August 2022 - Die Rezessionsgefahr hat zuletzt weltweit zugenommen. In Deutschland und Italien fielen die Einkaufsmanagerindizes im Juli unter die Expansionsschwelle; die deutschen Frühindikatoren ifo und ZEW verzeichneten im August weitere Abschwächungen. Aus den USA wurde für das zweite Quartal die zweite BIP-Abschwächung in Folge berichtet, so dass sich die Wirtschaft im ganzen ersten Halbjahr in einer technischen Rezession befand. Zudem signalisieren sowohl die US Einkaufsmanagerindizes als auch der Immobiliensektor für das dritte Quartal eine Fortdauer der wirtschaftlichen Abschwächung. Allein der US Arbeitsmarkt zeigte sich im Juli weiter fest und die Lohndynamik hoch. In China veranlassten schwache Wirtschaftsdaten die Zentralbank zu einer unerwarteten Leitzinssenkung und die Regierung zur Aufgabe ihres diesjährigen Wachstumszieles.
Für Deutschland stellt ein vollständiger Stopp russischer Gaslieferungen bzw. Rationierungen der Energieversorgung das größte einzelne Konjunkturrisiko im Winterhalbjahr dar. Die hohen Energiekosten belasten aber bereits jetzt Konsumenten und Unternehmen. Verschärfend hinzu kommen Versorgungsengpässe, u.a. wegen dürrebedingter Beschränkungen im Schiffsverkehr. Inflationsseitig belasten außerdem das Ende temporärer Unterstützungen bzw. die Einführung der Gasumlage. Als Folge sind in den kommenden Monaten anhaltender Teuerungsdruck, schwächere Nachfrage, schrumpfende Preisüberwälzungsspielräume und zunehmender Margendruck zu erwarten.
Der Inflationsgipfel ist auch im Euroraum noch nicht erreicht und für 2023 ein nur gradueller Rückgang der Teuerungsraten erwartbar. Die Geldpolitik wird daher ihre Inflations-Eindämmungspolitik fortsetzen. Fed und EZB dürften bis Jahresende ca. 100 Bp weiterer Leitzins-Erhöhungen beschließen. Diese Straffung der Finanzierungsbedingungen impliziert eine zusätzliche wirtschaftliche Belastung, zu der sich neue geopolitische Risikofaktoren (u. a. Taiwan und die Parlamentswahl in Italien) gesellen. Insgesamt droht den Kapitalmärkten in den kommenden Wochen somit schärferer Gegenwind, wenn die Investoren nach der Sommerpause eine Neubewertung dieser vielfältigen Risiken vornehmen.
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