
© Foto: freenet AG
Freenet gilt als fester Bestandteil vieler Dividendenportfolios. Doch nach dem aktuellen Quartalsbericht hat der TecDAX-Wert ordentlich Federn gelassen. Umsatz und bereinigtes EBITDA blieben hinter den Erwartungen zurück. Selbst die solide Free-Cashflow-Entwicklung konnte die Aktionärsstimmung nicht retten. Kurzfristig steht die Aktie unter Abgabedruck und rutscht unter wichtige gleitende Durchschnitte. Wie viel Substanz steckt noch in dem klassischen Telekom- und TV-Anbieter?
Solider Start, aber die Erwartungen gestutzt
Das erste Quartal begann für Freenet vergleichsweise unaufgeregt. Mit 604,4 Millionen Euro legte der Umsatz um 1,7 Prozent zu, knapp unter den 611 Millionen, die Analysten erhofft hatten. Beim bereinigten EBITDA reichte es mit 126,1 Millionen Euro sogar zu einem leichten Minus gegenüber den Analystenerwartungen. Hier hatten die Experten 129,8 Millionen erwartet. Immerhin konnte der FreeCashflow mit 75,8 Millionen Euro überzeugen und die Prognose von 74,1 Millionen Euro übertreffen. Auf das Gesamtjahr will sich die Unternehmensführung dennoch nicht versteifen. Die Zielspanne für das operative Ergebnis bleibt unverändert zwischen 520 und 540 Millionen Euro.
Dividende, Analysten und Gewinnmitnahmen
Trotz der bestätigten Prognose brach die Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen ein. Ein Großteil des Rücksetzers entstand durch den Dividendenabschlag. Freenet zahlt in diesem Jahr 1,85 Euro plus einer Sonderausschüttung von 0,12 Euro. Dazu kamen Gewinnmitnahmen nach der Rekordjagd im Frühjahr. Die Bewertung stieg bis auf 37,64 Euro und erreichte damit ein Hoch, das zuletzt vor über zwei Jahrzehnten gesehen wurde. Barclays-Analyst Mathieu Robilliard kritisierte den etwas trägen Jahresstart und nannte Umsatzeinbrüche bei Werbung und TV-Geschäft als Gründe. Oddo BHF senkte das Rating gar auf "Underperform". Die UBS hingegen hielt an "Neutral" fest.
Charttechnik: Rutsch unter die wichtigen Marken
Im Chartbild fällt auf, dass Freenet nun auch unter die 200-Tage-Linie bei 29,91 Euro gerutscht ist. Dieser gleitende Durchschnitt fungierte in der Vergangenheit als stabile Unterstützung. Zuvor war schon der 50er SMA, der bei 34,99 Euro verläuft, nach unten durchbrochen worden. Dieser gibt den mittelfrisitgen Trend vor. Auch die kurzfristigen Durchschnitte weisen derzeit fast ausnahmslos nach unten. Die Aktie kämpft mit der Marke um die 30 Euro, liegt aber aktuell knapp 1 Euro darunter. Geht die Aktie über die 30 Euro, könnte sich eine Bodenbildung anbahnen. Ein klarer Bruch unter die 28 Euro würde allerdings neue Abgaben in Richtung 25 Euro ermöglichen. Die Volatilität ist gestiegen, sodass Investoren kurzfristig mit starken Kursschwankungen rechnen müssen. Der RSI ist mit einem Wert von 16 allerdings schon stark in der Überkauftzone, so dass es auch zu einer Beruhigung zunächst kommen könnte.
Was tun?
Freenet bleibt wohl auch weiterhin, zumindest nach allem Anschein, ein bewährter Dividendenzahler mit attraktiver Rendite von rund 5-7 Prozent. Die solide Free-Cashflow-Entwicklung und die Bestätigung der Jahresziele geben Rückhalt. Gleichzeitig trüben Umsatz- und Ergebnisverfehlungen ein wenig die Stimmung. Charttechnisch muss das Papier jetzt beweisen, dass es die 200-Tage-Linie zurückerobern und dann auch halten kann. Fundamental bleibt Freenet stark im Mobilfunk- und TV-Markt. Für Anleger mit hohem Risikohorizont könnten auf dem aktuellen Niveau eine vorsichtige erste Position eingehen. Die Aktie bietet Chancen auf Dividenden, birgt aber zudem das Risiko weiterer Konsolidierung. Eine genaue Beobachtung der Kursentwicklung in den nächsten Wochen erscheint daher erstmal ratsam.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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