Anzeige
Mehr »
Login
Mittwoch, 01.05.2024 Börsentäglich über 12.000 News von 686 internationalen Medien
Uran Boom: Die Bullen starten durch - spektakuläre Kursgewinne möglich
Anzeige

Indizes

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Aktien

Kurs

%
News
24 h / 7 T
Aufrufe
7 Tage

Xetra-Orderbuch

Fonds

Kurs

%

Devisen

Kurs

%

Rohstoffe

Kurs

%

Themen

Kurs

%

Erweiterte Suche
Asset Standard
594 Leser
Artikel bewerten:
(2)

Katherine Davidson (Schroders): Kapitale Folgen - Unternehmen bestrafen Russland

28.03.2022 - Der Einmarsch Russlands in die Ukraine ist in erster Linie eine menschliche Tragödie und hat weitreichende Folgen für Millionen von Menschen. Unsere Gedanken sind bei denjenigen, die von dieser schrecklichen Situation betroffen sind, bei den Menschen, die Angehörige verloren haben oder von ihnen getrennt sind, die fliehen mussten oder nun unter Belagerung leben.

Vor diesem schrecklichen Hintergrund, der dazu geführt hat, dass westliche Länder lähmende Sanktionen gegen Russland und seine Bevölkerung verhängt haben, verfolgen die Unternehmen ihre eigenen Formen der Bestrafung. Zahlreiche Unternehmen haben angekündigt, sich aus Russland zurückzuziehen oder ihre Geschäftstätigkeit auszusetzen. Viele Unternehmen spenden auch Produkte oder unterstützen die Ukraine aktiv im Krieg.

So haben die Cybersicherheitsdienste von Microsoft bisher mehr als 20 Hackerangriffe auf die ukrainische Regierung und auf Finanz- und Medienorganisationen abgewehrt. Das Unternehmen SpaceX von Elon Musk hat Satelliten gestartet, um die Ukraine mit der Außenwelt zu verbinden und die Abdeckung mit WLAN-Funknetzen zu verbessern. Schon in den ersten Tagen nach dem Einmarsch kündigte Airbnb an, mit Gastgebern und Nichtregierungsorganisationen zusammenzuarbeiten, um Flüchtlingen eine Unterkunft zu bieten.

In Großbritannien versucht das Immobilienunternehmen British Land, den russischen Gasriesen Gazprom aus seiner an ihn vermieteten Zentrale in London zu vertreiben.

Schroders und anderen Vermögensverwaltern kommt angesichts des Einflusses, den wir auf Unternehmen ausüben, eine besondere Rolle zu. Wenn wir Maßnahmen ergreifen können, die zur Lösung der humanitären Krise in der Region beitragen und die auch unseren Kunden zugute kommen, werden wir das tun. Als Fondsmanagerin, die sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert hat, habe ich das Geschehen besonders aufmerksam verfolgt und ich bin beeindruckt, wie rasch und entschlossen die Unternehmen reagiert haben. Es ist erwähnenswert, dass nur sehr wenige Unternehmen direkt von den Sanktionen betroffen waren oder von den Regierungen aufgefordert wurden, sich aus Russland zurückzuziehen. Jedoch hat die internationale Geschäftswelt erkannt, dass die Sanktionen nur dann erfolgreich sein werden, wenn Russland in vollem Umfang zu einem wirtschaftlichen Paria wird.

Russland mag bei Energie und Lebensmitteln autark sein, aber es hat 66 Millionen Facebook-Nutzer. Die wohlhabende Bevölkerung nutzt iPhones, trägt Schweizer Uhren und fährt Luxusautos aus deutscher Produktion. Wir wissen, dass viele Bürger Russlands Putins Aggression nicht unterstützen und wenn nun noch bestimmte Waren verschwinden und Dienste nicht mehr genutzt werden können, so schwächt dies die innenpolitische Macht Putins. Unternehmen tun das, wozu Regierungen nicht willens oder nicht in der Lage sind (oder vielleicht nur langsam).

Unserer Meinung nach ist dies ein Zeichen für einen allgemeinen Wandel der Rolle des Privatsektors in der Gesellschaft. Stakeholder - einschließlich Mitarbeiter, Kunden und Investoren - haben höhere Erwartungen, und die Verbreitung der modernen Medien ermöglicht es ihnen, Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen. Glücklicherweise gibt es nicht viele historische Präzedenzfälle, die sich mit der aktuellen Situation vergleichen lassen, aber ich vermute, dass es bei früheren geopolitischen Krisen nicht das gleiche Ausmaß an Unternehmensaktivismus gab. Ich kann mich zum Beispiel nicht daran erinnern, dass viele Unternehmen öffentlich Stellung zum Irak-Krieg oder zur Annexion der Krim durch Russland bezogen haben.

Die FT zieht in einem kürzlich erschienenen Artikel mit der Überschrift "When should business take a stand?" ("Wann sollten Unternehmen Stellung beziehen?") eine Parallele zu den Reaktionen der Unternehmen auf die Black Lives Matter-Bewegung. Anfang des Jahrzehnts löste der Tod afroamerikanischer Bürgerinnen und Bürger durch die Polizei Proteste für Rassengerechtigkeit aus, jedoch erfolgte "kein Kommentar" von den Unternehmen. Im Gegensatz dazu führte die Ermordung von George Floyd im Jahr 2020 zu persönlichen Erklärungen der Vorstandsvorsitzenden und zur Verpflichtung der Unternehmen zu Diversitätszielen und Spenden für die Gemeinschaft.

In der Vergangenheit versuchten die Unternehmen in der Regel, sich aus der Politik herauszuhalten und keine Stellung zu beziehen, die Teile ihres Kundenstamms hätte verärgern können. Heutzutage besteht ein größeres Reputationsrisiko, wenn man nicht reagiert oder - noch schlimmer - schweigt. Umfragedaten deuten darauf hin, dass die Mehrheit der Weltöffentlichkeit von CEOs erwartet, dass sie sich öffentlich zu einer Reihe von sozialen und politischen Themen äußern.

Nur sehr wenige Unternehmen haben öffentlich bekannt gegeben, dass sie sich NICHT aus Russland zurückziehen. Ein bemerkenswertes Beispiel aber ist der Lebensmittelkonzern Danone - ein Unternehmen, das bis vor kurzem von Anlegern kritisiert wurde, weil es sich zu sehr auf ESG auf Kosten der Rendite konzentrierte. Der neue CEO Antoine de Saint-Affrique teilte mit, dass das Unternehmen in Russland bleibt, wo rund 6 % des Umsatzes erwirtschaftet werden, um sicherzustellen, dass seine Kunden und Lieferanten nicht für Putins Vergehen bestraft werden. Er wird mit den Worten zitiert: "Wir haben eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die wir ernähren, den Landwirten, die uns mit Milch versorgen, und den Zehntausenden von Menschen, die auf uns angewiesen sind." Selbst auf so zurückhaltenden Plattformen wie der Kommentarseite der FT gab es eine Welle der Verleumdung: Kunden riefen zu einem Boykott von Danone-Produkten in Westeuropa auf.

Zu Beginn der Pandemie haben wir ausführlich über die Rolle des Privatsektors beim Schutz der Betroffenen und bei der Bereitstellung von Lösungen geschrieben - von Impfstoffen bis zur Lieferung von Lebensmitteln. Es wurden nur sehr wenige Gesetze verabschiedet, aber Unternehmen wurden dafür verantwortlich, die Richtlinien der Regierungen in Bezug auf das Tragen von Masken und soziale Distanzierung durchzusetzen, selbst wenn dies den Gewinnen abträglich war. Die meisten Unternehmen haben große Anstrengungen unternommen, um sich um die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten, Zulieferer und Kunden zu kümmern, während sie gleichzeitig die Dividenden und die Managergehälter gekürzt haben, um die Lasten auf ihre Stakeholder zu verteilen.

Wir glauben, dass wir einen neuen Gesellschaftsvertrag haben, in dem der private Sektor zunehmend als eine Kraft für das Gute in der Gesellschaft angesehen wird und entscheidend dazu beiträgt, Veränderungen in wichtigen Bereichen wie Vielfalt und Klimawandel voranzutreiben. Das Edelman Trust Barometer 2021, eine jährliche Umfrage zu Vertrauen und Glaubwürdigkeit, hat gezeigt, dass Unternehmen die einzigen Organisationen sind, die heute sowohl als ethisch als auch als kompetent angesehen werden.

Die Ereignisse, die sich in der Ukraine abspielen, sind verwerflich. Unabhängig von ihrer Meinung zu ESG sollten Investoren ihren (kleinen) Beitrag leisten, indem sie multinationale Unternehmen für ihr Verhalten in Russland zur Rechenschaft ziehen. In der Vergangenheit hätte sich unser Ansatz eher auf Risikomanagement und Kapitalerhalt konzentriert. Jetzt aber gibt es ein starkes moralisches und ethisches Element in diesen Gesprächen.

In den meisten Fällen bedeutet dies, dass die Geschäftstätigkeit ausgesetzt und alle Transaktionen mit russischen Geschäftspartnern, insbesondere mit staatlichen Unternehmen oder der Regierung, eingestellt werden müssen. Unternehmen, die vor Ort tätig sind, stehen zudem vor der komplexen Aufgabe, russische Mitarbeiter fair zu behandeln und den Mitarbeitern in der Ukraine sicheren Schutz zu bieten oder sie zu evakuieren. Accenture hat seine 2.300 Mitarbeiter in Russland mit Abfindungspaketen entlassen, während andere Unternehmen ihre Mitarbeiter so lange weiter bezahlen, wie sie Barmittel im Land haben.

Unternehmen mit Franchisebetrieben in Russland sitzen besonders in der Klemme, denn sie können keine Läden schließen, sondern nur Importe unterbinden. Erklärungen abgeben und Geschäfte aussetzen ist (relativ) einfach, doch wer sich vollständig zurückzieht, muss mit Problemen rechnen, die in der Presse nur selten dargestellt sind. So waren auch die ersten Unternehmen, die ihren Rückzug ankündigten, meist solche mit sehr begrenztem Engagement in Russland, d. h. die Komplexität und die Kosten waren gering.

Laut einer aktuellen Umfrage von Chief Executives for Corporate Purpose unter mehr als 100 Unternehmen sind viele CEOs noch unschlüssig, wie sie reagieren sollen.

Da die Abwanderung von Unternehmen weiter anhält, riskieren Unternehmen, die nicht Stellung beziehen, als Komplizen dazustehen. Und im aktuellen Umfeld kann eine ethische Frage schnell zu einer wirtschaftlichen werden.


Die hierin enthaltenen Ansichten und Meinungen sind die der Autorin dieser Seite und repräsentieren nicht notwendigerweise die Ansichten, die in anderen Mitteilungen, Strategien oder Fonds von Schroders zum Ausdruck gebracht oder reflektiert werden. Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und ist in keiner Weise als Werbematerial gedacht. Das Material ist nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten gedacht. Das Material ist nicht als Buchhaltungs-, Rechts- oder Steuerberatung oder als Anlageempfehlung gedacht und sollte auch nicht als solche angesehen werden. Schroders geht davon aus, dass die hierin enthaltenen Informationen zuverlässig sind, übernimmt jedoch keine Gewähr für deren Vollständigkeit oder Richtigkeit. Für Irrtümer in Bezug auf Fakten oder Meinungen kann keine Verantwortung übernommen werden. Bei individuellen Investitions- und/oder strategischen Entscheidungen sollte man sich nicht auf die Ansichten und Informationen in diesem Dokument verlassen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse, die Kurse von Aktien und die daraus erzielten Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und Investierende erhalten möglicherweise nicht den ursprünglich investierten Betrag zurück.


Finden Sie hier Informationen zu den Vermögensverwaltenden Fonds und Produkten der Schroders Investment Management GmbH.

Kupfer - Jetzt! So gelingt der Einstieg in den Rohstoff-Trend!
In diesem kostenfreien Report schaut sich Carsten Stork den Kupfer-Trend im Detail an und gibt konkrete Produkte zum Einstieg an die Hand.
Hier klicken
© 2022 Asset Standard
Werbehinweise: Die Billigung des Basisprospekts durch die BaFin ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend zu informieren, insbesondere über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers. Sie sind im Begriff, ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann.