
© Foto: Bild von Agence Olloweb auf Unsplash
Was für ein verrücktes Jahr für Super Micro Computer! Erst der brutale Absturz von über 120 US-Dollar auf unter 20 US-Dollar, dann die zähe Erholung. Das Unternehmen surft perfekt auf der KI-Welle mit, die Partnerschaft mit Nvidia läuft prima. Trotzdem sorgte eine geplante Anleihe über 2 Milliarden US-Dollar für einigen Wirbel an der Börse. Die Investoren sind gespalten. Auf der einen Seite winken Gewinne durch den KI-Boom, auf der anderen Seite macht die hohe Verschuldung etwas nervös. Hinzu kommt noch ein Short-Interest von 20 Prozent. Das könnte für Zündstoff sorgen. Die letzten Zahlen waren durchwachsen. Beim Gewinn lief es besser als erwartet, beim Umsatz aber schlechter. Jetzt stellt sich die große Frage, wie es weitergeht? Wir liefern mögliche Antworten.
KI macht das Geschäft
Super Micro Computer hat den Trend früh erkannt. Während andere noch überlegt haben, hat sich das Unternehmen voll auf KI-Hardware gestürzt. Das war ein durchaus cleverer Schachzug. Die Server und Speichersysteme von Super Micro sind genau das, was die Tech-Giganten für ihre KI-Projekte brauchen. Der Deal mit Nvidia beim Blackwell-GPU-Server ist ein echter Coup. Nvidia ist schließlich der unangefochtene König im KI-Chip-Geschäft. Wer da als Partner dabei ist, hat schon halb gewonnen. Die Auftragsbücher quellen über. Ein großer Vertrag aus dem Nahen Osten über mehrere Milliarden US-Dollar zeigt, wie begehrt die Technik ist. Die Zahlen sprechen eigentlich für sich. Knapp 15 Milliarden US-Dollar Umsatz im letzten Jahr, dazu 1,2 Milliarden US-Dollar Gewinn. Das sind Dimensionen, von denen andere Unternehmen nur träumen können. Aber die jüngsten Quartalszahlen haben einen faden Beigeschmack. Zwar lag der Gewinn pro Aktie mit 0,31 Dollar über den Erwartungen von 0,30 Dollar. Der Umsatz aber enttäuschte, denn nur 4,60 Milliarden US-Dollar statt der erwarteten 5,40 Milliarden standen unter dem Strich zu Buche. Das ist ein dicker Dämpfer, auch wenn das Wachstum zum Vorjahr durchaus ok war.
Wandelanleihen für 2 Milliarden US-Dollar
Dann aber kam zuletzt die Bombe mit Sprengkraft. Super Micro wollte sich 2 Milliarden US-Dollar über Wandelanleihen besorgen. Die Laufzeit bis 2030, das Geld soll von institutionellen Investoren kommen. Klingt erstmal harmlos, ist es aber nicht. An der Börse gab es einen regelrechten Schock. Der Kurs sackte um fast 10 Prozent ab, bevor er sich wieder erholte. Was aber stört die Anleger so sehr daran? Wandelanleihen können später in Aktien umgetauscht werden. Das bedeutet mehr Aktien im Umlauf, und das verwässert den Wert der bestehenden Anteile. Niemand hat wirklich Lust darauf, dass sein Investment plötzlich weniger wert ist. Dazu kommt die höhere Verschuldung. Auch wenn Wandelanleihen oft günstigere Zinsen haben als normale Kredite - Schulden sind Schulden. Besonders skurril wird es, wenn man sich anschaut, dass Super Micro parallel Aktienrückkäufe plant. Das Unternehmen nimmt also auf der einen Seite frisches Geld auf und gibt es auf der anderen Seite wieder an die Aktionäre zurück. Das ist betriebswirtschaftlich ziemlich fragwürdig. Entweder braucht man das Geld oder nicht. Diese Doppelstrategie wirkt eher etwas hilflos als durchdacht. Dennoch bleibt positiv festzuhalten, dass der Markt dem Unternehmen das Geld zur Verfügung stellt. Dies ist auch ein Vertrauensbeweis.
Charttechnik
Charttechnisch gesehen ist die Super Micro-Aktie nach der Achterbahnfahrt schön anzusehen. Der Absturz von 122,80 US-Dollar auf 17,25 US-Dollar im November 2024 war schmerzhaft für alle, die hoch eingestiegen sind. Aber seit April geht es wieder bergauf. Über 30 Prozent Kursplus, was für viele Aktionäre Balsam auf ihre Wunden ist und zu tieferen Kursen Eingestiegene ein ordentlicher Gewinn. Die Aktie machte aktuell neue Hochs und höhere Tiefs. Sechs von zehn Handelstagen liefen positiv. Dies hellt die Stimmung auf und verbessert das übergeordnete Bild. Spannend wird es bei der 50 US-Dollar-Marke. Diese Marke ist entscheidend. Bricht der Kurs darüber aus, könnten schnell 20 bis 30 Prozent mehr drin sein. Der Weg nach oben ist zwischen 50 und 70 US-Dollar relativ frei. Viele Call-Optionen liegen aktuell oberhalb der 70 bis in Richtung 90 US-Dollar. Der RSI jedenfalls lässt noch etwas Potenzial mit einem Wert von 66 nach oben zu und könnte selbst in der Überkauftzone trendbestätigend wirken. Die beiden SMAs (50er und 200er) liegen unter dem aktuellen Kursniveau, bildeten zuletzt ein Golden Cross, und deuten auch auf weiter steigende Kurse hin. Aber Vorsicht: Fällt die Aktie unter 45 US-Dollar oder gar 40 US-Dollar, wird es ungemütlich.
Was tun?
Super Micro Computer ist ein Kind der KI-Revolution, das erwachsen wird. Das Unternehmen hat die richtigen Produkte zur richtigen Zeit. Die Partnerschaft mit Nvidia ist Gold wert, die Marktposition stark. Das Problem sind die widersprüchlichen Signale aus der Unternehmenszentrale mit der Anleihe und dem Aktienrückkauf. Dennoch könnte ein Ausbruch über 50 US-Dollar eine schöne Rally bringen. Wer möchte, kann sich per Stopp-Buy einstoppen. Dennoch die Absicherung nach unten für den Fall der Fälle nicht vergessen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.