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Mercedes-Benz steht vor einem spürbaren Wandel. Während der Stuttgarter Autobauer Abfindungen in Rekordhöhe anbietet, um tausende Stellen abzubauen, investiert er zugleich mehr denn je in Elektrifizierung und autonome Fahrtechnologien. Die Mitarbeiter spüren den Druck, Management und Betriebsrat sprechen von "doppelter Freiwilligkeit". Gleichzeitig übernimmt Mercedes-Chef Ola Källenius auf der Automesse in Shanghai das Steuer für den nächsten großen Technologie-Schub. Wie passen diese beiden Welten zusammen - und was bedeutet das für Aktionäre und den Aktienkurs?
Abfindungen und Arbeitsdruck
Ende April trudeln bei rund 40.000 Tarif- und Verwaltungsmitarbeitern E-Mails mit Abfindungsangeboten ein. Mercedes zahlt freiwilligen Kündigern bis zu 500.000 Euro. So sollen bis zu 20.000 Jobs wegfallen, ohne betriebsbedingte Kündigungen aussprechen zu müssen. Doch "freiwillig" heißt hier nicht immer frei und willig. Vorgesetzte machen in "Überzeugungsgesprächen" Mitarbeitern klar, dass ihr Arbeitsplatz künftig wegfällt. Die Maßnahme ist Teil eines größeren Sparprogramms, das neben den Abfindungen auch Einsparungen bei Material- und Verwaltungskosten vorsieht. Mercedes nennt dabei die schwächelnde Elektromobilität und die teurer gewordene Luxusausrichtung als Treiber für den Sparkurs.
China und die Elektromobilität
Parallel zum Sparprogramm zeigt sich Mercedes auf der Automesse in Shanghai in bester Innovationslaune. Konzernchef Källenius verkündet eine "Jahrhunderttransformation", bei der Digitalisierung, Null-Emissionen und automatisiertes Fahren im Mittelpunkt stehen. Mit der neuen Modular Architecture (MMA) startet z. B. der CLA in einer speziell für China gefertigten Langversion durch. Im nächsten Jahr folgt die Serieneinführung der Steer-by-Wire-Technologie, die mechanische Lenkung durch vollelektronische Systeme ersetzt. Zudem setzt Mercedes mit dem eigenen Betriebssystem MB.OS auf eine Software-Offensive, die Fahrzeuge zum "Supercomputer auf Rädern" macht. Trotz rückläufiger Absätze im ersten Quartal 2025 in China um rund zehn Prozent unterstreicht der Konzern seine Investitionsbereitschaft - und will bei Effizienz so "schwäbisch" sein wie nie zuvor.
Charttechnik
Die Mercedes-Benz-Aktie zeigte sich zuletzt robust, nachdem sie im Zuge der Tumpschen Zölle sogar unter die immens wichtige Supportzone bei 50 Euro gerauscht ist. Im Tief lag sie bei 45,01 Euro. Dann aber setzten wiederum Käufe ein und die 50 Euro-Marke wurde recht zügig wieder zurück erobert. Wahrscheinlich lagen unterhalb der 50 Euro einige Stopps, die schnell abgefischt wurden. Aktuell notiert das Papier bei 53,40 Euro und damit schon wieder einiges fester. Mit diesen Zugewinnen rangiert die Aktie zuletzt im oberen Drittel des DAX. Dennoch ist das 52-Wochen-Hoch bei 70,13 Euro noch eine gehörige Strecke entfernt. Und das 3 Jahreshoch mit 77,45 Euro von Anfang April 2024 sogar noch ein ganzes Stück weiter. Kurzfristig könnte der Kurs die Unterstützung um 50 Euro noch einmal testen. Ein Ausbruch über 55 Euro würde charttechnisch positiv wirken, ein Rutsch unter 48 Euro hingegen würde den Abwärtstrend, der nunmehr seit gut einem Jahr anhält, bestätigen.
Was tun?
Mercedes-Benz kombiniert aktuell harte Sparmaßnahmen mit einer eigenen Technologieoffensive, nicht nur für den chinesischen Markt, sondern generell. Die letzten Zahlen zeigen einen Jahresumsatz von knapp 146 Milliarden Euro, der gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent rückläufig ist. Grund genug also gegenzusteuern. Gelingt es die Gewinnmargen durch freiwillige Abfindungen zu erhöhen, wäre das gut für die Aktie. Dennoch müssten auch die Rückgänge in wichtigen Absatzmärkten wettgemacht werden. Vielleicht gelingt dies durch die neue Technik. Charttechnisch bewegt sich die Aktie in einem Seitwärtskanal, der aber auch abwärtsgerichtet ist, Dennoch gibt es Chancen auf eine Erholung bei einem nachhaltigen Sprung über den Abwärtstrend.
Wer auf steigende Kurse durch den Technologiewechsel setzt, könnte auf dem aktuellen Niveau eine interessante Gelegenheit finden. Kurzfristige Trader bleiben jedoch vorerst an der Seitenlinie und beobachten die Kursmarken zwischen 48 und 55 Euro.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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