29.07.2021 - Kurzfristig betrachtet stellt die Preisinflation von Rohstoffen und Frachtkosten ein Risiko dar. Anleger*innen, die langfristig orientiert sind, sind jedoch gut positioniert, um von den daraus resultierenden Marktschwankungen zu profitieren.
Die langfristigen Investmentszenarien für Unternehmen, die dem Anlagethema Energiewende ausgesetzt sind, schätzen wir zweifellos positiv ein. Die Unterstützung von staatlicher Seite und die Transparenz der Anlagen nimmt nahezu täglich beträchtlich zu.
Das Interesse der Investierenden in diesem Bereich ist momentan sehr groß. Die Abwägung von Risiko und Renditeerwartung hat sich nach unserer Einschätzung in den vergangenen Monaten infolge des jüngsten und gesunden Kursrückgangs erheblich verbessert.
Dennoch bleiben wir trotz der deutlich vielversprechenden Aussichten "etwas vorsichtig". Die potenziellen Probleme und damit verbundenen Risiken, von denen der Energiewendesektor aktuell betroffen ist, sind uns bewusst. Diese Herausforderungen betreffen jedoch nicht ausschließlich diesen Sektor, was durchaus erwähnenswert ist.
Aktienanlagen unterliegen stets laufenden externen Risiken wie breitere Marktbewertungen und Kursschwankungen von Aktien sowie internen Risiken wie der unternehmensspezifischen Ausführung. Aktuell sind jedoch die Inflation und ihre Auswirkungen auf die Inputkosten und das Supply Chain Management definitiv einer der größten externen Schwierigkeiten, mit denen alle Branchen zurzeit konfrontiert sind. Der Energiewendesektor wird davon voraussichtlich nicht verschont bleiben.
Die Preiserhöhungen der Rohstoffe betreffen die gesamte EnergiewendeNehmen Sie ein Unternehmen, das elektrische Geräte oder Windturbinen oder sogar Brennstoffzellen-Stacks anbietet: Sie werden alle mit steigenden Preisen von Stahl, Aluminium oder Kupfer zu kämpfen haben.
Hinsichtlich des Ausmaßes und der Geschwindigkeit waren die Preiserhöhungen bei Rohstoffen beispiellos. Bei Metallen, in der Landwirtschaft und für Energie sind diese Preiszuwächse festzustellen. Der Grund dafür ist die aufgestaute Nachfrage, was bedeutet, dass sie vorübergehend ist. Es haben sich aber auch strukturell bedingte Preissteigerungen wegen der Einschränkungen im Angebot abgezeichnet.
Die Meinungen gehen bezüglich der Dauer des Inflationsdrucks bereits auseinander. Jerome Powell, Vorsitzender der Federal Reserve, geht von einem kurzfristigen, vorübergehenden Phänomen aus. Die jüngsten Daten erweisen sich wahrscheinlich als "eine kleine Schwankung während der Wiederöffnung nach der Pandemie". Einige Volkswirte weisen eher auf "strukturelle" Risiken und ein mögliches Anziehen der Inflation in den kommenden 6-18 Monaten hin.
Wir wollen Herrn Powell im Nachhinein nicht anzweifeln, aber wir befürchten, dass einige weniger bekannte Volkswirte zumindest für den Rest des Jahres Recht behalten könnten. Tatsache ist, dass das Rohstoffengagement und die steigenden Kosten nicht aufhören.
Unterbrechung im Frachtverkehr birgt weiteres InflationsrisikoDas Anlagethema Energiewende ist sehr global ausgerichtet und die Mehrheit der Unternehmen haben weltweite Lieferketten. Viele von ihnen sehen sich sowohl den Frachtkosten als auch dem Logistikmanagement des Warentransports ausgesetzt.
Als Reaktion auf einen Angebotsschub zwischen 2007 und 2012 hat die Schifffahrtsindustrie im Wesentlichen eine lange Zeit der Unterinvestition durchgemacht, um überschüssige Bestände abzubauen, sodass das System nur noch sehr wenig Flexibilität hat. Einfacher ausgedrückt: Es gibt keine Hinweise darauf, dass es eine schnelle Lösung für die Unterbrechungen in der globalen Containerschifffahrt geben wird. Bis zum Jahresende könnte dies bei allen Produkten zu Engpässen führen.
China ist das Drehkreuz der weltweiten Schifffahrt, und der jüngste, erneute Ausbruch von Covid-19 in den großen Häfen der Provinz Guangdong hat schwerwiegende Überlastungen in den Häfen der Region verursacht. Viele der Terminals arbeiten effektiv mit einem Bruchteil ihrer normalen Kapazität. Dadurch verschlimmern sich die Probleme der Reedereien. Für sie war es bereits schwierig genug, die erheblichen Nachfrageschwankungen zu bewältigen. Hinzu kam dann auch noch die Blockade des Suez-Kanals durch das Containerschiff Ever Given.
Diese Unterbrechungen resultierten in einem gravierenden Preisanstieg für alle Schiffsklassen des Warentransports in den vergangenen 12 Monaten.
In der Branche geht man davon aus, dass diese Unterbrechung mindestens noch 12 Monate anhält. Verbraucher in Europa und Nordamerika müssen sich bei der Lieferung von Waren auf weitaus längere Lieferzeiten einstellen als sonst. Ferner ist festzustellen, dass viele Käufer*innen längerfristige Versandverträge (12-36 Monate) abschließen, die unter den aktuellen, aber deutlich über den Preisen von vor 12 Monaten liegen. Die höheren Frachtkosten müssen von jemandem getragen werden.
Robuste langfristige Perspektiven für Investitionen in die EnergiewendeWas die Aussichten von Aktien der Energiewende angeht, sind wir überhaupt nicht pessimistisch. Die Aussichten für das Cashflow-Wachstum in den nächsten drei, fünf und zehn Jahren sind klar und wir haben in letzter Zeit einen gesunden Rückgang der Aktienkurse erlebt.
Investoren denken zwar langfristig, aber sie sollten die kurzfristigen Ertragsrisiken gebührend berücksichtigen. Das ist ganz wichtig für Unternehmen, die vorübergehend sehr hohe Kennzahlen zugrundelegen, bei denen es knapp werden könnte.
Kurzzeitige Probleme sollten als Risiko eingeordnet werden. In den kommenden Monaten gehen wir von Aktienkursschwankungen einzelner Unternehmen und zugehörigen Teilsektoren aus. Gleichzeitig halten Managementteams den Markt über die gesamten Auswirkungen der Probleme mit Logistik und der Inflation auf dem Laufenden.
Investoren wie wir verfolgen allerdings eine langfristige Anlageperspektive. Zweifelsohne werden wir die kurzfristige Volatilität nutzen, um das Engagement in wirklich guten Unternehmen mit wirklich guten Bewertungsniveaus zu erhöhen.
Das Renditeprofil dieser Unternehmen könnte zeitweilig unter Druck geraten, aber insgesamt gehen wir davon aus, dass der Trend fest nach oben zeigt.
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