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TeamViewer überrascht zum Jahresauftakt mit übertroffenen Prognosen. Der Q1-Umsatz steigt währungsbereinigt um sieben Prozent auf 190,3 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA liegt mit 81,7 Millionen Euro klar über den Erwartungen. CEO Oliver Steil sieht weiteren Rückenwind im Enterprise-Geschäft. Dennoch stürzt die Aktie deutlich ab. Anleger hatten wohl noch höhere Ausblicke und schnelle Synergieeffekte erhofft. Die kostspielige Übernahme von 1E bleibt weiterhin ein Unsicherheitsfaktor. Kann TeamViewer das Vertrauen der Börse zurückgewinnen? Wir beleuchten die Fakten.
Solider Start ins Jahr, doch der Markt jubelt nicht
TeamViewer aus Göppingen lieferte ein überzeugendes erstes Quartal ab. Die Software-Lösungen für Fernwartung und IT-Management fanden insbesondere in großen Firmen weiter starken Absatz. Währungsbereinigt wuchs der Umsatz um sieben Prozent auf 190,3 Millionen Euro. Analysten hatten im Mittel lediglich 185 Millionen Euro erwartet. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um 20 Prozent auf 81,7 Millionen Euro. Die operative Marge erreichte damit 43 Prozent, ein Zuwachs von vier Punkten gegenüber dem Vorjahr. Hintergrund ist vor allem der Rückgang der Marketingausgaben um 28 Prozent, nachdem große Sponsoringverträge wie z. B. mit Manchester United ausgelaufen sind. Unter dem Strich erzielte TeamViewer 29,6 Millionen Euro Gewinn. Das sind 33 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.
1E-Übernahme: Großer Bremsklotz?
Im Januar hatte TeamViewer mit dem 720-Millionen-US-Dollar-Kauf der IT-Plattform 1E Schlagzeilen gemacht. Die Einbindung des britischen Spezialisten läuft angeblich nach Plan, erste gemeinsame Produkte sind bereits im Markt. Management und Analysten rechnen damit, dass 1E dem Enterprise-Segment weiter Schwung gibt. Entsprechend bestätigte der Vorstand die Jahresprognose: Der Umsatz soll inklusive 1E auf 778 bis 797 Millionen Euro steigen, bei unveränderter EBITDA-Marge von 43 Prozent. Langfristig scheint die Strategie sinnvoll: Automatisierung und Digitalisierung treiben die Nachfrage nach Fernwartungs- und Softwarelösungen. Dennoch bleibt die Frage, ob die hohe Übernahmesumme nicht doch wie ein Bremsklotz wirkt?
Charttechnik
Trotz starker Zahlen brach die TeamViewer-Aktie deutlich ein und fiel auf aktuell etwas über 11 Euro. Charttechnisch hat der Kurs damit sowohl die wichtige 200-Tage-Linie bei rund 11,79 Euro unterschritten. Auch die 50-Tage-Linie bei 12,32 Euro wurde durchbrochen und liegt deutlich über dem aktuellen Kurs, was kurzfristig Abwärtstrend-Signale verstärkt. Solange die Aktie unter den gleitenden Durchschnitten notiert, bleiben bärische Kräfte dominant. Ein erstes positives Signal wäre ein stabiler Sprung zurück über 12,40 Euro und damit oberhalb von beiden Linien (50- und 200-Tage-Linie). Solange das ausbleibt, besteht Erholungsbedarf und Anleger sollten Rücksetzer im Auge behalten. Auch der RSI liegt mit einem Wert von 40 eher im neutralen Bereich und lässt derzeit nach beiden Richtungen Spielraum zu.
Wie verhalten?
Eher neutral ist unserer Meinung nach derzeit angebracht. TeamViewer überzeugt mit starkem Umsatz- und Gewinnplus sowie positiver Jahresprognose. Operativ punktet das Unternehmen mit hoher Profitabilität und erfolgreichen Einsparungen. Die Integration von 1E legt eventuell den Grundstein für weiteres Wachstum im Enterprise-Segment. Charttechnisch jedoch zeigt der Kurs klare Schwäche, nachdem zentrale Unterstützungen gerissen sind. Fundamental bietet das Geschäftsmodell langfristig Potenzial, kurzfristig dürfte der Titel jedoch volatil bleiben. Anleger, die auf eine schnelle Erholung hoffen, sollten ein Ausbruchssignal über 12,40 Euro abwarten. Wer überzeugt ist von der digitalen Zukunft und bereit ist, Rückschläge zu verkraften, kann eine kleine Position auch schon jetzt aufbauen oder etwas tiefer bei 10,00 bis 10,50 Euro.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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