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Der steinige Weg vom Corona-Helden zum Krebs-Jäger. So hätte auch die Überschrift lauten können, denn die Mainzer sorgen derzeit für Aufsehen mit Übernahmen und Kooperationen. Einmal die 1,25 Milliarden Euro schwere CureVac-Übernahme, dann noch die Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb im Wert von bis zu 11,1 Milliarden US-Dollar. Dazu kommt noch der begehrte Orphan-Drug-Status der FDA für ein vielversprechendes Lungenkrebsmedikament. Alles klingt nach Aufbruch und neuen Höhenflügen. Doch die Aktie macht nicht mit. Statt durch die Decke zu gehen, dümpelt der Kurs bei knapp über 100 US-Dollar, aktuell um die 104,50 US-Dollar vor sich hin. Warum honoriert der Markt die offensichtlich clevere Post-Corona-Strategie nicht? Ein genauer Blick auf die Zahlen und Charts offenbart interessante Details.
Strategischer Wandel mit System
BioNTech vollzieht gerade einen radikalen Wandel. Die goldenen Corona-Zeiten sind vorbei, jetzt geht es um Krebs. Das Unternehmen kauft gezielt zu und schmiedet Allianzen. Die CureVac-Übernahme ist dabei mehr als nur ein Zukauf. Es geht um Patente, Know-how und die Beendigung eines teuren Rechtsstreits. CureVac hatte BioNTech vorgeworfen, ihre Patente zu verletzen. Mit der Übernahme erledigt sich das Problem elegant von selbst. Die Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb dreht sich um BNT327, einen bispezifischen Antikörper gegen solide Tumore. Das Medikament greift Krebszellen an zwei Stellen gleichzeitig an. Ein cleverer Ansatz, der bereits in frühen Studien überzeugt. Die FDA hat dem Wirkstoff jetzt sogar den begehrten Orphan-Drug-Status verliehen. Das bedeutet sieben Jahre Marktexklusivität nach der Zulassung. Auch der chinesische Zukauf von Biotheus Ende 2024 fügt sich ins Bild. BioNTech baut systematisch eine Pipeline jenseits der mRNA-Impfstoffe auf. Die Strategie ist klar erkennbar: vom reinen Impfstoffhersteller zum breit aufgestellten Onkologie-Spezialisten.
Charttechnik
Technisch betrachtet bewegt sich die BioNTech-Aktie nach dem Abwärtstrend, jetzt in einem zähen Seitwärtstrend. Die 120-US-Dollar-Marke erweist sich als hartnäckiger Widerstand. Mehrfach scheiterten Ausbruchsversuche an dieser psychologisch wichtigen Schwelle. Das Papier pendelt aktuell zwischen 92 und 110 US-Dollar hin und her. Die jüngsten positiven Nachrichten sorgten zwar für kurze Aufwärtsbewegungen, doch diese verpufften schnell wieder. Das deutet auf eine gewisse Skepsis der Anleger hin. Andere würden sagen, dass ist ein merkwürdiges Kursverhalten. Wer verkauft da immer wieder trotz der guten News und warum gelingt nicht der Ausbruch endlich nachhaltig nach oben. Viele warten offenbar auf konkrete Fortschritte in der Krebsforschung. Versprechen allein reichen nicht mehr. Die Unterstützung bei 85 US-Dollar hält bisher stand. Sollte diese Zone allerdings brechen, wäre weiteres Abwärtspotenzial bis 75 US-Dollar denkbar. Nach oben bleibt die 120-US-Dollar-Marke der Schlüssel. Erst ein nachhaltiger Ausbruch darüber würde neue Impulse liefern. Der mittelfristige Trend ist jedenfalls mit dem Überwinden des 50er SMA bei 102,44 US-Dollar aufwärtsgerichtet. Der 200er SMA bei 109,26 US-Dollar muss aber erst noch überwunden werden, damit auch der längerfristige Trend positiv ist. Der RSI liegt relativ neutral bei 53 Punkten.
Was tun?
BioNTech steht an einem Wendepunkt - keine Frage. Die Transformation vom Corona-Gewinner zum Krebs-Spezialisten ist strategisch durchdacht und finanziell solide unterfüttert. Die jüngsten Deals vom Management zeigen Weitblick. Doch der Markt bleibt skeptisch. Das merkwürdige Deckeln und abverkaufen um die 120 US-Dollar lässt auf einen oder mehrere größere Verkäufer schließen. Klar, die Krebsmedikamente zu entwickeln ist ein Marathon, kein schneller Sprint. Einige vielversprechende Ansätze scheitern in späten Studienphasen. Die Anleger haben das Corona-Wunder noch in frischer Erinnerung und erwarten ähnlich schnelle Erfolge. Die wird es bei Krebs so nicht geben. Wir würden daher auch erst eine Longposition eröffnen, wenn es sich abzeichnet, dass die Aktie nachhaltig über 120 US-Dollar liegt. Dann mit einem Stopp z. B. bei 108 US-Dollar abgesichert und Kursziel 150 US-Dollar.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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