 - Nach dem Anfang Oktober einsetzenden, sich bis in den November hinein erstreckenden kräftigen Kursanstieg setzte an den Aktienmärkten eine Konsolidierungsbewegung ein. Dieser Prozess ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Abgesehen von einigen asiatischen Börsen, dominieren diese Woche die roten Zahlen. Der oft auch als "Fear-Index" titulierte, die implizite Volatilität von Indexoptionen auf den S&P 500 messende VIX-Index stieg im Kontext einer zweitägigen Verkaufswelle kurzzeitig bis auf 18 Punkte.
Belastend wirkten die wieder in den Vordergrund rückenden vielschichtigen Handelskonflikte. Die US-Regierung verkündete die Wiedereinführung von Zöllen (Aluminium, Stahl) gegenüber Argentinien und Brasilien und drohte Frankreich mit Vergeltung für die von der Pariser Regierung geplanten Digitalsteuer von der hauptsächlich große US-Unternehmen betroffen wären. Durch die Interventionen des US-Kongresses zugunsten der protestierenden Bürger Hongkongs und der Menschenrechtsverletzungen ausgesetzten muslimischen Uiguren schien zeitweilig auch der baldige Eintritt in die "Phase Eins" des angestrebten sino-amerikanischen Handelsabkommens wieder in Frage gestellt zu sein; Trump spielte sogar öffentlich mit dem Gedanken, das Abkommen bis nach den US-Präsidentschaftswahlen (3.11.2020) zu verschieben. Für die Finanzmärkte wäre es ein wichtiges Signal, ob bis zum 15. Dezember eine Übereinkunft erzielt werden kann. Andernfalls, so US-Handelsminister Ross, würden zusätzliche Zölle auf chinesische Warenimporte erhoben werden.
Einkaufsmanagerindex der Industrie gibt Anlass zur Hoffnung
Erfreulich positiv entwickelte sich zuletzt der globale Manufacturing PMI. Das Stimmungsbarometer der Industrieunternehmen stieg im November zum vierten Mal in Folge und kehrte mit 50,3 Punkten erstmals seit April 2019 wieder in den Expansionsbereich zurück; dies gilt auch für den Subindex der Auftragseingänge (November: 50,4 Punkte nach 50,0). Dieses viel beachtete Set von Konjunkturindikatoren schürt die Hoffnung, dass sich im Verlauf des ersten Halbjahres 2020 auch die realwirtschaftlichen Zahlen wieder bessern könnten. In Verbindung mit der in den letzten Monaten von vielen Notenbanken vollzogenen Rückkehr zu einer lockeren Geldpolitik wäre damit für den Aktienmarkt eine gute Grundlage für weitere Kursgewinne im Auftaktquartal 2020 gelegt.
Ein kurzer Blick auf kommende Konjunkturdaten und Notenbanksitzungen
Zunächst stehen heute Nachmittag in den USA der Arbeitsmarktbericht für November (Nonfarm Payrolls erwartet: +180.000 nach +128.000, jew. Reuters-Umfrage) und das vorläufige Verbrauchervertrauen der University of Michigan (November erwartet: 97,0 nach 96,8) zur Veröffentlichung an. Mit Blick auf den Arbeitsmarktbericht ist nach den schwächeren ADP-Beschäftigungsdaten (November: +67.000 nach +125.000) allerdings etwas Vorsicht angebracht. Außerdem wird die in Wien tagende OPEC ihre Beschlüsse kommunizieren. Es wird erwartet, dass sich die Mitgliedsländer auf eine Verlängerung ihrer bestehenden Ölförderbeschränkung um drei Monate bis Ende Juni 2020 verständigen. Von den nächste Woche stattfindenden Sitzungen der US-Notenbank (11. Dezember) und der EZB (12. Dezember) dürften nach den in den vergangenen Monaten vorgenommenen umfangreichen Weichenstellungen voraussichtlich keine großen Impulse ausgehen.
Britische Unterhauswahlen mit klarem Favoriten
Das Interesse der Marktteilnehmer dürfte sich auf das Ergebnis der am kommenden Donnerstag stattfindenden britischen Unterhauswahlen konzentrieren. Die Umfragen sehen die Tories unter Ministerpräsident Johnson klar vor der von Oppositionsführer Corbyn auf einen harten Linkskurs gebrachten Labour Party. Dank des britischen Wahlrechts werden den Konservativen sogar gute Chancen auf eine (Rück-)Eroberung der Mehrheit der Sitze eingeräumt. Damit wäre auch der Weg frei für eine parlamentarische Verabschiedung des von Johnson ausgehandelten Ausstiegsvertrags; der formalrechtliche Brexit würde dann spätestens zum 31. Januar 2020 wirksam werden. Damit wäre die Brexit-Saga allerdings noch keineswegs beendet, bis Ende 2020 müsste dann auch noch ein Handelsabkommen mit der EU ausgehandelt werden.
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