
(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, Aktienkurs)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Konsumgüterkonzern Henkel hat im ersten Quartal die vermehrte Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren bekommen. Insbesondere die stark konjunkturabhängige Konsumsparte mit Produkten für die Körperpflege sowie Wasch- und Reinigungsmittel litt. Dabei verzeichnete der Konzern die höchsten Einbußen auf seinem wichtigen nordamerikanischen Markt. Chef Carsten Knobel zeigt sich dennoch zuversichtlich, dass der Dax -Konzern die Ziele für 2025 erreichen kann. Er rechnet weiterhin mit einem stärkeren zweiten Halbjahr. Der Manager setzt dabei auch auf neue Produkte, wie er auf einer Pressekonferenz am Donnerstag verdeutlichte.
Die in diesem Jahr ohnehin schlecht gelaufene Aktie fiel zunächst um bis zu 2,6 Prozent, konnte im Verlauf die Abgaben aber etwas eindämmen. Zuletzt notierte sie am Nachmittag noch mit rund einem Prozent Minus unter den schlechtesten Dax-Werten. Das Papier hat seit dem Jahreswechsel bereits rund ein Fünftel eingebüßt.
Auch auf Fünfjahressicht steht ein prozentual zweistelliger Kursverlust zu Buche. Damit hat sich der Düsseldorfer Konzern an der Börse deutlich schlechter geschlagen als der Hamburger Konkurrent Beiersdorf - die Hanseaten kommen binnen fünf Jahren auf ein Kursplus von rund 30 Prozent. Noch weitaus steiler ist die Gewinnkurve im Dax.
Nach den geopolitischen Unsicherheiten etwa durch die Kriege in der Ukraine und in Gaza habe die Zollpolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump noch einmal eine "signifikante Volatilität" in die Situation gebracht, sagte Knobel. Nicht nur die Verbraucher gingen bewusster mit ihren Ausgaben um, die Lage habe sich auch auf die Stimmung in der Industrie geschlagen. Dies sei vor allem in den USA der Fall, "in Asien war das nicht so ausgeprägt". Zugleich sei Henkel direkt durch die US-Zölle weniger stark betroffen, da der Konzern vor Ort für die lokalen Märkte produziere.
In den ersten drei Monaten konnte Henkel auch mit höheren Preisen den Rückgang der verkauften Mengen nicht ausgleichen. Konzernweit sank der Umsatz um 1,4 Prozent auf rund 5,2 Milliarden Euro. Organisch, also ohne Währungseffekte und Zu- und Verkäufe von Unternehmensteilen, betrug der Rückgang ein Prozent.
In der Konsumentensparte mit Produkten wie Schauma-Shampoo, Fa-Deo oder Persil-Waschmittel sank der Erlös im vergangenen Quartal organisch um 3,5 Prozent. Hier hätten zudem Probleme in den Lieferketten belastet, hieß es, diese seien inzwischen aber gelöst. Auch seien die Vergleichszahlen des Vorjahres in der Sparte stark gewesen. Im Klebstoffgeschäft unter anderem mit Marken wie Pritt und Pattex konnte Henkel durch einen "ausgewogenen Preis- und Mengenmix" hingegen zulegen, dort betrug das organische Umsatzplus 1,1 Prozent.
Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan sprach von erwartungsgemäß ausgefallenen Resultaten. Die schwache Entwicklung in der Konsumentensparte aber könnte auf der Investorenstimmung lasten. Der Markt erwarte sich hier Genaueres vom Konzern, wann es mit den Volumina in dem Geschäftsbereich wieder aufwärtsgehen könnte.
Darüber konnte auch Knobel nur spekulieren. Das Henkel-Management hatte bereits zur Vorlage seiner Jahreszahlen für 2024 im März vor einem mauen Start in das neue Jahr gewarnt und organische Einbußen im Konsumentengeschäft vorausgesagt. "Gleichzeitig verzeichneten wir weiterhin starke Brutto- und Ebit-Margen", sagte Knobel nun. Auf Basis der Erwartung einer Belebung im zweiten Halbjahr erwarte der Konzern daher für 2025 weiteres organisches Umsatzwachstum und eine fortgesetzte Ergebnisverbesserung.
Seine Zuversicht begründet der Henkel-Chef zum einen mit der resilienten Entwicklung im Klebstoffgeschäft, mit dem die Düsseldorfer den Markt anführen. Zum anderen verwies er auf die internen Fortschritte im Konsumentengeschäft. Dort hatte der Konzern 2022 einen Umbau im Portfolio angestoßen und inzwischen schneller als geplant abgeschlossen. Zuletzt wechselte im Frühjahr das Geschäft mit diversen Handelsmarken in Nordamerika den Eigentümer.
Damit könne sich der Konzern jetzt stärker auf sein Markenartikelgeschäft mit innovativen Produkten konzentrieren, die für den Kunden "Mehrwert" böten, so Knobel - sprich: für die die Kundschaft auch mehr zu zahlen bereit ist. Noch sei der Konzern zwar in der Sparte nicht "dort, wo wir sein wollen", ergänzte der Manager mit Blick auf die im Konsumentengeschäft zuletzt gesunkenen Mengen und den rückläufigen Umsatz. Mit Preiserhöhungen per se wolle Henkel aber nicht dem aktuellen Gegenwind von der Verbraucherseite entgegenhalten. Auch ein Sparprogramm sei nicht geplant.
Konkret hat das Management bisher für 2025 ein organisches Umsatzwachstum von 1,5 bis 3,5 Prozent in Aussicht gestellt. Die bereinigte Umsatzrendite (Ebit) soll im laufenden Jahr 14 bis 15,5 Prozent erreichen. Für das bereinigte Ergebnis je Aktie ist zu konstanten Wechselkursen ein Anstieg im niedrigen bis hohen einstelligen Prozentbereich vorgesehen. Gewinnkennziffern zum ersten Quartal veröffentlicht der Konzern traditionell nicht, erst zur Halbjahresbilanz lässt sich Henkel da in die Karten blicken./tav/men/jha/