22.06.2022 - Die US- und Euroraum Konjunkturdaten fielen zuletzt insgesamt gemischt, nicht aber durchgängig schwach aus. Allerdings sendeten in den USA der Absturz des Verbrauchervertrauens und der sich abkühlende Immobilienmarkt Indikationen für eine bevorstehende Wachstumsabschwächung.
Zudem setzte sich die Inflationsbeschleunigung beiderseits des Atlantik im Mai ungebremst auf Werte über 8 % fort. Hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie anhaltende Lieferketten-Probleme sind als Belastungsfaktoren weiterhin wirksam. Hinzu kommt im Euroraum seit Jahresbeginn eine deutliche Beschleunigung des Lohnauftriebs, die sich - gemessen an den jüngsten Indikationen z.B. aus der deutschen Metallindustrie - im zweiten Halbjahr fortsetzen dürfte.
Entsprechend nahmen die Stagflations-Sorgen der Marktteilnehmer weiter zu. Die Konsensprognose für das deutsche BIP-Wachstum wurde auf 1,8 % abwärts, die Inflationsprognose dagegen auf 7,2 % aufwärts revidiert. Der Inflationsgipfel dürfte frühestens im dritten Quartal erreicht werden.
In diesem Umfeld hat die EZB im Juni die Flucht nach vorne angetreten und ihre ersten beiden zinspolitischen Normalisierungsschritte konkretisiert, mittels derer die Negativzins-Ära bereits im September beendet werden soll. Darüber hinaus wurde eine "Serie" von Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Aus der Not der schnell ansteigenden Risikoprämien für Anleihen der Euro-Peripherieländer geboren, wurde zudem die Entwicklung eines "Anti-Fragmentierungs"-Instruments angekündigt. Demnach könnte die Notenbank künftig gleichzeitig Leitzinserhöhungen und Wertpapier-Käufe tätigen - was gemäß der bisherigen "Sequenzierungs"-Politik nicht möglich gewesen war.
Auch die Fed hat ihren Kurs nachgeschärft, um den Rückstand bei der Inflationsbekämpfung möglichst rasch aufzuholen. Im Juni wurde statt der zuvor angekündigten 50 Bp eine Leitzinserhöhung um 75 Bp beschlossen, welcher bis Jahresende weitere 175 Bp folgen sollen. Beide Notenbanken stehen unter hohem Erwartungsdruck angesichts von Marktspekulationen auf Leitzinserhöhungen bis 4,00 % (Fed) bzw. 2,00 % (EZB).
Finden Sie hier weitere Artikel und Informationen der Gothaer Asset Management.
Rechtlicher Hinweis: Diese Publikation dient ausschließlich der Information und beinhaltet keine Handlungsempfehlung. Die enthaltenen Aussagen stellen die aktuelle Ansicht der geschilderten Umstände sowie unverbindliche Analysen und Prognosen der Gothaer Asset Management AG zu gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen dar, die ohne vorherige Ankündigung geändert werden können. Wertentwicklungen der Vergangenheit und Prognosen sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Wertentwicklungen. Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen und Prüfung der Inhalte übernimmt die Gothaer Asset Management AG keine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der in dieser Publikation gemachten Informationen.