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Die Mercedes-Benz Aktie zeigt sich derzeit noch von ihrer kämpferischen Seite. Nach monatelangen Verlusten sorgt ein Millionenauftrag von Amazon für etwas frischen Wind in den Segeln. Der US-Konzern ordert 5.000 elektrische Lieferwagen. Ein echter Paukenschlag für die schwächelnde E-Sparte des Stuttgarter Autobauers. Doch die Freude wird getrübt durch einen schmerzhaften Rausschmiss aus einem wichtigen Nachhaltigkeitsindex. Gleichzeitig muss Mercedes seine ambitionierten Elektro-Ziele deutlich zurückschrauben. Die Frage bleibt: Kann der Stern seinen Glanz in turbulenten Zeiten behalten? Die jüngsten Entwicklungen zeigen gerade im Chartbild, dass es hässlich werden könnte. Anleger müssen sich auf weitere Turbulenzen einstellen.
Amazon-Deal bringt etwas Hoffnung
Der größte Einzelauftrag in der E-Mobilität Geschichte von Mercedes kommt vielleicht gerade noch zur rechten Zeit. Amazon bestellt 5.000 elektrische Lieferwagen, hauptsächlich eSprinter und eVito Kastenwagen. Mehr als die Hälfte der Fahrzeuge soll in Deutschland zum Einsatz kommen. Die restlichen Vans verteilen sich auf Österreich, Frankreich, Italien und Großbritannien. Für Mercedes bedeutet dieser Deal weit mehr als nur Umsatz. Der Auftrag zeigt, dass das Unternehmen im hart umkämpften Nutzfahrzeugmarkt durchaus konkurrenzfähig ist. Amazon plant, mit der neuen Flotte über 200 Millionen Pakete jährlich auszuliefern. Das Engagement passt perfekt zu Amazons Climate Pledge, der Klimaneutralität bis 2040 anstrebt. Mercedes war bereits 2020 dieser Initiative beigetreten. Die Börse reagierte auf die guten Nachrichten und lies die Aktie etwas steigen,.auf aktuell 49,75 Euro. Einige Analysten sehen darin ein wichtiges Signal für die Zukunftsfähigkeit der E-Mobilität-Sparte. Allerdings bleibt abzuwarten, ob weitere Großaufträge folgen werden oder dies nur eine Eintagsfliege bleibt.
Rückschläge trüben das Bild
Nicht alles läuft rund bei Mercedes. Der Rausschmiss aus dem STOXX ESG Index trifft das Unternehmen hart. Passive Fonds müssen nun zwangsweise ihre Mercedes-Positionen abstoßen. Das bedeutet zusätzlichen Verkaufsdruck in einem ohnehin schwierigen Marktumfeld. Noch schwerer wiegt die Kurskorrektur bei den Elektro-Zielen. Ursprünglich wollte Mercedes ab 2030 nur noch elektrische Modelle anbieten. Diese Pläne sind jetzt Makulatur. Konzernchef Ola Källenius erwartet maximal 50 Prozent elektrifizierte Fahrzeuge bis zum Ende des Jahrzehnts. Verbrenner und Hybride bleiben deutlich länger im Programm als geplant. Die Gründe sind nachvollziehbar. In Europa schwächelt die E-Auto-Nachfrage deutlich. Hohe Preise und fehlende Ladeinfrastruktur schrecken Kunden ab. In China und den USA hingegen bleiben Luxus-Verbrenner weiterhin recht gefragt.
Charttechnik
Aus technischer Sicht kämpft die Mercedes-Aktie mit wichtigen Widerständen nach oben. Immer noch haben die Bären das Sagen. Die Bullen versuchen bislang recht hartnäckig die 50-Euro-Marke zurückzuerobern. Diese erweist sich als hartnäckige Hürde. Ein Anstieg darüber könnte neues Momentum entfachen. Das Hoch bei 77,99 Euro was im Februar 2022 erreicht wurde und im April 2024 nur um wenige Cent nochmals verfehlt wurde, bleibt jedoch in weiter Ferne. Auf der Unterseite bietet das April-Tief bei 45,01 Euro eine wichtige, wenn nicht sogar die letzte Unterstützung. Ein Rutsch darunter würde weitere Verluste wahrscheinlich machen. Die Schwankungsbreite der letzten Monate zeigt die anhaltende Unsicherheit der Anleger. Beide wichtigen SMAs (50er und 200er) liegen alle über dem aktuellen Kurs und zeigen mittel- und langfristig an, dass der Trend von Mercedes Benz nach unten gerichtet ist. Der Kurs spiegelt damit auch die strukturellen Herausforderungen der gesamten Autobranche, vor allem deutscher Autobauer wider. Kurzfristig bleibt die Entwicklung zwar schwer vorhersagbar aber auch schon Kurse unter 48 Euro könnten schnell Anschlussverkäufe verursachen. Das Kursziel könnte im Fall der Fälle aufgrund der Charttechnik im Bereich um 30 Euro angesiedelt werden.
Was tun?
Mercedes befindet sich in einer schwierigen Übergangsphase. Die letzten gemischt ausgefallenen Quartalszahlen spiegeln die Herausforderungen gerade auch für Mercedes Benz wider. Es gibt aber ebenso kleine Lichtblicke. Der Amazon-Auftrag zeigt die Stärke im Nutzfahrzeugbereich. Die Charttechnik hingegen offenbart nichts Gutes. Ein Fall unter die 48 Euro und später auch bei 45 Euro lässt dann wohl alle Hoffnung der Bullen schwinden. Es bleibt für Longinvestoren in Mercedes Benz daher brandgefährlich. Stopps setzen!
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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