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Prof. Dr. Jan Viebig (ODDO BHF): Beruhigung an den Finanzmärkten

13.01.2023 - Gemessen am nervenaufreibenden Börsenjahr 2022 sind die Finanzmärkte positiv ins neue Jahr gestartet. Der russische Angriff auf die Ukraine im Februar führte zu einem Angebotsschock, wie wir ihn zuletzt während der Ölkrise 1973 erlebt haben. Die Preise für Erdgas schossen in die Höhe, und die Lieferketten sind seitdem in wichtigen Branchen tiefgreifend gestört. Mit den Unternehmen litten die globalen Finanzmärkte. Der Aktienindex MSCI Welt TR, der die Kursentwicklung der größten börsennotierten Unternehmen der Welt misst, verlor im vergangenen Jahr 18,1 Prozent.

Für das laufende Jahr erwarten wir eine Stagflation. Somit droht uns dieses Mal keine schwere Rezession wie im Jahr 2009, als das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um mehr als 5 Prozent gestürzt ist. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland wird, wenn überhaupt, im laufenden Jahr vermutlich um weniger als 1 Prozent schrumpfen. Allerdings wird die Inflation voraussichtlich hoch bleiben. Damit werden wir eine Kombination aus Stagnation und Inflation bekommen, eine klassische Stagflation. Im Euroraum wird die Inflation im Jahresdurchschnitt bei voraussichtlich 6 Prozent liegen, bis zum Jahresende könnte sie jedoch auf 3 bis 4 Prozent zurückgehen. Damit hätte die Teuerung ihren Höhepunkt überschritten, den sie im Oktober mit einer Inflationsrate von 10,6 Prozent erreicht hatte.

Zum einen erwarten wir, dass sich der Markt für Rohöl im Jahr 2023 ruhiger entwickeln wird. Nach dem heftigen Anstieg der Ölpreise im vergangenen Jahr wird die Volatilität an den Rohstoffmärkten vermutlich abnehmen. Vor diesem Hintergrund sollte sich in der Inflationsrate nun ein statistischer Basiseffekt bemerkbar machen: Da die aktuellen Ölpreise zumeist deutlich niedriger als im Vorjahr sein dürften, wird die Inflationsrate über die Komponenten Kraftstoffe und Heizöl tendenziell gedämpft.

Zum andern beginnen nun die Leitzinserhöhungen der EZB aus dem vergangenen Jahr zu wirken, da diese sich erfahrungsgemäß mit einer Verzögerung von rund zwölf Monaten in der Wirtschaft bemerkbar machen. Die höheren Zinsen wirken dämpfend auf die Wirtschaft und könnten von daher ebenfalls Inflationsdruck nehmen.

In den USA geht die Inflation ebenfalls zurück. Der Jahresdurchschnitt wird dort bei etwas mehr als 4 Prozent erwartet. Für das Jahresende erwarten wir einen Rückgang auf rund 3 Prozent. Am Donnerstagnachmittag wurde die aktuelle Entwicklung der amerikanischen Verbraucherpreise veröffentlicht. Um 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg der Preisindex im Dezember 2022. Damit ist die Inflation weiter gesunken. Im Juni lag die Teuerung noch bei 9,1 Prozent und fiel bis Ende November auf 7,1 Prozent. Die Inflationserwartungen entsprachen genau den Erwartungen der Märkte und dürften zu einer weiteren Beruhigung beitragen. Wir erwarten weiterhin, dass die Leitzinsen in den USA auf über 5 Prozent in diesem Jahr steigen werden.

Auch für die EZB erwarten wir, dass sie ihre Leitzinsen weiter anheben wird. Der Zinserhöhungszyklus wird aber vermutlich in den USA im späten Frühjahr und in Europa im Herbst enden. Neben den Zinsen sind auch die Spreads von Unternehmensanleihen aufgrund der hohen Unsicherheit zuletzt deutlich gestiegen. Daher empfehlen sich in Europa vor allem Unternehmensanleihen, da diese mittlerweile einen attraktiven Zinsaufschlag gegenüber Staatsanleihen aufweisen. Da wir uns allerdings noch in einem Zyklus leichter Zinserhöhungen befinden, bevorzugen wir Unternehmensanleihen mit kurzer Laufzeit.

Die europäischen Aktienmärkte haben im vergangenen Jahr gegenüber den amerikanischen unter einem Risikoabschlag angesichts des Kriegs in der Ukraine gelitten. Vor allem der rapide Anstieg der Preise für Erdgas hat die Märkte in Europa belastet. Angesichts des Energiepreisschocks im vergangenen Jahr war das Sentiment für europäische Aktien ungewöhnlich negativ. Mit der Beruhigung an den Finanzmärkten könnte die Stimmung möglicherweise zugunsten der europäischen Börsen drehen.

Zudem sind amerikanische Aktien mit einem Kurs/Buchwert-Verhältnis von 3,9 weit über ihrem langfristigen Durchschnitt bewertet. Europäische Aktien dagegen weisen Nachholpotenzial auf, da ihre Bewertung mit einem Wert von 1,6 unter ihrem langfristigen Mittelwert liegt. Hinzu kommt, dass die Gewinnmargen in den USA stärker als in Europa fallen und dass der US-Dollar angesichts der Zinsdifferenz zwischen den USA und dem Euroraum weiter gegenüber dem Euro abwerten könnte. Aus diesen Gründen geben wir europäischen Aktien den Vorzug vor amerikanischen.

Angesichts eines Umfelds mit schwachem Wirtschaftswachstum und hoher Inflation sollte der Fokus jedoch auf Qualitätsunternehmen liegen, die auch in schwierigen Zeiten verlässlich gute Ergebnisse erzielen sollten. Wir bevorzugen Aktien, die hohe Kapitalrenditen erreichen, mit einem klaren Wettbewerbsvorteil punkten, strukturell wachsen und die nachhaltig und angemessen bewertet sind.

Der Einfluss politischer Risiken wird in diesem Jahr gegenüber 2022 hoffentlich abnehmen. Positiv wird sich die neue Öffnungspolitik in China auswirken, wobei die Unwägbarkeiten angesichts der Möglichkeit einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 im Land groß bleiben. Wo Risiken sind, finden sich auch Chancen. Dies hat uns das vergangene Jahr vor Augen geführt. Europäische Aktien sind wieder langfristig attraktiv bewertet. Mit der Beruhigung der weltpolitischen Lage könnten Schwellenländer ebenfalls attraktiver werden. Im Technologiesektor setzen wir auf Titel, die von langfristigen Trends wie der Künstlichen Intelligenz und dem Cloud Computing profitieren. Allerdings meiden wir weiterhin hochbewertete Wachstumsaktien, deren Gewinne unsicher sind und weit in der Zukunft liegen. Denn auch wenn das Jahr positiv begonnen hat, wird die Schwankungsbreite an den Märkten auch im Jahr 2023 hoch bleiben können.

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