01.12.2023 - Laut Duden ist eine Prognose eine "[wissenschaftlich begründete] Voraussage einer künftigen Entwicklung, künftiger Zustände, des voraussichtlichen Verlaufs". In der Welt der Finanzmärkte haben Prognosen dieser Tage Hochsaison. Wie wird sich nächstes Jahr die Konjunktur entwickeln? Bis wohin fällt die Inflation? Was machen Zinsen und Renditen? Und wo endet der DAX, wo der S&P 500? Mit Hilfe tiefschürfender Analysen, fundierter Annahmen und kreativer Szenarien liefern uns Finanzmarktstrategen aus aller Welt "wissenschaftlich begründete Voraussagen" - und werden bisweilen von der Realität überrollt, bevor die Tinte im Jahresausblicks-pdf trocken ist. Im November haben die Finanzmärkte angesetzt, ihre Prognostiker rechts zu überholen. Werden die für das Jahresende 2024 prognostizierten Kursziele womöglich bereits in diesem Jahr erreicht?
Der November brachte markante KursanstiegeDer November war an den Finanzmärkten ein Monat für die Geschichtsbücher. Der S&P 500 gewann 8,9 Prozent und reiht sich damit unter die besten zwanzig Monate seit 1950 ein. Ein Index, der die amerikanischen Staatsanleihen abbildet, legte um 4,5 Prozent zu, so viel wie zuletzt im Mai 1985. Für die steigenden Kurse sowohl an den Aktien- wie auch an den Rentenmärkten zeichnete gleich eine ganze Reihe von Faktoren verantwortlich. Zunächst verlief die Quartalsberichtssaison mehr als zufriedenstellend. Darüber hinaus zeigte eine Reihe von Preisindikatoren eine deutliche Abnahme des Inflationsdrucks, während die Rohölpreise weiter nachgaben. Etliche Konjunkturindikatoren deuteten auf eine "sanfte Landung" in den USA und eine sich ganz leicht erholende Konjunktur in der Eurozone hin. Die Geldmärkte spiegelten die zunehmende Erwartung von Leitzinssenkungen im kommenden Jahr wider, was zu Renditerückgängen von teilweise mehr als einem halben Prozentpunkt führte. Die bedeutenden Aktienindizes stiegen in diesem Umfeld um 8-10 Prozent, und der Goldpreis etablierte sich deutlich oberhalbder Marke von 2.000 USD/oz.
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