
12. bis 17. April 2025
Bis Donnerstag hatten internationale Aktien leicht zugelegt, auch wenn die amerikanische Zollpolitik unklar bleibt. Seit letztem Freitag ist die US-Zehnjahresrendite um 30 Basispunkte gefallen, auf 4,28% am Donnerstag. Das Barrel Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verteuerte sich um 4,35 US-Dollar auf 64,35 US-Dollar. Gemessen an Terminkontrakten auf den CBOE Volatility Index (VIX) ging die Volatilität von 31 Ende letzter Woche auf 27 am Donnerstag zurück.
KonjunkturTrump setzt Zölle aus
Wie die Trump-Administration am letzten Wochenende bekanntgab, werden viele Elektronikprodukte von den "reziproken Zöllen" erst einmal freigestellt. Im Falle Chinas hatten sie zuletzt 145% betragen. Die Märkte reagierten begeistert. Schnell wurde aber klar, dass es einen Haken gibt: In den nächsten ein bis zwei Monaten wird Elektronik wohl der Zollkategorie "Halbleiter" zugeordnet. Trump deutete diese Woche auch eine vorübergehende Zollbefreiung für Autos und Autoteile an. Die Hersteller sollen mehr Zeit für Produktionsverlagerungen in die USA bekommen.
Anleger hoffen, dass die Ausnahmen für Elektronik Verhandlungen mit China ermöglichen. Bislang hat aber noch keines der beiden Länder den ersten Schritt gewagt. Am Dienstag meinte Trump, dass China jetzt "am Zug" sei. Einen Tag später nannte China Vorbedingungen für Gespräche und forderte von den USA "Respekt." Laut Bloomberg verlangt China von den USA mehr Stetigkeit und die Bereitschaft, die derzeitigen Sanktionen, aber auch die Taiwanpolitik zu überdenken. Die USA sollen einen Verhandlungsführer ernennen; auf chinesischer Seite soll der neue Handelsbeauftragte Li Chenggang die Gespräche leiten. Man hofft auf eine Einigung, die Trump und Xi Jinping bei einem persönlichen Treffen unterzeichnen können.
Unterdessen schaukeln sich die Kontrahenten weiter hoch. Peking verschärfte zunächst die nichttarifären Handelshemmnisse gegen amerikanische Landwirtschaftsprodukte und begründete dies mit "Hygienefragen". Die USA untersagten wiederum die Lieferung bestimmter NVIDIA-Halbleiter nach China ohne spezielle Genehmigung. Im März waren die chinesischen Exporte um 12,4% gestiegen, da US-Importeure vor den Zollerhöhungen im April noch schnell ihre Lager füllten.
Powell: Märkte stabil, Unsicherheit wird verarbeitet
Powells Rede vor dem Economic Club of Chicago machte auf Anleger nicht den Eindruck, als würde die Fed bald eingreifen, um die Märkte zu stützen. Sie funktionierten gut, so der US-Notenbankchef. Allerdings signalisiere die jüngste Volatilität eine starke Verunsicherung. Die Fed sei absolut in der Lage, das Ausland bei Bedarf mit Dollarliquidität zu versorgen. Powell sagte aber auch, dass er zurzeit keine Notwendigkeit für eine Ende des Quantitative Tightenings sehe. Künftig könne für die Fed zwar ein Konflikt zwischen ihren beiden Zielen Preisstabilität und Vollbeschäftigung entstehen, aber die Notenbank könne erst einmal auf mehr Klarheit warten. Vermutlich würden die Zölle der Wirtschaft mehr schaden als bislang erwartet und auch eine hartnäckigere Inflation zur Folge haben. Auf jeden Fall würden sie, so Powells Warnung, die Teuerung zumindest kurzfristig anheizen. Nach Einschätzung des Notenbankchefs werde die Arbeitslosigkeit aufgrund der schwächeren Konjunktur wohl steigen, aber noch herrsche Vollbeschäftigung. Die Notenbank wolle den Preisauftrieb durch die Zölle auf den Einmaleffekt begrenzen. Alles in allem sprechen Powells Äußerungen aber gegen eine lockerere Geldpolitik, wenn Zölle die Preise steigen lassen - es sei denn, die Arbeitslosenquote legt ebenfalls zu.
Trump zeigte sich von Powells Rede wenig beeindruckt. In den sozialen Netzwerken postete er: "Seine Amtszeit kann nicht früh genug enden!" Powell ist bis Mai 2026 zum Notenbankchef gewählt. Laut Trump hätte die Fed die Zinsen schon lange senken sollen.
EU rechet mit bleibenden Zöllen
EU-Handelskommissar Maroš Šefcovic rechnet nach eigener Aussage damit, dass die amerikanischen Zölle bleiben. Die Handelsgespräche mit den USA diese Woche brachten nur geringe Fortschritte. Die EU nennt die US-Position "unklar", da die USA ihren Vorschlag zur Abschaffung sämtlicher Zölle auf Industrieprodukte einschließlich Autos abgelehnt hat. Stattdessen schlugen die USA die Abschaffung einzelner Zölle vor, wenn die EU im Gegenzug mehr in den USA investiere und mehr US-Güter importiere. Die EU ließ wissen, dass sie während der 90-tägigen Aussetzung der reziproken Zölle keine Maßnahmen gegen die USA plane. Ohne ein befriedigendes Verhandlungsergebnis werde man aber mit Gegenmaßnahmen reagieren.
Republikanische Steuerdisziplin unter Druck
Die Republikaner im Repräsentantenhaus haben Mühe, Sparvorschläge zum Ausgleich der vielen Steuersenkungen zu finden, die Trump im Wahlkampf versprochen hatte. Jetzt werden sogar manche Grundpfeiler des republikanischen Steuercredos infrage gestellt. Um mehr Geld einzunehmen, wird etwa die Anhebung des Einkommensteuerspitzensatzes von 37% auf 39,6% erwogen (für Einkommen über 626.000 US-Dollar bzw. 1 Million US-Dollar). Auch eine höhere Körperschaftsteuer ist im Gespräch - also genau das Gegenteil dessen, was Trump vor der Wahl versprochen hatte. Wenn sich Repräsentantenhaus und Senat am Ende einigen, dürften die Steuererhöhungen vom Tisch sein. Allein die Tatsache, dass darüber gesprochen wird, zeigt aber, dass Trumps Partei sehr viel populistischer geworden ist.
Kurz gefasstAm Donnerstag hat die Europäische Zentralbank ihren Einlagensatz auf 2,25% gesenkt, den niedrigsten Wert seit Februar 2023. Notenbankchefin Christine Lagarde verwies auf Konjunkturrisiken durch die US-Zollpolitik.
Am Mittwoch äußerte sich Trump zu den Handelsgesprächen mit Japan und sprach nach deren Abschluss von "großen Fortschritten." Für den April ist noch eine zweite Verhandlungsrunde geplant.
Die amerikanischen Einzelhandelsumsätze stiegen im März um 1,4%, der stärkste Zuwachs seit über zwei Jahren. Viele Amerikaner kauften noch schnell ein Auto, bevor die Zölle in Kraft traten. Auch die Restaurant- und Gastronomieumsätze stiegen. Trotz des schwachen Konsumklimas geben die Amerikaner noch immer Geld aus.
Auf der Ergebnistelefonkonferenz der Bank of America sagte CEO Brian Moynihan, dass die Verbraucher im 1. Quartal 2025 4,4% mehr Geld ausgegeben hätten als vor einem Jahr und sich der Anstieg in den ersten Apriltagen in ähnlichem Tempo fortgesetzt habe. Das zeigten eigene Daten.
Die internationale Energieagentur kürzte ihre Ölnachfrageprognose für 2025 um 30% auf 730.000 Barrel täglich und begründete das mit der Weltkonjunktur.
Letzte Woche wurden in Chinas Häfen 244 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen, 10% weniger als in der Vorwoche und 4% weniger als vor einem Jahr. Das geht aus den am Montag veröffentlichten Daten des chinesischen Verkehrsministeriums hervor. Vermutlich zeigen sich bereits die ersten Folgen der US-Zölle.
Japan teilte diese Woche mit, nichttarifäre Handelshemmnisse (wie Regulierungen für Auto- und Landwirtschaftsimporte) zu überprüfen. Damit will man eine Befreiung von den US-Zöllen erreichen.
Kanadas Inflation ging von 2,6% z.Vj. im Februar auf 2,3% im März zurück.
USA und Iran wollen sich an diesem Wochenende in Rom zu einer zweiten Runde ihrer Atomgespräche treffen.
Goldman Sachs senkte die US-Wachstumsprognose für dieses Jahr auf nur noch 0,5%.
Präsident Trump ließ wissen, dass er eine Zollpause für Autos erwäge. Die Hersteller sollten Zeit für Produktionsverlagerungen bekommen.
Nach Angaben der amerikanischen International Trade Administration haben im März 17% weniger Westeuropäer die USA besucht als vor einem Jahr.
Am Samstag hat die britische Regierung die Kontrolle über British Steel von den früheren chinesischen Eigentümern übernommen, die die Rohstahlproduktion in Großbritannien beenden wollten. Vermutlich wird British Steel jetzt dauerhaft verstaatlicht.
Nach einer Umfrage der Federal Reserve Bank of New York sind die Inflationserwartungen der US-Verbraucher für die kommenden zwölf Monate auf 3,6% gestiegen. Im Februar waren es noch 3,1%. Auf Dreijahressicht werden unverändert 3% Inflation erwartet, auf Fünfjahressicht ein Rückgang um 10 Basispunkte auf 2,9%.
Chinas Staatschef Xi Jinping begann diese Woche eine Südostasienreise, um die Handelsbeziehungen zu stärken.
Ende letzten Freitag hat S&P Global Ratings das italienische Länderrating auf BBB+ angehoben. Italien hat jetzt wieder Investmentgrade-Status.
Japans Notenbankchef Kazuo Ueda sagte im Gespräch mit einer japanischen Zeitung, dass die Notenbank eine Zinspause erwäge, wenn die US-Zölle die Konjunktur dämpften.
Die britischen Verbraucherpreise stiegen im März um 2,6% z.Vj., nach 2,8% im Februar.
Präsident Trump unterzeichnete diese Woche einen Erlass zur Untersuchung amerikanischer Importe kritischer Rohstoffe. Die Abhängigkeit der USA könne "ein Risiko für die nationale Sicherheit, die Verteidigungsbereitschaft, die Preisstabilität sowie den Wohlstand und die Stabilität in Krisenzeiten" sein, so Trump. China hat diese Woche den Export solcher Rohstoffe in alle Länder gestoppt. In Zukunft sind besondere Genehmigungen nötig.
Die Bank of Canada ließ ihren Leitzins am Mittwoch unverändert bei 2,75%, nachdem sie ihn zuvor sieben Mal in Folge gesenkt hatte. Angesichts der unsicheren Lage skizzierte die Notenbank zwei Szenarien: Im ersten werden die meisten Zölle durch Verhandlungen wieder abgeschafft, sodass das BIP im 2. Quartal stagniert. Danach würde die Wirtschaft moderat wachsen und die Inflation ginge auf 1,5% zurück, um dann wieder auf den Zielwert von 2% zu steigen. Im zweiten Szenario wird angenommen, dass die Zölle einen langen internationalen Handelskrieg auslösen. Dann würde Kanadas Wirtschaft ein Jahr lang schrumpfen, und die Inflation stiege auf 3,5%. Laut Notenbankchef Tiff Macklem werde man entschlossen handeln, wenn die Daten eindeutig für das eine oder andere Szenario sprächen.
Die Hamas lehnte diese Woche einen israelischen Waffenstillstandsvorschlag ab, der ihre Entwaffnung vorgesehen hätte.
GewinnmeldungenBislang haben etwa 11% der S&P-500-Unternehmen die Ergebnisse für das 1. Quartal 2025 vorgelegt. Kombiniert mit Schätzungen für die übrigen 89% sind die Gewinne laut FactSet um etwa 7,25% z.Vj. gestiegen, aber um 18% z.Vq. gefallen. Die Umsätze haben demnach im Vorjahresvergleich um 4,2% zugelegt.
Nächste WocheMontag: Ostermontag in Europa
Dienstag: Verbrauchervertrauen im Euroraum
Mittwoch: vorläufige Einkaufsmanagerindizes (PMIs) weltweit, Verkäufe neuer Immobilien in den USA, Beige Book der Fed
Donnerstag: Bestellungen langlebiger Güter und Verkäufe von Bestandsimmobilien in den USA
Freitag: Einzelhandelsumsätze in Großbritannien und Kanada, Konsumklimaindex der University of Michigan in den USA (endgültig)
Fokussiert und diversifiziert bleiben
Unabhängig vom Marktumfeld halten wir es für sehr wichtig, dass Investoren stark nach Assetklassen diversifizieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Investmentberater können Sie dazu beitragen, dass Ihr Portfolio angemessen diversifiziert ist und zu Ihren Langfristzielen, Ihrem Zeithorizont und Ihrer Risikobereitschaft passt. Diversifikation garantiert aber keine Gewinne und schützt auch nicht vor Verlusten.
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Quellen: MFS Research, Wall Street Journal, Financial Times, Reuters, Bloomberg News, FactSet Research, CNBC.com.