17.09.2021 - Oberflächlich dominierte an den Märkten im dritten Quartal ein Risk-on-Umfeld. Westliche Aktienmärkte krochen von einem Allzeithoch zum nächsten. Trotzdem war das Umfeld für Anleger schwierig, denn unter der Oberfläche sorgten Wachstumsbefürchtungen für eine Risk-off-Stimmung und bis in den August hinein für weiter fallende Anleiherenditen. Eine Outperformance von Qualität, Wachstumstiteln und defensiven Werten prägte lange die Märkte. Eine Stabilisierung zeichnet sich erst seit der zweiten August-Hälfte ab. Unsere Portfolios profitierten von einem leichten Übergewicht bei Aktien und dem strategischen Fokus auf Qualität und strukturelles Wachstum bei der Aktienselektion.
Die Märkte scheinen ein Zurückfallen in ein Umfeld mit geringem Trendwachstum, niedriger Inflation sowie Zinsen und hohen Sparquoten im Privatsektor in den letzten Monaten wieder für zunehmend wahrscheinlicher zu halten. Ein Umfeld, wie wir es infolge der Finanzmarktkrise 2008/2009 bis zur Corona-Krise hatten. Die Überzeugung, dass es nach der Corona-Krise gelingt, aufgrund der massiven fiskalischen und geldpolitischen Maßnahmen infolge der Krise auch mittelfristig ein Umfeld höheren Wachstums und höherer Inflation zu erreichen, hat abgenommen.
Auch wenn eine gewisse Skepsis angesichts der Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus, der Wachstumsschwäche, der Regulierungswut in China und der gestiegenen geopolitischen Unsicherheit nachvollziehbar ist, teilen wir sie im aktuellen Ausmaß nicht. Wir erwarten, dass sich das Wachstum mittelfristig als nachhaltiger und die Inflation als höher erweisen wird. Aktien und selektiv Rohstoffe bleiben damit auch in das Jahr 2022 hinein gegenüber Anleihen bevorzugt. Hohe Geldmarktfondsbestände, Anlagedruck und die Alternativlosigkeit stützen Aktien weiter. Zudem wachsen die Unternehmensgewinne stärker als die Kurse, wodurch die Bewertungen gesunken sind, und Unternehmensvorankündigungen sprechen für eine erneut positive Berichtssaison in Q4.
Richten die Märkte den Blick zunehmend auf ein weiteres solides Jahr 2022, sehen wir Chancen für eine klassische Jahresendrallye ab Oktober/November. Wir erwarten, dass Anleiherenditen im vierten Quartal und in das Jahr 2022 wieder steigen werden, Aktien weiter zulegen werden und Zykliker und Value nochmals in den Fokus der Anleger geraten. Bevor Risikopositionen im vierten Quartal aber weiter erhöht werden, sollten ein paar Hürden überwunden werden, vor allem die konkrete Ankündigung reduzierter Anleihekäufe durch die amerikanische Zentralbank, eine Stabilisierung in China und mit Blick auf Europa auch die Bundestagswahl in Deutschland, zumal der Oktober häufig durch erhöhte Volatilität gekennzeichnet ist. Zudem gilt es, den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie zu beobachten
Lesen Sie mehr im vollständigen Kapitalmarktausblick Horizonte 2021-Q4.
Finden Sie hier weitere Artikel von Berenberg.