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Ein starker Softwarekonzern: SAP überrascht Investoren mit deutlich höheren Gewinnen. Während viele Unternehmen bei sinkender Nachfrage in den USA und Handelskonflikten zurückschrecken, legt Europas wertvollster Konzern im ersten Quartal kräftig zu. Vor allem das Cloud-Geschäft läuft auf Hochtouren. Vorstandschef Christian Klein spricht von widerstandsfähigen Erlösen. Finanzchef Dominik Asam lobt hierbei vor allem die Kostendisziplin. Die Aktie und die Investoren honorieren dies und der Kurs zieht an. Geht es noch weiter nach oben? Wir blicken auf die Hintergründe, die Zahlen und die Charttechnik.
Starkes Wachstum
Im ersten Quartal kletterte SAPs Umsatz um 12 Prozent auf 9,01 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür ist vor allem das Cloud-Geschäft. Die Erlöse hieraus stiegen um 27 Prozent auf knapp 5 Milliarden Euro. Auch der Auftragseingang für die nächsten 12 Monate zog um 28 Prozent auf 18,2 Milliarden Euro an. Kunden investieren offenbar gezielt in SAPs Cloud-Lösungen, um ihre Prozesse flexibler zu gestalten und auf steigende Zölle, etwa durch US-Präsident Donald Trump, reagieren zu können. Das Paket "Cloud ERP Suite" wuchs gar um 34 Prozent. Das sind Wachstumsraten von denen andere Konzerne nur träumen können. Wir denken, dass auch in den kommenden Tagen die Analysten ihre Progrnosen, sofern nicht schon geschehen, nach oben anpassen werden. Barclays z. B. hat das Ziel für SAP schon auf 308 Euro angehoben und die Aktie mit "Overweight" eingestuft. Nur das Transaktionsgeschäft für Geschäftsreisen und Materialbeschaffung litt unter der allgemeinen Wirtschaftslage und brach leicht ein. Die klassischen Lizenzverkäufe sanken, wie erwartet, um 10 Prozent, blieben aber dennoch mit 183 Millionen Euro aber über den Prognosen. Aber insgesamt vernachlässigbar beim Gesamtgeschäft. Die Wartungsumsätze fielen moderat auf 2,76 Milliarden Euro.
Gewinnsprung
Investitionen in die Cloud zahlen sich für SAP sofort aus. Vor allem beim Gewinn. Im ersten Quartal explodierte das bereinigte operative Ergebnis um 58 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatten Aufwendungen für das Programm zur Reduzierung von Personal noch stark gedrückt und negativ gewirkt. Nun profitiert das Unternehmen von der vor einem Jahr gestarteten Restrukturierung. Das spiegelt sich auch im Nettoergebnis wider, das bei 1,80 Milliarden Euro liegt, nach einem Verlust im Vorjahresquartal. SAP bestätigt die Prognose für das Gesamtjahr und peilt ein EBIT von 10,3 bis 10,6 Milliarden Euro an. Vorstandschef Klein warnt jedoch vor einem möglichen Rückgang der Investitionsbereitschaft, sollte der Handelskonflikt weiter eskalieren. Das kann aber immer passieren, dass Firmen dann Aufträge noch schnell zurückziehen oder auf Eis legen. Finanzchef Asam betont die hohe Planbarkeit durch über 85 Prozent wiederkehrende Erlöse und kündigt an, das Kostenmanagement weiter zu verschärfen.
Charttechnik: Kurs zieht nach oben
Nach Vorlage der Zahlen zog die SAP-Aktie von 220 auf über 240 Euro und somit um fast 10 Prozent an, notierte zeitweise bei knapp 242 Euro. Aktuell liegt sie einen halben Euro darunter. Damit hat sie einen Teil der Verluste aus den Wochen zuvor ausgebügelt. Nach dem Allzeithoch von 284 Euro Mitte Februar war der Kurs um über 20 Prozent auf 209,35 Euro im Tief gefallen. Aktuell bewegt sich der Aktienkurs wieder oberhalb der 200-Tage-Linie, die als langfristiges Trendsignal gilt. Ein Ausbruch über 250 Euro würde charttechnisch eine Fortsetzung des Aufwärtstrends signalisieren. Scheitert der Kurs jedoch an diesem Widerstand, könnte es noch einmal zurück auf 230 Euro gehen.
Was tun?
SAP liefert in einem herausfordernden Umfeld eine fundamental starke Leistung ab. Das Cloud-Geschäft wächst weiterhin zweistellig. Die hohe Kostendisziplin spült deutliche Gewinne in die Bücher. Charttechnisch bewegt sich die Aktie in einem Aufschwung, steht aber vor einem kurzfristigen Widerstand bei rund 250 Euro. Wer auf langfristiges Wachstum im Softwaremarkt setzt und vor allem eine Forsetzung bei SAP sieht und die solide Bilanz schätzt, kann im aktuellen Kursbereich eine kleine Position aufbauen. Entsprechend sollten aber die Marken im Blick gehalten werden, z. B. die 230 für einen eventuellen Stoppkurs sowie die 250 Euro zur Ausweitung der Position.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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