
© Foto: Symbolbild
Renk hat in der vergangenen Woche neue Rekorde gefeiert. Die Aktie kletterte auf 60 Euro und profitierte von einem mächtigen Rückenwind aus den USA. Dort plant die Trump-Regierung massive Verteidigungsausgaben, die europäischen Zulieferern in die Hände spielen. Doch der Höhenflug bleibt fragil, denn politische Unwägbarkeiten in Berlin und eine abgestufte Analystenmeinung sorgen für Nervosität. Ist die Rally nachhaltig? Dieser Bericht erklärt, was hinter den Kursphantasien steckt und wo die Risiken lauern.
Rückenwind aus Übersee
In den USA steht möglicherweise eine große Erhöhung des Verteidigungsetats bevor. Donald Trump hat für 2026 einen Anstieg der Militärausgaben um 13 Prozent auf rund 1 Billion US-Dollar in Aussicht gestellt. Das stärkt nicht nur die US-Rüstungsindustrie, sondern zieht auch Zulieferer wie Rheinmetall und Renk mit nach oben. Anfang letzter Woche erreichte Renk mit 60 Euro ein neues Allzeithoch, während Rheinmetall gar auf über 1 650 Euro kletterte. Die hohen Mittelzuweisungen fließen weltweit in immer neue Großaufträge. Getrieben werden diese von Konflikten in Europa und im Nahen Osten, wie der SIPRI-Bericht zum stärksten Anstieg der Militärausgaben seit 30 Jahren bestätigt.
Doch der Schub kam nicht allein von der US-Politik. In Berlin löste die missglückte Kanzlerwahl Unsicherheit aus, so dass der DAX kurzzeitig um rund zwei Prozent verlor und auch die Rüstungswerte gaben Gewinne ab. Anleger nahmen teilweise ebenfalls Gewinne mit oder sicherten diese ab und testeten somit, wie stabil das Kurskarussell bei den Rüstungsaktien wirklich ist.
Renk zwischen Rekord und Zurückhaltung
Für Renk war der jüngste Anstieg allerdings kein Zufall. Der Panzergetriebespezialist profitiert direkt von steigenden Militärausgaben und langfristigen Rahmenaufträgen. Kooperationen mit internationalen Partnern unterstreichen die Rolle als Schlüsselzulieferer. Trotzdem mahnt die Analysebank Hauck Aufhäuser zur Vorsicht: Die Aktie sei inzwischen hoch bewertet und ist daher von "Buy" auf "Hold" herabgestuft worden. Als Kursziel nennt die Bank unverändert 55 Euro. Die Aktie liegt aber aktuell schon darüber. Die Analystin verweist auf die starke Performance, sieht aber angesichts des Kursniveaus nur begrenztes weiteres Aufwärtspotenzial. Hinzu kommt ein möglicher Konflikt um den verbleibenden Aktienanteil des Finanzinvestors Triton, der bei einer Marktplatzierung deutlich höhere Erlöse erzielen könnte als beim Verkauf an den Partner KNDS.
Trotz dieser Zweifel bewegt sich Renk operativ solide und setzt auf langfristige Programme wie die geplante Weiterentwicklung von Leopard-2-Getrieben im gemeinsamen europäischen Kampfpanzerprojekt. Die aktuelle Episode um die Kanzlerwahl hat gezeigt: Politische Ereignisse können kurzfristig für Volatilität sorgen, langfristig bleibt das Fundament jedoch intakt.
Charttechnik
Technisch steht die Renk-Aktie in einem klaren, ungebrochenen Aufwärtstrend. Der RSI notiert bei rund 78 im überkauften Bereich und signalisiert zwar Stärke, aber auch eine Überhitzung. Die gleitenden Durchschnitte (SMAs) von 50 und 200 Tagen verlaufen deutlich unter dem aktuellen Kurs und bieten Unterstützung und zeugen auch von einem Aufwärtstrend, der seines gleichen sucht. Erstes charttechnisches Ziel ist nun die halbrunde Marke bei 65 Euro. Fällt der Kurs allerdings zurück unter 55 Euro, würde das bisherige Aufwärtsmomentum ins Wanken geraten und könnte einen Test der 50-Euro-Linie auslösen. Solange die gleitenden Durchschnitte aber intakt bleiben, ist von weiterem Kurspotenzial auszugehen. Es könnte somit mit dem derzeitigen Momentum und sogar im Peak in Richtung 70 Euro gehen. Shorties sollten aufpassen, dass sie sich nicht die Finger verbrennen.
Neutral
Renk profitiert von einem starken Umfeld aus steigenden Verteidigungshaushalten in Europa und den USA. Operativ und strategisch bleibt das Geschäftsmodell robust, die Charttechnik zeigt einen stabilen Aufwärtstrend. Dennoch ist die Bewertung bereits sehr ambitioniert, und politische Unsicherheiten können kurzfristig für Rücksetzer sorgen. Anleger sollten daher vorsichtig vorgehen: Ein Teilengagement bei Kursen unter 60 Euro bei Rücksetzern erscheint vertretbar, während Gewinnmitnahmen an der Marke 65 Euro oder darüber hinaus sinnvoll erscheinen. Wer abwarten möchte, könnte einen deutlicheren Rücksetzer in Richtung knapp unter 50 Euro als günstigere Einstiegsgelegenheit nutzen. Der 50er SMA verläuft derzeit bei 44,80 Euro.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen.
Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.