04.02.2022 - Trotz einer konjunkturellen Winterdelle bleiben die Inflationsraten hoch. Die Notenbanken stehen deshalb momentan besonders im Fokus. Am Donnerstag gaben die Bank of England und anschließend die Europäische Zentralbank ihre geldpolitischen Entscheidungen bekannt. Nachdem die US-Notenbank letzte Woche eine wesentlich straffere Geldpolitik zumindest in Aussicht gestellt hatte, machte die Bank of England Nägel mit Köpfen und erhöhte den Leitzins um 25 Basispunkte auf 0,50 %. Zudem wird sie die Einnahmen aus fällig werdenden Anleihen nicht mehr reinvestieren, sodass die Geldpolitik auch über diesen Kanal gestrafft wird.
Die EZB stand deshalb gleich doppelt unter Druck: 1. Die Inflation ist im Januar nicht wie erwartet gesunken, sondern sogar weiter gestiegen - wenn auch nur moderat von 5,0 auf 5,1 %. 2. Da die US-Fed und die Bank of England den Kampf gegen die Inflation aufgenommen haben, war der Euro-Wechselkurs abermals unter Druck geraten. Die zögerliche Haltung der EZB hat deshalb negative Rückwirkungen auf die Inflationsdaten.
An dieser Stelle hat sich der Wind gedreht: In den vergangenen Jahren haben sich die Zentralbanken über einen schwachen Wechselkurs gefreut, weil er zu höheren Importpreisen beigetragen und dementsprechend die zu niedrigen Inflationsraten erhöht hat. Jetzt, da die Inflation viel zu hoch ist, verschärft der schwache Eurokurs das Inflationsproblem. Mit einer zu zögerlichen Haltung schwächt die EZB also den Eurokurs und erhöht damit auch den Inflationsdruck.
EZB-Präsidentin Lagarde hat auf der Pressekonferenz etwas eingelenkt. Die Marktakteure haben ihre Ausführungen als Signal gewertet, dass die EZB die Geldpolitik schneller straffen wird als bisher erwartet. Während der Pressekonferenz konnte der Euro deshalb spürbar zulegen. Die Wirtschaft ist diesseits und jenseits des Atlantiks stark genug, um mit einer (moderat) strafferen Geldpolitik umgehen zu können.
Wir erwarten ab dem Frühjahr - wenn weitere Corona-Einschränkungen aufgehoben werden - eine kräftige Nachholkonjunktur.
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