
MÜNCHEN (dpa-AFX) - BMW hat sich zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder auf einer klassischen Hauptversammlung den Aktionären gestellt. Rund 3.000 Menschen folgten der Einladung in die Münchner Olympiahalle nach Unternehmensangaben - oft getrieben vom Wunsch, aus erster Hand zu hören, wie ihr Unternehmen durch die von den US-Zöllen ausgelösten weltwirtschaftlichen Verwerfungen kommen oder die Schwäche in China überwinden will.
"Der Mensch ist nicht digital. Wir alle wollen uns auch persönlich austauschen. Uns dabei in die Augen schauen", sagte Konzernchef Oliver Zipse zu Beginn - und zur Begründung der Präsenzveranstaltung. Auch der Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Reithofer betonte - unter Applaus der Aktionäre, dass gerade in Zeiten großer Veränderungen die Argumente für eine Präsenzveranstaltung überwogen hätten.
Reithofer gibt Posten als Aufsichtsratschef ab
Dabei dürfte Reithofer selbst ein Argument für die Präsenzveranstaltung gewesen sein. Der Aufsichtsratsvorsitzende und frühere Konzernchef verabschiedete sich mit der Hauptversammlung nach 38 Jahren vom Unternehmen - sichtlich gerührt und gewürdigt von Konzernchef Zipse, Aktionärsvertretern und Großaktionär Stefan Quandt.
Nachfolger wird der ehemalige Finanzvorstand Nicolas Peter. Er wurde mit gut 86 Prozent Zustimmung in den Aufsichtsrat gewählt und sollte noch am Mittwoch vom Aufsichtsrat zum Vorsitzenden bestimmt werden.
Wie die nächste Hauptversammlung aussieht, ist offen
Wann es die nächste Präsenz-Hauptversammlung bei BMW geben wird, ist allerdings offen. Das Unternehmen holte sich am Mittwoch die Genehmigung für virtuelle Hauptversammlungen für die nächsten fünf Jahre. Zwar hatten Aktionärsvertreter - unter anderem Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz - kritisiert, dass dies zu lange sei. Doch die Hauptversammlung nahm den Antrag mit fast 93 Prozent der Stimmen an.
Viele andere Unternehmen haben sich zuletzt nur zwei Jahre genehmigen lassen. Immerhin verspricht BMW, mindestens einmal in den fünf Jahren eine Präsenz-Hauptversammlung zu veranstalten. Und Bergdolt warb für mehr davon: "Sie sehen doch, wie gerne die Aktionäre kommen", sagte sie in Richtung der Unternehmensspitze.
Auch Umweltaktivisten hätten sicher gerne weitere Präsenzveranstaltungen. Sie nutzten die HV als Bühne und versuchten vor allem die Rede von Konzernchef Zipse mit Zwischenrufen und Plakaten zu stören. Sie blieben aber eher eine Randnotiz./ruc/DP/jha