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Der Düsseldorfer Spezialverpackungshersteller Gerresheimer schockte die Börse mit einer weiteren Gewinnwarnung. Nach einem Kurssprung auf 66,55 Euro letzte Woche folgt nun der brutale Absturz auf unter 50 Euro. Die Dividende wird von 1,25 Euro auf magere 4 Cent zusammengestrichen. Ein heftiger Schlag ins Gesicht für treue Aktionäre. Während Übernahmespekulationen um KKR und Warburg Pincus die Runde machten, zeigt die Realität ein anderes Bild. Das Kosmetikgeschäft schwächelt weiter, die Nachfrage nach flüssigen Medikamenten bricht ein. Kann sich der MDAX-Titel noch einmal aufrappeln oder droht weiteres Ungemach? Analysten sind aktuell gespalten zwischen Kaufempfehlungen und drastischen Kurszielsenkungen. Ein Blick hinter die Kulissen des Pharmaverpackungs-Riesen offenbart schmerzhafte Wahrheiten. Wir zeigen ihnen auf, ob sich hier eine Reboundchance verbirgt.
Gewinnwarnung erschüttert das Vertrauen
Die zweite Gewinnwarnung binnen weniger Monate trifft Gerresheimer wie ein Hammerschlag. CEO Dietmar Siemssen muss eingestehen, dass die Wachstumsdynamik deutlich schwächer ausfällt als erwartet. Das organische Umsatzwachstum schrumpft von geplanten 3 bis 5 Prozent auf nur noch 1 bis 2 Prozent zusammen. Besonders bitter: Die operative Ertragskraft bricht ebenfalls ein. Statt einer EBITDA-Marge von 22 Prozent werden nur noch 20 Prozent erreicht. Der Schuldige ist schnell gefunden. Das Kosmetiksegment zeigt weiterhin eine schwache Nachfrage, während gleichzeitig die Containment-Lösungen für flüssige Medikamente einbrechen. Diese Entwicklung hatte das Management als temporär eingeschätzt. Dies war ein Trugschluss, wie sich jetzt zeigt. Das bereinigte Ergebnis je Aktie wird sogar in den niedrigen zweistelligen Bereich fallen, während ursprünglich ein Anstieg im hohen einstelligen Bereich versprochen wurde. Die Dividendensenkung auf das Minimum von 4 Cent zeigt die Verzweiflung des Vorstands. Diese drastische Maßnahme soll die finanzielle Flexibilität sichern, sendet aber ein verheerendes Signal an den Kapitalmarkt. Anleger fragen sich zu Recht, ob weitere Hiobsbotschaften folgen werden.
Charttechnik zeigt Schwäche mit ein klein wenig Hoffnung
Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich Gerresheimer momentan als Totalausfall, aber mit ein klein wenig Hoffnung. Der Absturz von 66,50 Euro auf unter 50 Euro binnen weniger Tage entspricht einem Verlust von über 20 Prozent. Damit durchbricht die Aktie wichtige Unterstützungslinien und markiert neue Mehrjahrestiefs. Das Handelsvolumen explodierte regelrecht, was auf Panikverkäufe hindeutet. Es wurden wohl einige auf dem falschen Fuß erwischt. Dennoch ist auch im Chartbild erkennbar, dass im September 2022 schon einmal ein ähnliches Niveau erreicht wurde und dann die Aktie fulminant zum Rebound ansetzte. Das schürt ein klein wenig Hoffnung auf eine Bodenbildung. Dennoch sehen die technischen Indikatoren nicht unbedingt gut aus. Der RSI rutscht in den überverkauften Bereich mit einem Wert von 17 ab, während die wichtigen gleitenden Durchschnitte nach unten zeigen. Selbst eine kurzfristige Erholung dürfte auf massiven Widerstand treffen, ist aber nicht ganz hoffnungslos. Vor allem dann, wenn Übernahmegerüchte die Runde machen sollten. Der 200er SMA bei 69,63 Euro ist momentan zu weit weg. Hingegen der 50er SMA mit 58,46 Euro liegt schon eher in Schlagweite. Bis dorthin könnte ein Rebound zunächst führen. Dies wäre eine normale Reaktion auf die enormen Kursverluste der vergangenen Tage.Positiv stimmt die Tatsache, dass die Aktie sehr stark gefallen ist, vielleicht zu stark in der Panikreaktion. Oft entstehen aus solchen Extremsituationen Gegenbewegungen, die mutige Anleger belohnen können.
Was tun? Vorsichtiges Abwarten angesagt
Trotz der dramatischen Kursverluste bleibt eine Investition in Gerresheimer hochriskant. Das sollte jedem bewusst sein, der einen Reboundtrade in Erwägung zieht. Die wiederholten Gewinnwarnungen zerstören das Managementvertrauen und lassen Zweifel an der strategischen Ausrichtung aufkommen. Während Analysten wie J.P. Morgan mit Kurszielen von 108 Euro weiterhin bullisch bleiben, zeigt die Realität aktuell ein anderes Bild. Aber gehandelt wird ja die Zukunft, nicht die Gegenwart. Die fundamentalen Herausforderungen sind nicht von der Hand zu weisen. Das schwächelnde Kosmetikgeschäft und die rückläufige Nachfrage nach bestimmten Medikamentenverpackungen belasten nachhaltig. Gleichzeitig könnten die Übernahmegespräche mit KKR und Warburg Pincus den Kurs ein wenig nach oben treiben.
Wenn sich hier eine Beruhigung abzeichnet, könnten sehr mutige Trader per Stopp-Buy über der 51 Euro einen Reboundtrade in Erwägung ziehen mit Kursziel 57,50 - 58,00 Euro. Den Stopp aber dann eng z. B. bei 48,10 Euro platzieren.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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