
März 2025
In kaum einem anderen Themenfeld wurde in den letzten Jahren so intensiv reguliert, berichtet und diskutiert wie im Bereich ESG - also der Berücksichtigung ökologischer, sozialer und unternehmensethischer Kriterien im Finanzmarkt. Nachhaltigkeit wurde zum strategischen Imperativ: Politische Initiativen wie der europäische Green Deal, verstärkte Erwartungen seitens der Anleger und eine zunehmend ESG-orientierte Vertriebsstrategie machten Nachhaltigkeit zum neuen Standard im Finanzmarkt. Fondsanbieter überschlugen sich mit neuen "grünen" Produkten, Ratings und Labels.
Doch inzwischen hat sich der Ton verschärft. Die Regulierungsflut der vergangenen Jahre hat nicht nur Transparenz geschaffen, sondern auch erhebliche Unsicherheit: Die rechtlichen Anforderungen sind komplex, teils widersprüchlich - und unterliegen ständigem Wandel. Gleichzeitig geraten ESG-Kriterien auch politisch unter Druck, etwa durch Diskussionen um Bürokratieabbau oder neue Bewertungen von Rüstungsunternehmen im Lichte geopolitischer Konflikte.
Der neue Regulierungsrahmen - mehr Orientierung oder mehr Verwirrung?
Was als Regulierungsoffensive zur Förderung nachhaltiger Kapitalflüsse gedacht war, hat sich in der Praxis zu einem undurchsichtigen Geflecht entwickelt. Die wichtigsten Bausteine wie SFDR, MiFID II und die EU-Taxonomie sollten Klarheit schaffen - haben aber vielerorts eher Verunsicherung ausgelöst. Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) war ursprünglich als Offenlegungspflicht konzipiert, entwickelte sich aber faktisch zu einem ESG-Klassifizierungssystem. Doch klare Mindestkriterien für diese Einteilung fehlen bis heute. Die Folge: Rechtsunsicherheit, Rückstufungswellen und Greenwashing-Vorwürfe.
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