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Saida Eggerstedt, Robert Kendrick (Schroders): Warum die Herabstufung von Banken ungerecht ist

12.05.2020 - Banken wurden während der Finanzkrise 2008/2009 und in den Folgejahren stark kritisiert. Die Kritik war durchaus angebracht: Banken erhielten beispiellose Unterstützung, um ihr Überleben zu sichern. Außerdem kamen in vielen Fällen fragwürdige Verhaltensweisen ans Licht. Beispielsweise liegen die eingeklagten Zahlungen zur Restschuldversicherung für britische Banken deutlich höher als die Kapitalspritzen der Regierung.


Zwar lag der unmittelbare Fokus während der Krise auf den Kreditverlusten der Banken, der echte Schaden entstand jedoch durch ein Versagen bei der Governance. Wie einige politische Entscheidungsträger kommentierten, wäre vielleicht alles anders gekommen, wenn es statt Lehman Brothers Lehman Sisters gewesen wäre.


Die Covid-19-Krise, mit der wir heute konfrontiert sind, steht zwar nicht im direkten Zusammenhang mit den Banken. Ihre Finanzkraft liegt jedoch auch hier wieder im Mittelpunkt. Als Anleger in nachhaltigen Unternehmensanleihen sind wir zwar an den Bilanzen interessiert, unser Interesse geht jedoch weit darüber hinaus. Wir achten auf das Verhalten der Banken und fragen uns: Tun sie das Richtige?


Rating-Agenturen ignorieren ESG-Verbesserungen der Banken

Europäische Banken haben in den vergangenen zehn Jahren ihre finanzielle Belastbarkeit kontinuierlich verbessert. Ebenso wichtig war ein umfassender Sinneswandel in den Bereichen Governance, Umwelt und Soziales. Wir glauben, dass diese Verbesserungen die Widerstandsfähigkeit und Relevanz der Banken weiter steigern werden - und dass dies in der aktuellen Covid-19-Krise klar und deutlich werden wird.


Diesen wichtigen Wandel erkennen die Rating-Agenturen mit ihrem Vorgehen einfach nicht an. Bestenfalls demonstrieren die Agenturen ihre wachsende Bedeutungslosigkeit in einer sich verändernden Welt. Schlimmstenfalls tragen sie aktiv zu einer Verschlimmerung der Krise bei.


Die großen Agenturen tun sich seit einiger Zeit schwer damit, ihre Fähigkeit unter Beweis zu stellen, ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und Governance) angemessen zu bewerten und in ihre Ratings zu integrieren. Die Rating-Agenturen haben diese Verbesserungen in der Dokumentation dieser jüngsten Herabstufungen nicht berücksichtigt. Dennoch könnten und sollten diese Veränderungen zu einem besseren Ergebnis sowohl für die Gesellschaft insgesamt als auch für die Banken selbst führen. Es ist offensichtlich, dass die Agenturen bei ihren ESG-Bemühungen an der ersten großen Hürde gescheitert sind.


Der Ausblick von Moody's für den Bankensektor ist inzwischen in nahezu allen europäischen Ländern negativ. Fitch hat eine große Anzahl einzelner Banken auf "Rating Watch Negative" gesetzt oder mit einem negativen Ausblick versehen. Beide Agenturen verweisen auf den Druck, den eine schrumpfende Wirtschaft auf den Kreditbestand und die potenzielle Ertragsgenerierung der Banken ausüben wird.


Sie erkennen an, dass die umfangreichen fiskalischen Maßnahmen, die in den betroffenen Ländern angekündigt wurden, dazu beitragen werden, einige der negativen Auswirkungen abzuwehren. Sie glauben jedoch nicht, dass dies ausreichen wird. Letztlich rechnen sie damit, dass Verluste durch Kreditausfälle einen negativen Druck auf die Kapitalquoten der Banken ausüben werden.


Banken besser für Krisenmanagement aufgestellt

Die gegenwärtige Krise wird zweifellos Druck auf die Bankbilanzen ausüben und nachlässige Managementteams sowie untaugliche Geschäftsmodelle freilegen. Es gibt jedoch Grund zum Optimismus. Da die Risikomanagementsysteme von Grund auf überholt wurden, um die Welt aus ökologischer und sozialer Sicht sowie unter Berücksichtigung der traditionellen finanziellen Faktoren richtig einzuschätzen und zu verstehen, wird es für die Managementteams einfacher, diese Krise zu bewältigen. Ermöglicht wurde dies dadurch, dass seit der letzten Krise bei praktisch jeder europäischen Bank ein Managementwechsel stattgefunden hat, der von nachdrücklichen Verbesserungen der Governance-Prozesse begleitet wurde.


Als Anleger in nachhaltigen Unternehmensanleihen standen wir im intensiven Kontakt mit vielen europäischen Banken, um nachzuvollziehen, welche Verbesserungen sie an ihren Prozessen in den Bereichen Governance, Umwelt und Soziales vornehmen.


Erleichtert wurde unsere Arbeit durch die umfangreichen Verbesserungen, die die Banken bei ihren finanziellen und nichtfinanziellen Offenlegungen vorgenommen haben. Und das ist der entscheidende Punkt. Ohne diese Verbesserungen wäre der Bankensektor nicht in der Lage gewesen, das Vertrauen der öffentlichen Behörden zu gewinnen, das die umfangreichen fiskalischen Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Pandemie eingeführt wurden, ermöglicht hat.


Das Richtige tun

Die Caixabank und eine Reihe anderer spanischer Banken haben ihre Kapazitäten auf dem Gebiet der Mikrokredite ausgebaut. Die britische Royal Bank of Scotland hat sich verstärkt auf die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in benachteiligten Gebieten konzentriert und finanziert dies direkt über Sozialanleihen. Um dies auf sichere und verantwortungsbewusste Weise zu tun, muss die Bank ihre Kunden genau kennen.


Staatliche Förderprogramme dürften den Banken eine hervorragende Gelegenheit bieten, ihre Fähigkeiten bei der Kreditvergabe an KMU weiter zu verbessern, da der Staat ein Teil des Risikos übernimmt.


Bei sozialen Themen haben Banken in unseren Augen häufig richtig gehandelt. Die Deutsche Bank gab kürzlich bekannt, dass sie alle Entlassungsprogramme im Zusammenhang mit ihrem umfassenden Umstrukturierungsplan für die Dauer der Krise einfrieren werde. Banken in ganz Europa gehen pragmatisch vor, um Kunden zu helfen, die während des Lockdowns Schwierigkeiten haben, ihre Kredite zu bedienen. Die umfangreichen - und teuren - Investitionen in die elektronische Bereitstellung von Bankdienstleistungen tragen erste Früchte.


Herabstufungen können zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden und die Krise noch verschlimmern

Wären die Banken weniger gut kapitalisiert, oder würden sie ihre Kunden weniger gut kennen, wären sie gezwungen, diese Kunden abzustrafen, um sich selbst nicht ernsthaft zu gefährden. Banken haben die Fähigkeit entwickelt, das Richtige für ihre Kunden zu tun, was als erfreulicher Nebeneffekt auch zu einem besseren Ergebnis für die Bank führen dürfte.


Jeder Kreditnehmer, der die Krise überstehen und im Anschluss an den Lockdown seine Arbeit wieder aufnehmen kann, ist ein Kreditnehmer, der den Kredit weiter bedienen und ein langfristig rentabler Kunde der Bank bleiben kann. Im Gegensatz dazu werden Banken, die sich dazu gezwungen sehen, den sprichwörtlichen Regenschirm wegzunehmen, sobald es anfängt zu regnen, mehr Personen und Unternehmen in die Insolvenz treiben. Dies beschert den Banken Verluste und wird zu einem unnötig einschneidenden Wirtschaftsabschwung beitragen.


Mit ihren Herabstufungen tragen Agenturen wie Moody's und Fitch genau zu dieser Entwicklung bei. Niedrigere Ratings führen zu höheren Kreditkosten und damit zu höheren Zinsen für die Kunden bzw. zu einer Verringerung des verfügbaren Kreditvolumens.


Die Herabstufungen erscheinen nicht nur ungerechtfertigt und kurzsichtig, insbesondere im Hinblick auf ESG-Faktoren. Im schlimmsten Fall werden sie zu einer kostspieligen, sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Die Zeit zum Umdenken ist gekommen.




Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von dem Autor und stellen nicht notwendigerweise die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders oder anderen Marktteilnehmern ausgedrückten oder aufgeführten Ansichten dar. Diese können sich ändern.




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