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Stephan Rieke (Oddo BHF): "Exzessive Tagesschwankungen"

20.03.2020 - Das am Sonntagabend (15.03.) von der US-Notenbank überraschenderweise verkündete Paket an Lockerungsmaßnahmen sorgte nicht etwa für ein Aufatmen an den Aktienmärkten, sondern schürte sogar noch die Konjunktursorgen der Anleger. Der S&P 500 fiel am Montag um fast 12%, um am folgenden Tag wieder um 6% zu steigen. Am Mittwoch ging es dann erneut steil bergab. Per Saldo mussten die Leitindizes im Verlauf der letzten Tage nochmals massive Kursverluste hinnehmen. Der S&P 500 fiel damit bis auf das zum Jahresende 2018 markierte Tief zurück, wichtige europäische Indizes (Euro Stoxx 50, DAX 30) sogar unter das Niveau von Anfang 2016.


Viruspandemie hinterlässt massive Bremsspuren bei den Konjunkturdaten

Der aus China für den Zeitraum Januar - Februar 2020 gemeldete Rückgang der Einzelhandelsumsätze (-20,5%, jew. ggü. Vj.), der Sachanlageinvestitionen (-24,5%) und des Outputs des produzierenden Gewerbes (-13,5%) fiel durchwegs deutlich schlechter aus als erwartet. U. E muss damit für das erste Quartal mit einer deutlichen Schrumpfung des chinesischen Bruttoinlandsprodukts gerechnet werden. Drastisch fiel auch der Einbruch der vom ZEW erhobenen Konjunkturerwartungen für Deutschland aus. Das Stimmungsbarometer fiel im März um 58,2 Punkte auf -49,5 Zähler, der stärkste Rückgang seit dem Beginn der Umfrage im Dezember 1991. Die erstmalig zeitlich vorgezogene Veröffentlichung des Ifo-Geschäftsklimas zeigt für März den vorläufigen Wert von 87,7 Punkten (Februar: 96,6), den tiefsten Stand seit Sommer 2009. Als Anleger muss man realistischerweise davon ausgehen, dass sich die Nachrichtenlage in den kommenden Monaten, insbesondere in Bezug auf die Eurozone, kaum bessern dürfte. Dies gilt auch für die näher rückende Berichtssaison der Unternehmen für das 1. Quartal 2020.


Coronaviruswelle schwappt über Europa

Erfreulicherweise signalisieren die aktuellen Daten der Weltgesundheitsorganisation für einige asiatische Ländern große Fortschritte bei der Eindämmung des Coronavirus (China: 58, Südkorea: 93, Singapur: 47, jew. neuinfizierte Personen; Stand: 19.03.2020). Leider zeigt aber die Ausbreitung in Europa (Italien: 4207, Deutschland: 1042) und den USA (3551) eine ungebrochene Dynamik. Wie schnell und stark die zuletzt eingeleiteten Gegenmaßnahmen (u.a. "social distancing", Grenzkontrollen) greifen, kann vermutlich frühestens in zwei bis drei Wochen beurteilt werden.


US-Notenbank feuert aus allen Rohren - EZB stockt Kaufprogramm auf

Die Fed griff am Sonntagabend nochmals sehr tief in ihre geldpolitische Werkzeugkiste und senkte zum zweiten Mal innerhalb von 14 Tagen ihren Leitzins; der Zielkorridor wurde um 100 Basispunkte auf 0,00 bis 0,25% reduziert. Darüber hinaus senkte sie ihren Diskontsatz, kündigte neue Anleihenkäufe im Wert von 700 Mrd. US-Dollar an und traf mit anderen Notenbanken eine Abmachung zur Sicherstellung der Versorgung der Weltwirtschaft mit dem US-Dollar. Am Montag wurden zusätzliche Repo-Transaktionen (kurzfristige Rückkaufvereinbarung eines Wertpapiers) in der Größenordnung von 500 Mrd. US-Dollar durchgeführt, am Dienstag wurde u.a. bekannt gegeben, dass die Fed zukünftig auch wieder Commercial Papers (kurzfristige Unternehmensanleihen) ankaufen wird. Die Europäische Zentralbank erhöhte kurzfristig ihr Anleihenankaufprogramm um 750 Mrd. Euro. Zusammen mit den schon laufenden und beschlossenen Maßnahmen ergibt sich für das laufende Jahr ein Volumen von 1100 Mrd. Euro, erstmals im Euroraum sollen dabei auch Commercial Papers gekauft werden.


Regierungen in Europa und USA im Abwehrkampf gegen das Virus

Die Regierungen der betroffenen Länder kämpfen mittlerweile an zwei Fronten: Um die weitere unkontrollierte Ausbreitung des Virus zu begrenzen, haben viele europäische Regierungen schon weitreichende Maßnahmen ergriffen (u.a. Schließung von Kindergärten, Schulen, Universitäten, teilweise auch schon weiche Ausgehverbote), zunehmend werden auch wieder innereuropäische Grenzkontrollen vorgenommen, die EU-Außengrenze wurde geschlossen.


Die zweite Großbaustelle ist die Eindämmung der massiven wirtschaftlichen Folgen. Hatte die EU-Kommission noch im Februar für 2020 ein BIP-Wachstum der Europäischen Union von 1,4% prognostiziert, sprach der EU-Binnenkommissar zuletzt von einer krisenbedingten Schrumpfung von -2 bis -2,5%. Die Finanzminister der Eurozone versprachen unbegrenzte Hilfen im Kampf gegen die Krise. Laut dem Eurogruppenchef Mario Centeno haben Regierungen und Institutionen bislang schon Mittel von 120 Mrd. Euro zugesagt, dazu kommen noch Bürgschaften und Steuervorteile für Unternehmen von mindestens 1200 Mrd. Euro. Der US-Kongress verabschiedete bereits ein Hilfsprogramm in der Größenordnung von 100 Mrd. US-Dollar mit dem Schwerpunkt das soziale Sicherheitsnetz (u.a. Krankengeld, Arbeitslosenhilfe) zu verstärken. Die US-Regierung arbeitet derweil mit Hochdruck an einem wesentlich größeren Paket (ca. 1300 Mrd. US-$), das neben gezielten Hilfen für Unternehmen und Selbständige auch die direkte Zahlung von zwei Tranchen in Höhe von jeweils 250 Mrd. US-Dollar an die Bevölkerung vorsieht.


Einkaufsmanagerindizes rücken ins Blickfeld der Anleger

Am kommenden Montag stehen die vielbeachteten vorläufigen Einkaufsmanagerindizes der großen Industrieländer für März zur Veröffentlichung an. Die abgestürzten ZEW- und Ifo-Daten geben unserer Einschätzung nach eine deutliche Indikation, wohin die Reise gehen dürfte. Aus den USA erwarten uns noch die Auftragseingänge für langlebige Güter (Februar e: -0,9% ggü. Vm., jew. Reuters Survey), die finale Schätzung für das BIP (Q4 2019 e: +2,1%, ggü. Vq., annualisiert) und das finale Verbrauchervertrauen (März e: 95,0). Nachdem die Bank of England ihren Leitzins bereits zweimal von 0,75% auf aktuell 0,10% gesenkt hatte, rechnen wir für die am kommenden Donnerstag stattfindende reguläre Sitzung nicht mit substanziellen neuen geldpolitischen Impulsen.


Portfolios "wetterfest" machen, bleibt die Hauptaufgabe

Die Aktienmärkte, die teilweise Mitte Februar noch neue historische Höchststände markiert hatten, sind vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Corona-Krise dramatisch eingebrochen, der Ölpreis hat sich seitdem mehr als halbiert. Zuletzt kamen sogar die "Krisengewinner", Gold und solide Staatsanleihen, etwas unter Abgabedruck. Wie kann ich als Anleger damit umgehen?


Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass die in Europa und USA zunächst erstaunlich zögerlich handelnden Regierungen mittlerweile den Ernst der Lage erkannt haben. Sie gehen massiv gegen die weitere Ausbreitung des Virus vor und treten im Zusammenspiel mit den Notenbanken mit riesigen Beträgen der vermutlich unvermeidlichen Rezession entgegen. Dies spricht für das Szenario einer wirtschaftlichen Erholung im Verlauf des zweiten Halbjahres. Gleichzeitig ist der bei den Anlegern noch zum Jahresbeginn herrschende Optimismus einer Panikstimmung gewichen. Dies zeigen u.a. der extrem hohe Stand des VIX-Index (Volatilitätsindex) und der aktuelle, bei institutionellen Anlegern erhobene "Global Fund Manager Survey". Die damit einhergehenden massiven Abverkäufe am Aktienmarkt haben die vor einem Monat zumindest beim S&P 500 noch recht anspruchsvollen Bewertungen abschmelzen lassen.


Trotz dieser, aus einer längerfristigen Anlageperspektive gesehen, konstruktiven Konstellation sehen wir die Hauptaufgabe für den Anleger immer noch darin, das eigene Portfolio "wetterfest" zu gestalten; dementsprechend würden wir uns derzeit auf selektive Käufe in konjunkturresistenten Titeln mit einer soliden Bilanz beschränken. Den Zeitpunkt für eine wieder offensivere Ausrichtung sehen wir derzeit noch nicht gekommen. Dazu bedürfte es u.a. eines Endes der exzessiven, über den Derivatemarkt verstärkten Tagesschwankungen am Aktienmarkt und belastbarer Anzeichen für eine erfolgreiche Eindämmung des Virus in Europa und USA.





Hinweise:
Etwaige Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung des Investment Office der ODDO BHF AG wieder, die sich insbesondere von der Hausmeinung innerhalb der ODDO BHF Gruppe unterscheiden und ohne vorherige Ankündigung ändern kann.







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