30.07.2021 - Die Aktienmärkte der entwickelten Volkswirtschaften zeigen sich weiterhin von ihrer besten Seite. Der US-Leitindex S&P 500 konnte sich im bisherigen Verlauf des Juli um 2,5 Prozent verbessern und das Gesamtergebnis für das laufende Jahr damit auf 18,1 Prozent nach oben schrauben; in Europa kletterte der Stoxx 600 um 2,1 Prozent und kommt damit auf ein Jahres-Plus von 18 Prozent. In beiden Regionen haben die Indizes erst in diesen Tagen neue historische Höchststände verzeichnet.
Doch trotz der festen Märkte ist Verunsicherung zu spüren. Hier spielen vermutlich die Vorgänge in China eine Rolle, wo die kommunistische Regierung gegenüber den privaten Unternehmen und insbesondere dem Technologiesektor (insb. Alibaba/Ant, Tencent, Didi) eine zunehmend harte Hand demonstriert. Zu Wochenbeginn wurde dann den privaten Bildungsunternehmen mit einem Federstrich die Geschäftsgrundlage entzogen, was einen massiven Kursrutsch bei chinesischen Aktien in Gang setzte, so dass sich die Regierungsstellen zu einigen beruhigenden Worten veranlasst sahen.
Grundsätzlicherer Natur allerdings ist die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die Frühphase der zyklischen Erholung geht zu Ende ("peak growth"). Das Wirtschaftswachstum in den USA und vermutlich auch in Europa (vielleicht etwas weniger und stark) wird in der zweiten Jahreshälfte voraussichtlich zu sinken beginnen - schon ganz trivial aufgrund von Basiseffekten, aber auch, weil der Aufholprozess voranschreitet. Die Einkaufsmanagerindizes beispielsweise sind zwischenzeitig auf extreme Höhen geklettert und zeigen nun erste, leichte Ermüdungserscheinungen. Und schließlich dürfte auch das Wachstum der Unternehmensgewinne im zweiten Quartal seinen Höhepunkt erreicht haben: Nach bisherigem Stand (berichtete und geschätzte Ergebnisse kombiniert) dürften die Gewinne pro Aktie in den USA um 86 Prozent (S&P 500) und in Europa um 205 Prozent (Stoxx Europe) gestiegen sein. Die Schätzungen für das dritte Quartal liegen mit 41 bzw. 35 Prozent bereits merklich niedriger.
Die Marktentwicklungen der ersten Monate des Jahres waren von der Idee der "Reflation" geprägt, der erwarteten Beschleunigung von Wachstum und Inflation. Parallel zum Anstieg der längerfristigen Renditen kam es zu einer Umschichtung in wachstumsabhängigere Substanzwerte ("Value"). Dagegen gerieten die eher zinssensiblen Wachstumswerte ("Growth") ins Abseits.
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