
01.04.2025 -
Hinter uns liegt ein Jahresstart, den so wohl nur die wenigsten Analysten auf dem Schirmgehabt hatten. Eine Fortsetzung des US-Exceptionalism? Pustekuchen! In den USA sprichtsogar Trump höchstselbst von der Gefahr einer baldigen Rezession. US-Aktien performeneuropäische aus? Nichts da! Seit Jahresbeginn lassen europäische Aktien in einer Art undWeise die Muskeln spielen, die selbst die kühnsten Europa-Optimisten nicht für möglichgehalten haben. Eine weitere Konsensprognose war: In der Eurozone werden die Zinsen indiesem Jahr öfter als in den USA gesenkt? Von wegen sagt der Markt! Die Sorgen voreinem schwachen Arbeitsmarkt in den USA sind mittlerweile so groß, dass zumindest vonheute an mehr Senkungen in den USA gepreist werden als in der Eurozone.
Zugegeben: Im Kern lassen sich all diese Fehlprognosen auf den Umstand zurückführen,dass die erratische Politik eines US-Präsidenten, dem ein mächtiger aber leider genausodurchgeknallter Unternehmer täglich Flausen in den Kopf setzt, die US-Wirtschaft zunächstmehr zu belasten scheint als erwartet. Nach Trumps Logik soll auf ein kurzes Tal derTränen jedoch der Aufbruch in blühende Landschaften folgen. Auf Belastungen durchZollpolitik (womöglich mit dem morgigen "Liberation Day" als Höhepunkt) sowieKaufkraftverlust durch Entlassungen im öffentlichen Sektor folgen Steuerentlastungen,weniger Bürokratie und Deregulierung und somit mehr Wachstum.
Denkbar wäre jedoch, dass Trump die "Animal Spirits" in den USA stärker abwürgt und sichin den USA ein Abschwung in Gang setzt, den man nicht so schnell eingefangen bekommt.Das, was er in den letzten Wochen beschlossen hat, schadet Amerika außerordentlich, daer in Teilen die Axt an jene Grundfeste der USA anlegt, die das Land groß gemacht haben.Um es aber gleich klar zu sagen: Ich glaube, selbst Trump ist nicht imstande, mit seinerAbrissbirnenpolitik die US-Wirtschaft klein zu kriegen. Zu sehr profitiert sie von denMegatrends unserer Zeit. Dennoch wissen wir nicht erst seit Akerlof und Shiller, dassPsychologie ein wichtiger Faktor bei der wirtschaftlichen Entwicklung ist.
Europa streift derweil mit ungewohnt hoher Geschwindigkeit seine Lethargie ab. Die hohenErwartungen, die an die Ausgabenprogramme geknüpft sind, könnten allerdings etwasenttäuscht werden und womöglich auch mehr Inflation erzeugen als der EZB lieb ist.Nichtsdestotrotz erachte ich den Schritt in Richtung mehr schuldenfinanzierten Wachstumsfür notwendig, alternativlos und damit richtig. Europa wird in den kommenden Jahrenstärker wachsen als noch vor kurzem gedacht - insbesondere, wenn strukturelle Problemewie der Fachkräftemangel angegangen werden. Europäische Risikoassets dürften dann erstam Anfang einer Aufholjagd stehen. Wird aus MAGA also MEGA?