März 2022 - Europäische Frühindikatoren für März zeigen nach Verbesserungen im Februar eine erneute Abschwächung des Wirtschaftsvertrauens als Folge der Invasion Russlands in der Ukraine. Dagegen haben sich in den USA die Einkaufsmanager-Indizes im März deutlich verbessert und bestätigen, zusammen mit den dort starken Arbeitsmarktdaten die robuste Verfassung der US Wirtschaft. Weltweit verstärkt der Angebotsschock steigender Energie- und Rohstoffpreise den bereits zuvor hohen Inflationsdruck und damit den Handlungsdruck für die Geldpolitik. Denn selbst im Falle eines raschen Kriegsendes würde die vom Westen angestrebte Unabhängigkeit von russischen Rohstofflieferungen die bestehende globale Angebotsknappheit verstärken und so auch mittelfristig erhöhten Inflationsdruck bedingen.
Im Euroraum und insbesondere in Deutschland nehmen gleichzeitig die wirtschaftlichen Abwärtsrisiken in dem Maße zu, wie die Verteuerung von Energie und Nahrungsmitteln die Kaufkraft der Verbraucher schmälert und die mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten, u.a. wegen weiterhin gestörter globaler Lieferketten, die Industrieproduktion ausbremst und/oder verteuert. Entsprechend hat sich das Tempo der Abwärtsrevisionen bei den Wachstumsprognosen im März beschleunigt: Für Deutschland erwartet der Konsens zurzeit nur noch 2,8% BIP-Wachstum in 2022 - im August 2021 ging man noch von 4,5% aus. Spiegelbildlich dazu beschleunigen sich die Aufwärtsrevisionen bei den Euroraum-Inflationsprognosen; hier erwartet der Konsens für 2022 inzwischen 5,8% Teuerung.
Die Stagflationsgefahr im Euroraum wird jedoch begrenzt durch eine expansive Fiskalpolitik. Dies sollte der der EZB im Jahresverlauf 2022 einen ersten Schritt in Richtung geldpolitischer Normalisierung und, in 2023, die Beendigung ihrer 2008 begonnenen Negativzinspolitik erlauben. Die Fed, mit ungleich höherem Handlungsdruck und -spielraum, dürfte bereits dieses Jahr den Leitzins bis auf 2% erhöhen und mit weiteren Schritten in 2023 der bereits sichtbaren Lohn-Preis-Spirale Einhalt gebieten. Eine weitere Eskalation im Ukrainekonflikt könnte der Geldpolitik aber schnell einen Strich durch die Rechnung machen.
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