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Was ist passiert? Auf dem Laufband im Fernseher oder dem Handy wurde VW zu Wochenbeginn mit einem Verlust von über 5 Prozent angezeigt. Alles aber viel Aufregung um nichts. Ein starker Dividendenabschlag lässt die Aktie optisch fallen, doch darunter brodelt auch Veränderung. Zwischen Sparprogrammen, Neuausrichtung der Tochter Italdesign und frischem Rückenwind von Analysten zeigt sich ein Konzern, der seine Herkunft nicht verleugnet und gleichzeitig mutig nach vorne blickt. Welche Signale sendet uns die Charttechnik? Lesen Sie weiter, um zu erfahren, ob jetzt ein guter Einstiegszeitpunkt ist.
(4 X S) Sparen, Straffen, Strategien schärfen
Anfangs wirkt der Kursrutsch um über 5 Prozent dramatisch, doch das Minus erklärt sich fast vollständig durch den Dividendenabschlag von 6,36?Euro je Vorzugsaktie. Rechnet man diesen Effekt heraus, notiert die Aktie nicht, bzw. wenn dann nur leicht, unter ihrem Vortagesniveau. Faktisch verschafft Volkswagen seinen Aktionären eine attraktive Rendite, während der Konzern selbst einen konsequenten Sparkurs fährt. Produktionsstandorte in Deutschland werden neu ausgerichtet, Personal abgebaut und nun steht auch Italdesign zur Disposition. Italdesign ist die Designschmiede und beschäftigt rund 1.300 Menschen und könnte an Industriepartner verkauft werden. Diese Maßnahmen sind Teil eines übergeordneten Programms, das die Effizienz steigern und den Mittelabfluss reduzieren soll. Gleichzeitig bekräftigt VW seine Jahresziele. Demnach soll ein Umsatzplus von bis zu 5 Prozent und eine operative Marge von 5,5 bis 6,5 Prozent erwirtschaftet werden. Das untere Ende dieser Spanne halten viele Beobachter für wahrscheinlich, doch die grundsätzliche Prognose bleibt unverändert.
Charttechnik: Bodenbildung und Rebound?
Betrachtet man den Kursverlauf der VW-Vorzugsaktie, erkennt man seit März 2021 eine (dynamische) Abwärtsbewegung, ausgehend von einem Hoch bei 250,70 Euro, die nun seit ein paar Monaten in einer Art Seitwärtsphase mündet, mit einer schon recht volatilen Range zwischen grob gesagt 80 und 110 Euro. Im Tief lag die Aktie zwischenzeitlich bei 78,87 Euro. Technisch liegt der Kurs mit 97,80 über den beiden wichtigen Unterstützung, die durch den SMA 200 bei 93,29 und dem SMA 50 bei 95,11 markiert werden. Ebenfalls sind aufgrund der Charttechnik mittlerweile mehrere Böden, z. B. bei 93, 90 und 85 Euro eingezogen. Spätestens bei 80?Euro ist mit massiver Unterstützung zu rechnen. Ein stabiler Widerstand nach oben hin liegt bei 102 Euro. Kurse oberhalb dieser Marke würden erste positive Impulse senden. Ein nachhaltiger Ausbruch über 105 Euro dagegen könnte neues massiveres Kaufinteresse wecken und den Weg zurück in Richtung 112?Euro - dem jüngsten Kursziel der RBC - ebnen. Solange sich VW in der Range um 102 - 112 Euro bewegt, sind volatile Seitwärtsbewegungen ebenso wahrscheinlich wie aber auch Tests der unteren Marken. Der RSI jedenfalls lässt mit einem Wert von 38 sowohl Bewegung nach unten, als auch nach oben ohne weiteres zu.
Gegenwind aus China
Am 11. März hat Volkswagen seine 2024er Ergebnisse veröffentlicht, die sich gemischt gelesen haben. 324,7 Mrd. Euro Umsatzerlöse in 2024, das war leicht über 2023 (322,3 Mrd. Euro). 19,1 Mrd. Euro Operatives Ergebnis in 2024, 15 Prozent unter 2023 (22,5 Mrd. Euro). Die operative Umsatzrendite lag bei 5,9 Prozent. Das operative Ergebnis vor Einmaleffekten betrug 21,7 Mrd. Euro. Auch der Netto-Cashflow im Konzernbereich Automobile in 2024 lag bei "nur" 5 Mrd. Euro (im Vorjahr 10,7 Mrd. Euro). Dafür war der Auftragseingang vollelektrischer Fahrzeuge in Westeuropa in 2024 um 88 Prozent erhöht. Das Geschäft in Europa zeigte damit Zuwächse, während China und Nordamerika mit Rückgängen Gegenwind bot. Die US-Zollängste lasten auch in den Köpfen immer noch auf den Exporten, weshalb VW über lokale Fertigung nachdenkt. Die Bilanz bleibt dennoch robust. Sowohl die Nettoliquidität als auch die Eigenkapitalquote geben Handlungsspielraum für Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung. Analysten wie die von Jefferies sind optimistisch und belassen ihr Kursziel bei 130 Euro. Andere hingegen sind pessimistischer.
Kommt der Rebound?
Volkswagen durchläuft gerade einen tiefgreifenden Transformationsprozess. Der Dividendenabschlag trübte jüngst aber nur die Optik im Chart. Operativ hält der Konzern Kurs. Charttechnisch erfährt VW mehrfach Unterstützung nach unten. Ein stabiler Boden ist ein tragfähiges Fundament für weitere mögliche Kursanstiege. Fundamentale Daten sprechen zwar nur teilweise für eine Erholung, aber wenn die Sparprogramme greifen und die Zollängste sich in Luft auflösen, dann könnte die Zeit für einen Rebound gekommen sein. Für langfristig orientierte Investoren ergeben sich bei Kursen um 90 bis 95?Euro attraktive Einstiegskurse. Wir sehen eine ausgewogene Ausgangslage: Wer bereit ist, kurzfristige Schwankungen auszusitzen, findet in VW eine Aktie, die nach einer Konsolidierungsphase wieder an Fahrt gewinnen kann. Richtig nach oben dürfte die Aktie tendieren, wenn die 115 Euro überwunden ist. Dann könnte auch das Jefferies Kursziel von 130 realistisch sein.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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