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Tobias Burggraf (ETHENEA): Deutsche Staatsanleihen

02.12.2021 - Das Credo der Jünger von Aktieninvestments ist wohlbekannt: Anleihen seien "wertlos", und wer jetzt noch in Staatsanleihen investiere, sei selbst schuld und verschwende sein Geld.

Es stimmt, die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen sind seit Anfang des Jahres um rund 25 Basispunkte gestiegen. Da steigende Anleihenrenditen mit fallenden Kursen einhergehen, hat ein Anleiheninvestor, der seit Anfang des Jahres in deutsche Staatsanleihen investiert ist, effektiv rund zwei Prozent verloren. Dennoch ist die Menge an im Umlauf befindlichen Bundesanleihen¹ in den letzten Monaten sogar noch weiter zurückgegangen und liegt laut Berechnungen von Bloomberg bei nur noch 11 Prozent. Bundesanleihen sind also nach wie vor stark nachgefragt. Damit trifft ein immer geringer werdendes Angebot auf eine hohe Nachfrage, was wiederum das Aufwärtspotenzial der Renditen begrenzt.

Doch wer kauft überhaupt noch deutsche Staatsanleihen auf dem aktuellen Renditeniveau? Vor allem professionelle Anleger und öffentlich-rechtliche Institutionen treten weiterhin als Käufer auf. Versicherungen und Pensionskassen sind aus aufsichtsrechtlichen Gründen gezwungen, einen bestimmten Anteil an hochwertigen Vermögenswerten ("High-Quality Liquid Assets") zu halten, um die langfristige Bedienbarkeit der Pensions- und Versicherungsleistungen sicherzustellen. Daher kaufen sie in der Regel langlaufende Anleihen und halten diese dann bis zur Endfälligkeit. Banken wiederum halten Bundesanleihen für ihre Liquiditätsreserve. Benötigen sie Zentralbankgeld, können sie Bundesanleihen als Sicherheiten in Rückkaufvereinbarungsgeschäften (Repos) bei der Zentralbank hinterlegen. Inzwischen gibt es aber gar nicht mehr genügend Bundesanleihen, um die hohe Nachfrage auf dem Repo-Markt zu befriedigen.

Denn seit der Corona-Krise treten auch die Zentralbanken wieder verstärkt als Käufer auf, um die Wirtschaft im Euroraum anzukurbeln. Die Deutsche Bundesbank hat im Auftrag der EZB fast ein Drittel aller ausstehenden deutschen Staatsanleihen aufgekauft; nach den Regelungen des EZB-Anleihenkaufprogramms PSPP wären maximal 33 Prozent erlaubt. Diese Grenze wurde erst mit dem Pandemie-Anleihenkaufprogramm PEPP aufgehoben. Hinzu kommen weitere 11 Prozent, die von der Finanzagentur gehalten werden. Damit liegt der Anteil der im Besitz von staatlichen Institutionen befindlichen Bundesanleihen bei weit über 40 Prozent. In gewisser Weise haben also die strengen regulatorischen Anforderungen und die Pandemie-Anleihenkaufprogramme das Angebot deutlich verknappt und dazu geführt, dass Anleger nun verzweifelt nach Nachschub suchen. Gleichzeitig haben die günstigen Finanzierungsbedingungen und die zunehmende Verschuldung von Staaten und Unternehmen zu einer Verschlechterung der Kreditprofile und einer Reihe von Herabstufungen durch die Rating-Agenturen geführt, wodurch sich das investierbare Universum an Wertpapieren mit AAA-Rating weiter verringert hat.

Sind Bundesanleihen also nur noch etwas für Profis und Zentralbanken? Nein, auch im Portfolio des durchschnittlichen Sparers kann eine Beimischung von Anleihen weiterhin Sinn machen, zumindest solange man Staatsanleihen vornehmlich als Instrument zur Absicherung gegen Verluste versteht. Aufgrund ihrer geringen Volatilität und niedrigen Korrelation mit anderen Anlageklassen wie Aktien bieten Staatsanleihen einen wirksamen Schutz gegen Marktturbulenzen und steigen in Extremsituation deutlich im Kurs, wenn alle anderen Vermögenswerte fallen. Dies zeigte sich zum Beispiel am vergangenen Freitag, als die Sorge um die sich rasant ausbreitende Omikron-Variante zu einem Kursrutsch an den globalen Aktienmärkten führte, während Bundesanleihen deutlich zulegen konnten.

Eine schrittweise Abkehr der EZB von ihrer ultralockeren Geldpolitik wird voraussichtlich zu einem moderaten Anstieg der Renditen führen. Dennoch haben Bundesanleihen aus einer Risikomanagement-Perspektive weiterhin ihre Daseinsberechtigung. Die letzten Tage haben das noch einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

¹ Definiert als der Anteil der Bestände an Staatsanleihen von preissensitiven Privatanlegern am gesamten ausstehenden Anleihenangebot.


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