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Ein kräftiger Wind weht durch die Bonner Konzernzentrale der Deutschen Telekom. Auf der einen Seite regiert die Sorge um das langsame Tempo beim Glasfaserausbau. Auf der anderen treffen politische Forderungen und auch Kundenfrust aufeinander. Und mittendrin dreht sich alles um die Zukunft des Kupfernetzes, neue Sportrechte und einen überraschenden Wechsel an der Spitze des Unternehmens. Unser Blick hinter die Kulissen zeigt auf, wo sich für Sie als Anleger Chancen und Risiken auftun.
Neue Führung, alter Kurs?
Claudia Nemat prägte das Netzgeschäft bei der Telekom wie kaum eine zweite. Ihre Nachfolge übernimmt nun ein Manager mit Huawei-Vergangenheit. Ist das ein Signal für einen Strategiewechsel oder nur eine Personalrochade? Klar ist, dass die Telekom in Bewegung bleibt. Gleich an mehreren Fronten wird umgebaut. Von der IT-Sicherheit bis zur Cloud-Offensive. Und wer künftig bei Glasfaser- und 5G-Projekten das Sagen hat, wird entscheiden, ob Deutschland endlich Tempo macht. In ihren Abschiedsworten betonte Nemat noch einmal, dass Führung die größte Stärke der Telekom sei. Ob der Wechsel diesen Anspruch stärkt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
DSL und Kupfernetz vor dem Aus?
Ein Papier der Bundesnetzagentur sorgte für hektische Schlagzeilen: Ende des Kupfernetzes, Zwangsumstieg auf Glasfaser bis 2030, drohende Kostenlawine für Verbraucher. Doch so brisant die Gerüchte und die Schlagzeilen dazu auch waren, so schnell folgte die Beruhigung. Digitalminister Karsten Wildberger und die Telekom selbst erklärten, dass ein DSL-Aus nicht zur Debatte steht, solange nicht flächendeckend Glasfaser verfügbar ist. Und das ist nach eigenen Angaben noch nicht einmal zu einem Drittel erreicht. Die Bundesnetzagenturdaten und auch alternative Schätzungen zeigen, dass der Glasfaserausbau hinter den politischen Zielen herhinkt. Die Folge ist, dass viele Haushalte auf Kupferleitungen wohl auch noch einige Jahre angewiesen bleiben. Für die Telekom bedeutet das Planungssicherheit aber auch weitergehenden Investitionsdruck für die kommenden Monate/Jahre.
Schlechte Umstiegstarife für Kunden
Die Telekom wirbt damit, den Umstieg auf Glasfaser so reibungslos wie möglich zu gestalten. Mit Übergangstarifen wie z. B. "Zuhause Sofort XL" sollen Kunden bis zum Netzausbau im alten DSL-Tarif bleiben und dann automatisch in den Glasfasertarif wechseln. Klingt erstmal gut, aber man sollte eben genauer hinschauen. Bei genauerer Prüfung zahlen Kunden über die Gesamtlaufzeit oftmals deutlich mehr als im regulären Magenta Zuhause XL Tarif. Und das, obwohl die Leistungen identisch sind. Die Werbung mit Rabatten am Anfang ist verlockend, aber die Folgekosten nachher höher. Daher sollten Kunden alles nochmals genau durchrechnen. Der Telekom könnte dies natürlich höhere Einnahmen bescheren, aber das ist wohl nur für Aktionäre interessant.
Zahlen und Charttechnik
Am 15. Mai 2025 kamen die Zahlen zum 1. Quartal. Demnach stieg der Umsatz des Rosa Riesen auf 29,8 Milliarden Euro. Das sind 6,5 Prozent mehr. Das bereinigte EBITDA kletterte auf 11,3 Milliarden Euro.
Diese Ergebnisse bilden sich auch im Chart wider. Die Aktie selbst legte in den vergangenen 12 Monaten um über 50 Prozent zu und notiert aktuell bei ca. 34 Euro. Der Kurs ist damit deutlich oberhalb der 200-Tage-Linie bei 31,46 Euro. Auch der 50er SMA, der den mittelfristigen Trend vorgibt, liegt mit 32,27 Euro unter dem aktuellen Kurs. Charttechnisch sieht das Bild recht ansprechend aus: Rücksetzer auf Unterstützungszonen, wie z. B. bei 32,50 oder 33 Euro gelten aktuell als Kaufgelegenheiten. Spätestens bei dem 200er SMA sollte die Aktie sich beruhigen. Wenn allerdings der Druck dort zu groß werden sollte, sind Rückschläge sogar bis 27 oder gar 25 Euro möglich.
Was tun?
Die Deutsche Telekom vereint derzeit klassische Stabilität mit spannenden Wachstumstreibern. Die soliden Zahlen und der klare Aufwärtstrend im Chart sprechen für das Papier. Andererseits bleibt das Glasfaser-Thema ein Drahtseilakt. Hier drohen hohe Investitionskosten. Dennoch könnten Anleger im Bereich der Unterstützungszonen erste Positionen aufzubauen und diese z. B. mit einem recht engen Stoppkurs bei 31 Euro absichern. Im Erfolgsfall und bei Bruch des Verlaufshochs bei 35,90 Euro könnten Kurse um 40 Euro möglich sein.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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