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Hensoldt hat in den vergangenen Monaten an der Börse für Furore gesorgt. Die Aktie legte eine beeindruckende zu und erreichte zuletzt mit über 92 Euro ein neues Allzeithoch. Gründe hierfür sind vor allem die unsichere weltpolitische Lage, stets weiter steigende Verteidigungsausgaben. Doch inzwischen mehren sich die Stimmen, die fragen und mahnen: Wie lange kann das noch so weitergehen? Wir untersuchen, beleuchten und klären auf!
Nachfrage nach Verteidigungstechnik als Kurstreiber
Ein wesentlicher Treiber der positiven Kursentwicklung sind die wachsenden Verteidigungsetats vieler europäischer Länder. Politische Großaufträge, die aus Brüssel und Berlin kommen, haben dem Unternehmen zuletzt kräftige Wachstumsimpulse geben können. Auch die letzten Zahlen passen. So erzielte im Jahr 2024 Hensoldt einen Umsatz von 2,24 Milliarden Euro. Der Gewinn je Aktie lag bei soliden 0,93 Euro. Und das Wachstum scheint nicht abzureißen. Das spricht für Vertrauen in die Ertragskraft, denn auch die Dividende soll erneut steigen. Auch die Dividende soll kontinuierlich steigen und damit die Aktionäre glücklich machen.
Die charttechnische Lage
Ein Blick auf den Chart zeigt, dass die Hensoldt-Aktie aktuell nur den Weg nach oben kennt. Alleine seit Februar dieses Jahres hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Ausgehend von ca. 40 Euro bis auf zuletzt über 90 Euro. Alle wichtigen gleitenden Durchschnitte, mittel- oder langfristig, bestätigen den Aufwärtstrend. So liegt der 50er SMA mit 69,25 und der 200er SMA mit 45,35 Euro deutlich unter dem aktuellen Kurs. Der Abstand zur 200-Tage-Linie ist allerdings extrem hoch. Das ist nicht unüblich in einer Hausse- und Trendphase, die extrem verläuft, aber auch ein Zeichen für eine mögliche Überhitzung. Aktuell bewegt sich die Aktie leicht (ca. 1-2 Euro) unter dem Rekordhoch von 92,85 Euro. Der RSI liegt mit über 83 im überkauften Bereich. Technische Analysten mahnen deshalb auch zur Vorsicht: Ein Rücksetzer in Richtung 87 Euro, wo noch ein Gap auf Schließung wartet, könnte ein erstes Anlaufziel sein. Allerdings ist das Momentum immer noch so stark und nach oben gerichtet, dass auch ein Erreichen der 100 Euro möglich ist, bevor eine nennenswerte Korrektur stattfindet. Der Trend bleibt vorerst intakt. Solange die Marke von rund 80 Euro nicht unterschritten wird. Und solange die politische Lage angespannt bleibt, dürften auch neue Aufträge und Impulse für die Hensoldt-Aktie folgen.
Ambitionierte Bewertung
Die Bewertung von Hensoldt ist inzwischen ambitioniert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei ca. 40. Für Rüstungswerte vielleicht gerade noch im aktuellen Rausch vertretbar, für einen klassischen Industriewert aber recht hoch. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten (aktuell rund 65 Euro) liegt deutlich unter dem aktuellen Niveau. Einige Experten wie Jefferies bleiben skeptisch und stufen die Aktie weiterhin mit "Underperform" und Kursziel 60 Euro ein. Auf der anderen Seite lässt sich der Markttrend nicht leugnen. In den letzten drei Jahren legte die Aktie gigantisch zu. Der Kapitalmarkt hat den Rüstungssektor wiederentdeckt und Hensoldt gehört mit Rheinmetall und Renk dabei zu den Lieblingen. Die Entwicklung ist beeindruckend. Aber Anleger sollten sich bewusst sein: Bei solchen Kurssteigerungen steigt auch das Rückschlagpotenzial. Gerade wenn sich geopolitische Rahmenbedingungen ändern oder politische Diskussionen Einfluss auf Budgets nehmen, kann es schnell in die andere Richtung gehen.
Was tun?
Hensoldt ist zweifellos einer der großen Gewinner des aktuellen Rüstungsbooms. Das Unternehmen steht finanziell solide da, erhöht die Dividende und wächst kontinuierlich. Die starke Kursentwicklung spricht für sich, ebenso wie der klar intakte Aufwärtstrend.
ABER: Anleger sollten sich der Risiken bewusst sein. Die Aktie ist extrem heiß gelaufen und die Bewertung hoch. Auch wenn derzeit keine klaren Verkaufssignale sichtbar sind, wäre eine kurzfristige Korrektur durchaus gesund und dürfte auch kommen. Die Frage ist nur, kommt sie bevor die Aktie die 100 Euro erklimmt, oder erst danach. Wer bereits investiert ist, kann durchaus dabeibleiben, am besten mit einem schützenden Stoppkurs und diesen kontinuierlich nachziehen. Neueinsteiger sollten sich gut überlegen, ob sie auf dem aktuellen Niveau einsteigen oder doch lieber auf eine starke technische Konsolidierung warten und irgendwo zwischen 60 und 70 Euro ein Abstauberlimit platzieren.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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