
07.05.2025 -
Börse und Emotionen gehören zusammen. Die großen Gefühle Angst und Gier bestimmen das Geschehen an den Kapitalmärkten. Doch wenn es um eine Hauptversammlung eines börsennotierten Unternehmens geht, stehen Emotionen selten im Fokus. Bei Berkshire Hathaway und Warren Buffett war es am vergangenen Wochenende anders. Der angekündigte Rückzug des 94-jährigen Investors sorgte auf dem Event in Omaha für einen wahrlich emotionalen Moment.
Und wenn ich ganz ehrlich bin: Ich bin sehr froh, diesen historischen Moment live in der Arena in Omaha erlebt zu haben. Diese Hauptversammlung ist für viele Investoren schon seit Jahren ein Großereignis mit globaler Wirkung. Dieses Jahr waren wohl so viele Aktionäre und Buffett-Fans in Omaha live mit dabei wie selten.
Emotionaler Rückzug von Warren BuffettTatsächlich machte sich eine ganz besondere Stimmung breit im CHI Health Center in Downtown Omaha. Die gut 18.000 Zuschauer in der Arena blieben auf jeden Fall fast alle bis zum Schluss. So etwas habe ich in den vielen Jahren zuvor nur selten erlebt.
An sich leerte sich die Arena nach der Pause und im zweiten Teil der Fragerunde gab es dann etliche freie Plätze im weiten Rund. Dieses Jahr war es anders. Die Reihen waren bis zuletzt gut gefüllt, und spätestens als Buffett bei seiner Ankündigung erklärte, keine Absicht zum Verkauf von Berkshire Aktien zu haben, kannte die Anerkennung der Zuschauer keine Zurückhaltung mehr. Das Ganze mündete dann in Standing Ovations. Die gesamte Arena erhob sich von den Plätzen, um dem erfolgreichsten Investor aller Zeiten die ihm zustehende Anerkennung zu geben.
Rückblick ins Jahr 2004: Damals erlebte ich meine erste Hauptversammlung in Omaha. Das war die erste Hauptversammlung in der damals ganz neuen Arena. Den Namen habe ich tatsächlich vergessen, denn im Laufe der Jahre hat die Arena mehrfach den Namen geändert - weil sich die Unternehmen, die als Namensgeber fungieren, geändert haben.
Rückblick Hauptversammlung 2004 - viel verändert seit damalsNicht geändert hat sich in all den Jahren meine Faszination für dieses Event, was 2004 doch an vielen Stellen noch anders war als heute. Nur zwei kleine Beispiele: Damals gab es direkt im Anschluss an die Hauptversammlung ein Meet & Greet mit den internationalen Aktionären. Warren Buffett und Charlie Munger saßen dabei in einem großen Saal in der Arena und schüttelten hunderten Aktionären aus allen Herren Ländern die Hände und standen sogar zu einer Autogrammstunde bereit. Aus der Zeit habe ich noch ein von beiden unterschriebenes Buch über Warren Buffett, den erfolgreichen Investor. Möchte man heute ein solches Treffen auf die Beine stellen, wäre das gar nicht mehr möglich. Immer mehr Menschen aus immer mehr Ländern strömen nach Omaha, wobei die asiatischen Reisegruppen schon einen großen Anteil haben. Etliche tausend Besucher kommen jetzt aus dem Ausland nach Omaha und bilden eine riesige Gruppe der anwesenden Aktionäre.
Mit der internationalen Pressekonferenz findet ein zweites Event schon seit vielen Jahren nicht mehr statt. Als ich damals als deutscher Journalist von der Hauptversammlung berichtete, konnte ich am Sonntag an dieser zweistündigen exklusiven Fragerunde teilnehmen. Im Grunde war es so etwas wie die Fortsetzung der Fragerunde vom Samstag, nur in einem viel kleineren Kreis. Maximal 50 Journalisten kamen in einem Konferenzraum im Marriott Hotel gegenüber des Juweliers Borsheims, einem weiteren Berkshire Hathaway Unternehmen, zusammen und hatten die Chance, ihre Wunschfrage an Buffett zu stellen.
Nach der Pressekonferenz bot sich in dem Raum ein seltsames Bild: Etliche Kollegen und auch ich standen in einer Reihe und warteten geduldig auf die Möglichkeit, ein Foto mit Buffett aufzunehmen. Das ist trotz meiner 12 oder 13 Omaha-Besuche bis heute das einzige Bild mit dem Starinvestor. Klar ist: Buffett hat sich in den 21 Jahren deutlich weniger verändert als ich.

Zurück in der Gegenwart und den Blick auf Greb Abel gerichtet, den neuen starken Mann bei Berkshire Hathaway. Schon seit Jahren war Abel für das operative Geschäft verantwortlich und Ajit Jain für den Zweig der Versicherungen. Nun wird der Kanadier auch die Investments in letzter Konsequenz verantworten - das ist eine neue Rolle für ihn. Aber mit Todd Weschler und Ted Combs hat er zwei erfahrene Investment-Manager an seiner Seite, die in den vergangenen Jahren schon viele neue Aktien ins Portfolio von Berkshire aufgenommen haben.
Buffett lobte ausdrücklich bei der Fragerunde seinen designierten Nachfolger. So könne Abel "viele Dinge besser als er selbst." Zudem arbeite Abel viel länger und würde so wohl auch größeren Einfluss auf die Tochtergesellschaften nehmen. Diesen Aspekt hob Abel auch selbst noch einmal klar hervor: Wenn er gute Chancen für die Tochtergesellschaften sehen würde, dann stünde er auch parat, diese aktiv zu unterstützen. Insofern könnte es hier eine Veränderung bei Berkshire Hathaway geben.
Gleichzeitig stehen die Zeichen aber klar auf Kontinuität bei Berkshire Hathaway. "Aussichtsreiche Investments lange halten und bei neuen Investments geduldig bleiben und auf den richtigen Einstiegszeitpunkt warten." So lässt sich in einem Satz der Investment-Ansatz von Berkshire Hathaway zusammenfassen, dem sich auch Greg Abel verschrieben fühlt.
Im Ganzen wirkte Buffett geistig sehr frisch während der Fragerunde, das brachte er mit einem kleinen Nebensatz gut zum Ausdruck: "Happy people live longer". Und dieses Credo eines 94-jährigen erfolgreichen Investors können wir uns vielleicht alle aneignen. Tatsächlich hoffe ich wirklich darauf, dass Buffett, der Ende August seinen 95. Geburtstag feiert, noch lange glücklich lebt. Dass er das vorhat, konnte Buffett am Wochenende klar unter Beweis stellen.
Hauptversammlung 2026 und ich werde wieder mit dabei seinEine große Frage beschäftigte die Investoren noch: Wie wird die Hauptversammlung 2026 ablaufen? Wird Buffett noch eine aktive Rolle übernehmen oder sich komplett zurückziehen? Beide Fragen sind noch völlig offen. Aber eine Sache steht schon fest: Die nächste Hauptversammlung wird am 2. Mai 2026 wieder in Omaha stattfinden, und so wie es jetzt aussieht, werde ich auch wieder vor Ort sein und direkt aus Omaha berichten.