
17.01.2025 -
Am Montag, 20. Januar 2025, wird in Washington die Amtsübergabe von Joe Biden auf Donald Trump stattfinden. Der neue Präsident tritt sein Amt vor dem Hintergrund steigender Renditen an den Anleihemärkten an. Vor einem Jahr, im Januar 2024, wiesen zehnjährige Staatsanleihen der USA eine laufende Verzinsung knapp unter 4,0 Prozent auf. Seitdem ist sie auf aktuell 4,8 Prozent hochgegangen.
Dieser Renditeanstieg hat mehrere Ursachen: Zum einen sind die jüngsten Konjunkturdaten in den USA stark ausgefallen. Am amerikanischen Arbeitsmarkt ist die Zahl neu geschaffener Stellen im Dezember 2024 auf 256.000 gestiegen und lag damit weit über den Erwartungen. Volkswirte hatten mit einem Wachstum um 160.000 Stellen gerechnet. Die Arbeitslosenquote stellte sich kaum verändert bei 4,1 Prozent ein. Zum andern schätzen die Marktteilnehmer die Aussichten auf weitere Zinssenkungen zunehmend vorsichtig ein. An den Terminmärkten wird überwiegend damit gerechnet, dass die US-Notenbank Fed es im laufenden Jahr allenfalls bei zwei weiteren Zinssenkungen oder - womit die Volkswirte überwiegend rechnen - es bei einer einzigen belassen könnte. Und selbst diese ist ungewiss.
Der renommierte Marktbeobachter Mohamed El-Erian bezeichnete die jüngste Rücknahme der amerikanischen Leitzinsen am 18. Dezember 2024 als einen "hawkish cut", als eine Zinssenkung, die gleichwohl eine restriktivere Geldpolitik ankündigt.[1] Hinter verschlossenen Türen, meinte El-Erian, hätte die Fed bis Dezember die Haltung vertreten: "Wir können die Zinsen weiter senken, da es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Inflation unser Ziel erreicht." Seither stünde die Fed, wie der "hawkish cut" zeige, auf dem Standpunkt: "Wir müssen die restriktive Geldpolitik noch viel länger beibehalten, als wir erwartet haben." Selbst eine völlige Kehrtwende bis hin zu einer Zinserhöhung will El-Erian nicht ganz ausschließen.
Nun sind die Erwartungen der amerikanischen Geldpolitiker erfahrungsgemäß kaum mehr als eine Momentaufnahme. Erwartungen an die Zukunft sind in erster Linie Botschaften für die Gegenwart. Sie sollen vornehmlich die aktuellen Dispositionen der Finanzmarktteilnehmer steuern. Besonders die Fed hat sich in der Vergangenheit pragmatisch gezeigt, wenn es darum geht, ihre Geldpolitik an neue Wirtschaftsdaten oder veränderte politische Konstellationen anzupassen. Das fällt ihr leichter als der EZB, da die Fed nicht allein dem Ziel der Preisstabilität, sondern zusätzlich auch dem der Vollbeschäftigung verpflichtet ist. Je nach Lage kann die Fed das eine oder das andere Ziel stärker betonen. In der aktuellen Situation will sich die Fed offenbar alle Optionen offenhalten. "Wir raten nicht, wir spekulieren nicht, wir treffen keine Annahmen", beschrieb Fed-Gouverneur Jerome Powell kürzlich seine Herangehensweise.[2]
(...)
Lesen Sie hier den vollständigen Beitrag.