BERLIN (dpa-AFX) - Die Auftragseingänge in Deutschland sind im Juni unerwartet gestiegen, aber die Verbesserung wurde durch die Großaufträge in der Luft- und Raumfahrtindustrie getrieben, wie Daten von Destatis am Freitag zeigten.
Eine private Umfrage ergab heute, dass der Bausektor zu Beginn des dritten Quartals stark geschrumpft ist, angeführt von einem deutlichen Rückgang der Wohnungsbautätigkeit.
Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe stiegen im Juni auf Monatsbasis um 7,0 Prozent und damit schneller als der revidierte Anstieg von 6,2 Prozent im Mai. Der Anstieg widerlegte die Prognose der Ökonomen für einen Rückgang um 1,5 Prozent.
Ohne Berücksichtigung der Großaufträge sank der Auftragseingang jedoch um 2,6 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Auf Jahresbasis stiegen die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe um 3,0 Prozent und kehrten damit den Rückgang von 4,4 Prozent im Mai um.
Die Auslandsaufträge verzeichneten im Juni ein monatliches Wachstum von 13,5 Prozent.
Die Bestellungen aus dem Euroraum stiegen aufgrund der starken Nachfrage in der Luft- und Raumfahrtindustrie um 27,2 Prozent, teilte Destatis mit.
Die Nachfrage aus Nicht-Euro-Ländern legte um 5,0 Prozent zu. Die Inlandsaufträge gingen dagegen um 2,0 Prozent zurück.
Die Auftragseingänge im Investitionsgüterbereich legten um 9,9 Prozent zu. Die Aufträge in den Bereichen Vorleistungs- und Konsumgüter stiegen um 2,0 Prozent bzw. 7,7 Prozent.
Die Daten zeigten, dass der Umsatz im verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vormonat um 1,6 Prozent zurückging, im Gegensatz zu einem Anstieg von 3,4 Prozent im Mai.
Die Einkaufsmanagerumfrage von S&P Global zeigte am Freitag, dass sich der Abschwung im Bausektor im Juli vertieft hat.
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Baugewerbe fiel von 41,4 im Juni auf 41,0. Dies war der niedrigste Wert seit Februar 2021.
Alle drei großen Baukategorien verzeichneten einen Rückgang der Aktivität.
Die Wohnungsbautätigkeit verzeichnete den stärksten Rückgang seit Februar 2010. Auch die Arbeiten an gewerblichen Bauprojekten gingen im Jahr 2023 bisher am schnellsten zurück. Währenddessen gingen die Tiefbauarbeiten so langsam zurück wie seit fünf Monaten nicht mehr.
"Die deutsche Bauwirtschaft befindet sich derzeit in einer schwierigen Lage", sagte Norman Liebke, Volkswirt bei der Hamburg Commercial Bank.
Jüngste Umfrageergebnisse sowie Wirtschaftsindikatoren deuten darauf hin, dass die Wirtschaft eine schwierige Zeit durchmacht.
Im jüngsten Weltwirtschaftsausblick prognostiziert der Internationale Währungsfonds, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,3 Prozent schrumpfen wird, bevor sie sich 2024 um 1,3 Prozent erholt.
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