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Seit Tagen und Wochen geht es mit der Infineon-Aktie bergab - mehrere Tage Minus in Folge, über 30 Prozent unter dem Allzeithoch. Doch zwischen Panik und Perspektive liegt oft nur ein schmaler Grat. Wir klären für Sie, wie hart die Talfahrt den DAX-Champion trifft und ob hinter dem Kursrutsch noch mehr steckt, oder da eine Einstiegsgelegenheit aufblitzt. Wir analysieren den Milliarden-Coup in den USA und machen den Chart- und Analysten-Check für Sie.
Absturz mit Ansage
Die Börse ist kein Ponyhof und Infineon zeigt dies gerade schmerzhaft am Kursverlauf der letzten Tage/ Wochen. Mit 23,50 Euro rutschte die Aktie diese Woche auf Tiefststände, knapp 40 Prozent unter dem Rekord von 39,40 Euro aus dem Februar diesen Jahres. Im DAX hängt der Chip-Riese aktuell im hinteren Feld, das Minus übertrifft sogar den Index. Klar, die Stimmung ist mies: Die Nachfrage nach Halbleitern lahmt, die Autobranche stottert, und die jüngsten Quartalszahlen verfehlten die Erwartungen.
Doch Zahlen lügen nicht: Vor wenigen Jahren konnte Infineon noch 2,84 Mrd. Euro Gewinn ausweisen - trotz Chipkrise. Der jüngste Milliarden-Deal mit Marvell zeigt, dass der Konzern trotzdem Gas gibt. Für 2,3 Mrd. Euro schnappen sich die Münchener die Automotive-Sparte des US-Rivalen, um in Sachen Software-Autos die Nase vorn zu haben. Ethernet-Chips klingt technisch, ist aber der Schlüssel für autonomes Fahren und "Updates per Luft" (over the air). Kurzum gesagt, baut Infineon sein Monopol im Auto-Sektor aus und das könnte langfristig größere Margen bringen.
Übernahme-Wahnsinn & Stellenabbau: Infineon geht alles - oder?
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt". Dieses Motto lebt Infineon-Chef Jochen Hanebeck. Der Marvell-Deal ist nur der jüngste Coup in einer langen Reihe. 830 Mio. Dollar für GaN Systems 2023, 9 Mrd. Euro für Cypress 2019. Klar, solche Übernahmen kosten. Die Schuldenuhr wird größer und die US-Regierung blockierte schon mal einen Deal (Stichwort: Wolfspeed). Doch Hanebeck setzt auf Spezialchips für E-Autos und KI. Das sind Märkte, die explodieren könnten, sobald die Konjunktur anspringt.
Aber der Konzern muss dennoch sparen. 1.400 Jobs gestrichen, 1.400 verlagert, das schmerzt, ist aber notwendig. Die Umstrukturierung soll Millionen einsparen, doch die Kurve zur Nachfrage-Erholung muss schnell kommen. Jefferies-Analyst Raj Jilka bestätigt: "Marktführer mit solchen Wettbewerbsvorteilen kauft man nicht alle Tage." Sein Kursziel: 42 Euro, deutlich mehr als 50 Prozent über dem aktuellen Niveau.
Chart-Check: Ist der Tiefpunkt erreicht?
Seit Februar 2025 rauscht die Infineon-Aktie wie eine runde Kugel den Berg hinunter. Von 39,40 Euro auf jetzt 27,60 Euro, im Tief wie schon oben geanannt waren es 23,50 Euro. Ein brutaler Fall. Charttechniker sehen jetzt aber erste Signale: Das 52-Wochen-Tief bei 23,17 Euro hielt bisher, und bei rund 25 Euro gab's früher schon Support. Der RSI ist gerade aus dem Oversold-Bereich herausgekommen und notiert bei knapp über der 30er Marke, was oft eine weitere Gegenbewegung - in diesem Fall nach oben - auslösen könnte. Nimmt man Jefferies Bullen-These zur Hilfe, könnte derjenige, wer jetzt einsteigt, langfristig lachen, vorausgesetzt, die Fundamentaldaten drehen mit und der Gesamtmarkt hält.
Was tun?
Infineon hat zuletzt Federn gelassen und auch die zyklische Schwäche nervt, aber der Konzern ist kein akuter Krisenfall. Mit der Marvell-Übernahme pusht er das Kerngeschäft, die Autobranche wird langfristig auf Software-Updates und KI setzen und genau da mischt Infineon vorne mit. Die Jefferies-Einschätzung (Kursziel 42 Euro!) unterstreicht das Potenzial. Charttechnisch sieht es nach einer möglichen Bodenbildung aus, und bei 27,60 Euro ist die Aktie deutlich günstiger als noch im Februar. Wer also an die Zukunft der E-Mobilität und KI glaubt, sollte Infineon im Blick behalten und könnte eine erste Position mit einem geeigneten Stoppkurs versehen, eröffnen. Vielleicht auch aufgrund der hohen Vola mit einem kleinen Anteil starten und bei weiteren Dips nachlegen. Denn wie sagt man so schön: Kaufe, wenn die Kanonen donnern!
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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